Bei diesen Ziffern ist der Küstenhandel nicht eingerechnet; daher sind bei den auslaufenden Schiffen jene weggelassen, welche hier einliefen und dann nach New-York weiterreisten.
In dem hier ausgewiesenen Verkehre dominirt die englische Flagge mit drei Vierteln der gesammten Tonnenzahl; die amerikanische liefert nur 16 %; an dem Rest sind zumeist die norwegische, die belgische, die spanische und die deutsche Flagge betheiligt. Wenn wir von den Norwegern, diesen Frachtenführern der Meere, absehen, so erhalten wir im Verein mit den Bemerkungen über die Herkunft des Importes und die Richtung des Exportes ein Bild der Handels- stellung Bostons.
Etwa den vierten Theil des Verkehres vermitteln noch die Segelschiffe; ein Handelsartikel nach dem andern geht diesen verloren und wendet sich den Dampfern zu, so seit Anfang 1888 der ganze Zuckerimport; nur Melasse ist ihnen geblieben.
Die Küstenschiffahrt wird lebhaft mit den Provinzen Canadas und den Südstaaten betrieben; Landesfrüchte, Holz und Eis sind die wichtigsten Fracht- gegenstände. Von fremden Schiffen finden nur Dampfer Verwendung.
Boston liegt um drei Längengrade näher zu Europa als New-York; die Zahl seiner regelmässigen Dampferverbindungen mit Europa, nament- lich mit den englischen Plätzen Liverpool, London, Hull und Glasgow, ist 1888 stark gestiegen; manche reguläre Linien haben ihre Ab- fahrten auf fünf bis sechs im Monate ausgedehnt.
Die directe Post aus Europa kommt mit der Cunard-Line, die jeden Donnerstag von Liverpool über Queenstown nach Boston geht, und von dort jeden Sonnabend zurückkehrt. Boston ist auch ein wich- tiger Hafen für Einwanderer, von denen 1887 hier 46.819 Personen landeten. Die meisten gehen nach dem Westen, dagegen bleiben die zu Lande kommenden Canadier in Massachusetts und Vermont.
Die gegen Europa vorgeschobene Lage Bostons empfahl die Umgebung als Anknüpfungspunkt für transatlantische Kabel. In Boston landet das 1879 gelegte Kabel der Compagnie francaise du telegraphe de Paris a New-York, das von Brest ausgeht und in St. Pierre eine Zwischenstation macht. Drei weitere Kabel enden nicht weit von Boston.
Acht Eisenbahnen haben in Boston ihren Endpunkt. Die wichtig- sten sind die Küstenbahnen nach Nordosten, nach Portland und darüber hinaus; die Verbindung nach Montreal und Quebec im Norden; die Bahn, welche nach Westen über Albany, Buffalo, Toledo nach Chicago führt, und endlich die Linie über Providence und New-Haven nach New-York.
Der grosse Geldverkehr dieser reichen und unternehmenden Stadt, in der viele Bankinstitute ihren Sitz haben, wird durch ein Clearinghouse geregelt.
Die atlantische Küste von Amerika.
Bei diesen Ziffern ist der Küstenhandel nicht eingerechnet; daher sind bei den auslaufenden Schiffen jene weggelassen, welche hier einliefen und dann nach New-York weiterreisten.
In dem hier ausgewiesenen Verkehre dominirt die englische Flagge mit drei Vierteln der gesammten Tonnenzahl; die amerikanische liefert nur 16 %; an dem Rest sind zumeist die norwegische, die belgische, die spanische und die deutsche Flagge betheiligt. Wenn wir von den Norwegern, diesen Frachtenführern der Meere, absehen, so erhalten wir im Verein mit den Bemerkungen über die Herkunft des Importes und die Richtung des Exportes ein Bild der Handels- stellung Bostons.
Etwa den vierten Theil des Verkehres vermitteln noch die Segelschiffe; ein Handelsartikel nach dem andern geht diesen verloren und wendet sich den Dampfern zu, so seit Anfang 1888 der ganze Zuckerimport; nur Melasse ist ihnen geblieben.
Die Küstenschiffahrt wird lebhaft mit den Provinzen Canadas und den Südstaaten betrieben; Landesfrüchte, Holz und Eis sind die wichtigsten Fracht- gegenstände. Von fremden Schiffen finden nur Dampfer Verwendung.
Boston liegt um drei Längengrade näher zu Europa als New-York; die Zahl seiner regelmässigen Dampferverbindungen mit Europa, nament- lich mit den englischen Plätzen Liverpool, London, Hull und Glasgow, ist 1888 stark gestiegen; manche reguläre Linien haben ihre Ab- fahrten auf fünf bis sechs im Monate ausgedehnt.
