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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Singapore.

An den Landungsplatz grenzt zunächst das europäische Viertel
mit schönen Bauten, prächtigen Gärten, zahlreichen Hotels und Kirchen.
Hier befindet sich auch der Amtssitz des Gouverneurs und der aller
Regierungsbehörden der Provinz. Die Hotels besitzen weitläufige
Räumlichkeiten, um den periodischen Ueberfluthungen durch an-
kommende Gäste Rechnung zu tragen; den klimatischen Verhältnissen
entsprechend sind sie luftig gebaut und mit zahlreichen Bädern ver-
sehen. Das europäische Viertel bietet, abgesehen von dem bunten
Völkergemisch, das die Strassen belebt, ein vollkommen europäisches
Bild. Vor dem hübschen und ausgedehnten Gymkhana-Clubhouse
befindet sich die Esplanade, ein sorgfältig gepflegter Rasenplatz mit
einer Statue des Sir Thomas Stamford Raffles und einem Musik-
pavillon; unweit hievon liegt die in gothischem Style erbaute Kathe-
drale sowie das durch seine mächtigen Dimensionen hervorragende
"Hotel d'Europe". Die Gebäude der französischen Mission und die
portugiesische Kirche liegen ebenfalls im europäischen Viertel.

Ein überaus interessantes Bild gewährt das chinesische Viertel,
das im südwestlichen Theile der Stadt, südlich vom Singapore River,
gelegen ist. Zwischen den meist blaugetünchten Häusern dieses
Viertels befinden sich viele Buddha-Tempel und zahlreiche Verkaufs-
läden von eigenartigen chinesischen Leckerbissen; ein grosser Bazar
heimischer Erzeugnisse und viele offene Werkstätten ergänzen den
fremdartigen Eindruck, den dieser Stadttheil trotz seines regelmässigen
Baues und seiner relativen Reinlichkeit hervorruft.

An der Mündung des vorgenannten Flusses, der die Stadt in
zwei Theile trennt, liegt ein trefflich ausgerüstetes Fort.

An das chinesische grenzen das indische und das malayische
Viertel; ausserhalb derselben, in einem weiten Bogen um die ganze
Stadt, erstrecken sich zahlreiche malayische Kampongs und chinesische
Niederlassungen; südlich vom Chinesenviertel befinden sich in einer
Bucht, New Harbour genannt, die grossartigen Etablissements der
Penninsular and Oriental Steam Navigation Company. Weiter land-
einwärts liegen an den schönsten Punkten der Insel die Landsitze
der wohlhabenderen Classen, bequem eingerichtete "Bungalows" mit
schattigen Gärten. Reiche Leute kaufen meist einen der vielen Hügel,
welche die Insel erfüllen, bauen auf dem Gipfel das Wohnhaus und
verwandeln den Hügel selbst in einen Park.

Wenngleich die Bevölkerung der Insel ihren Erwerb haupt-
sächlich in der Handelsthätigkeit findet, so ist doch auch schon die
ganze Insel von Culturen durchzogen, deren stetig fortschreitender Aus-

Singapore.

An den Landungsplatz grenzt zunächst das europäische Viertel
mit schönen Bauten, prächtigen Gärten, zahlreichen Hôtels und Kirchen.
Hier befindet sich auch der Amtssitz des Gouverneurs und der aller
Regierungsbehörden der Provinz. Die Hôtels besitzen weitläufige
Räumlichkeiten, um den periodischen Ueberfluthungen durch an-
kommende Gäste Rechnung zu tragen; den klimatischen Verhältnissen
entsprechend sind sie luftig gebaut und mit zahlreichen Bädern ver-
sehen. Das europäische Viertel bietet, abgesehen von dem bunten
Völkergemisch, das die Strassen belebt, ein vollkommen europäisches
Bild. Vor dem hübschen und ausgedehnten Gymkhana-Clubhouse
befindet sich die Esplanade, ein sorgfältig gepflegter Rasenplatz mit
einer Statue des Sir Thomas Stamford Raffles und einem Musik-
pavillon; unweit hievon liegt die in gothischem Style erbaute Kathe-
drale sowie das durch seine mächtigen Dimensionen hervorragende
„Hôtel d’Europe“. Die Gebäude der französischen Mission und die
portugiesische Kirche liegen ebenfalls im europäischen Viertel.