Die directe Post aus Europa kommt mit der Cunard-Line, die jeden Donnerstag von Liverpool über Queenstown nach Boston geht, und von dort jeden Sonnabend zurückkehrt. Boston ist auch ein wich- tiger Hafen für Einwanderer, von denen 1887 hier 46.819 Personen landeten. Die meisten gehen nach dem Westen, dagegen bleiben die zu Lande kommenden Canadier in Massachusetts und Vermont.
Die gegen Europa vorgeschobene Lage Bostons empfahl die Umgebung als Anknüpfungspunkt für transatlantische Kabel. In Boston landet das 1879 gelegte Kabel der Compagnie française du télégraphe de Paris à New-York, das von Brest ausgeht und in St. Pierre eine Zwischenstation macht. Drei weitere Kabel enden nicht weit von Boston.
Acht Eisenbahnen haben in Boston ihren Endpunkt. Die wichtig- sten sind die Küstenbahnen nach Nordosten, nach Portland und darüber hinaus; die Verbindung nach Montreal und Quebec im Norden; die Bahn, welche nach Westen über Albany, Buffalo, Toledo nach Chicago führt, und endlich die Linie über Providence und New-Haven nach New-York.
Der grosse Geldverkehr dieser reichen und unternehmenden Stadt, in der viele Bankinstitute ihren Sitz haben, wird durch ein Clearinghouse geregelt.
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[44/0060]
Die atlantische Küste von Amerika.
Bei diesen Ziffern ist der Küstenhandel nicht eingerechnet; daher sind bei
den auslaufenden Schiffen jene weggelassen, welche hier einliefen und dann nach
New-York weiterreisten.
In dem hier ausgewiesenen Verkehre dominirt die englische Flagge mit
drei Vierteln der gesammten Tonnenzahl; die amerikanische liefert nur 16 %;
an dem Rest sind zumeist die norwegische, die belgische, die spanische und die
deutsche Flagge betheiligt. Wenn wir von den Norwegern, diesen Frachtenführern
der Meere, absehen, so erhalten wir im Verein mit den Bemerkungen über die
Herkunft des Importes und die Richtung des Exportes ein Bild der Handels-
stellung Bostons.
Etwa den vierten Theil des Verkehres vermitteln noch die Segelschiffe;
ein Handelsartikel nach dem andern geht diesen verloren und wendet sich den
Dampfern zu, so seit Anfang 1888 der ganze Zuckerimport; nur Melasse ist
ihnen geblieben.
Die Küstenschiffahrt wird lebhaft mit den Provinzen Canadas und den
Südstaaten betrieben; Landesfrüchte, Holz und Eis sind die wichtigsten Fracht-
gegenstände. Von fremden Schiffen finden nur Dampfer Verwendung.
Boston liegt um drei Längengrade näher zu Europa als New-York;
die Zahl seiner regelmässigen Dampferverbindungen mit Europa, nament-
lich mit den englischen Plätzen Liverpool, London, Hull und Glasgow,
ist 1888 stark gestiegen; manche reguläre Linien haben ihre Ab-
fahrten auf fünf bis sechs im Monate ausgedehnt.
Die directe Post aus Europa kommt mit der Cunard-Line, die
jeden Donnerstag von Liverpool über Queenstown nach Boston geht,
und von dort jeden Sonnabend zurückkehrt. Boston ist auch ein wich-
tiger Hafen für Einwanderer, von denen 1887 hier 46.819 Personen
landeten. Die meisten gehen nach dem Westen, dagegen bleiben die
zu Lande kommenden Canadier in Massachusetts und Vermont.
Die gegen Europa vorgeschobene Lage Bostons empfahl die
Umgebung als Anknüpfungspunkt für transatlantische Kabel. In Boston
landet das 1879 gelegte Kabel der Compagnie française du télégraphe
de Paris à New-York, das von Brest ausgeht und in St. Pierre eine
Zwischenstation macht. Drei weitere Kabel enden nicht weit von
Boston.
Acht Eisenbahnen haben in Boston ihren Endpunkt. Die wichtig-
sten sind die Küstenbahnen nach Nordosten, nach Portland und darüber
hinaus; die Verbindung nach Montreal und Quebec im Norden; die Bahn,
welche nach Westen über Albany, Buffalo, Toledo nach Chicago führt,
und endlich die Linie über Providence und New-Haven nach New-York.
Der grosse Geldverkehr dieser reichen und unternehmenden
Stadt, in der viele Bankinstitute ihren Sitz haben, wird durch ein
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/60>, abgerufen am 24.11.2024.
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