Ein überaus interessantes Bild gewährt das chinesische Viertel,
das im südwestlichen Theile der Stadt, südlich vom Singapore River,
gelegen ist. Zwischen den meist blaugetünchten Häusern dieses
Viertels befinden sich viele Buddha-Tempel und zahlreiche Verkaufs-
läden von eigenartigen chinesischen Leckerbissen; ein grosser Bazar
heimischer Erzeugnisse und viele offene Werkstätten ergänzen den
fremdartigen Eindruck, den dieser Stadttheil trotz seines regelmässigen
Baues und seiner relativen Reinlichkeit hervorruft.

An der Mündung des vorgenannten Flusses, der die Stadt in
zwei Theile trennt, liegt ein trefflich ausgerüstetes Fort.

An das chinesische grenzen das indische und das malayische
Viertel; ausserhalb derselben, in einem weiten Bogen um die ganze
Stadt, erstrecken sich zahlreiche malayische Kampongs und chinesische
Niederlassungen; südlich vom Chinesenviertel befinden sich in einer
Bucht, New Harbour genannt, die grossartigen Etablissements der
Penninsular and Oriental Steam Navigation Company. Weiter land-
einwärts liegen an den schönsten Punkten der Insel die Landsitze
der wohlhabenderen Classen, bequem eingerichtete „Bungalows“ mit
schattigen Gärten. Reiche Leute kaufen meist einen der vielen Hügel,
welche die Insel erfüllen, bauen auf dem Gipfel das Wohnhaus und
verwandeln den Hügel selbst in einen Park.

Wenngleich die Bevölkerung der Insel ihren Erwerb haupt-
sächlich in der Handelsthätigkeit findet, so ist doch auch schon die
ganze Insel von Culturen durchzogen, deren stetig fortschreitender Aus-

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[519/0535] Singapore. An den Landungsplatz grenzt zunächst das europäische Viertel mit schönen Bauten, prächtigen Gärten, zahlreichen Hôtels und Kirchen. Hier befindet sich auch der Amtssitz des Gouverneurs und der aller Regierungsbehörden der Provinz. Die Hôtels besitzen weitläufige Räumlichkeiten, um den periodischen Ueberfluthungen durch an- kommende Gäste Rechnung zu tragen; den klimatischen Verhältnissen entsprechend sind sie luftig gebaut und mit zahlreichen Bädern ver- sehen. Das europäische Viertel bietet, abgesehen von dem bunten Völkergemisch, das die Strassen belebt, ein vollkommen europäisches Bild. Vor dem hübschen und ausgedehnten Gymkhana-Clubhouse befindet sich die Esplanade, ein sorgfältig gepflegter Rasenplatz mit einer Statue des Sir Thomas Stamford Raffles und einem Musik- pavillon; unweit hievon liegt die in gothischem Style erbaute Kathe- drale sowie das durch seine mächtigen Dimensionen hervorragende „Hôtel d’Europe“. Die Gebäude der französischen Mission und die portugiesische Kirche liegen ebenfalls im europäischen Viertel. Ein überaus interessantes Bild gewährt das chinesische Viertel, das im südwestlichen Theile der Stadt, südlich vom Singapore River, gelegen ist. Zwischen den meist blaugetünchten Häusern dieses Viertels befinden sich viele Buddha-Tempel und zahlreiche Verkaufs- läden von eigenartigen chinesischen Leckerbissen; ein grosser Bazar heimischer Erzeugnisse und viele offene Werkstätten ergänzen den fremdartigen Eindruck, den dieser Stadttheil trotz seines regelmässigen Baues und seiner relativen Reinlichkeit hervorruft. An der Mündung des vorgenannten Flusses, der die Stadt in zwei Theile trennt, liegt ein trefflich ausgerüstetes Fort. An das chinesische grenzen das indische und das malayische Viertel; ausserhalb derselben, in einem weiten Bogen um die ganze Stadt, erstrecken sich zahlreiche malayische Kampongs und chinesische Niederlassungen; südlich vom Chinesenviertel befinden sich in einer Bucht, New Harbour genannt, die grossartigen Etablissements der Penninsular and Oriental Steam Navigation Company. Weiter land- einwärts liegen an den schönsten Punkten der Insel die Landsitze der wohlhabenderen Classen, bequem eingerichtete „Bungalows“ mit schattigen Gärten. Reiche Leute kaufen meist einen der vielen Hügel, welche die Insel erfüllen, bauen auf dem Gipfel das Wohnhaus und verwandeln den Hügel selbst in einen Park. Wenngleich die Bevölkerung der Insel ihren Erwerb haupt- sächlich in der Handelsthätigkeit findet, so ist doch auch schon die ganze Insel von Culturen durchzogen, deren stetig fortschreitender Aus-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/535>, abgerufen am 22.11.2024.