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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Bombay.
Arabien (5,475.221 Rup.), Frankreich (3,176.521 Rup.), der asiatischen Türkei, Per-
sien, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Aegypten, Aden, Oesterreich-Ungarn
und Ostafrika.

Edelmetalle werden ausgeführt nach England (4,443.023 Rup.), Ceylon,
Mauritius, Arabien und den Straits Settlements.

Bombay besitzt eine bedeutende und stetig wachsende Industrie. An
erster Stelle steht die hochentwickelte Baumwollindustrie, welche der englischen
bereits jetzt eine starke Concurrenz bereitet und in China und Japan immer
grössere Absatzgebiete erwirbt. Der grosse Vortheil, den die indische Baumwoll-
industrie vor England voraus hat, ist namentlich der Umstand, dass das Roh-
material so zu sagen vor der Thüre der Fabrik wächst und so nicht nur die Fracht
für den Rohstoff erspart wird, sondern dass auch das Fabricat viel billiger an den
Absatzort geliefert werden kann, weil der Weg von Bombay nach Ostasien nicht
halb so weit ist, wie der von England. Ausserdem kommen noch die un-
glaublich billigen Arbeitslöhne der indischen Fabriksarbeiter und Werkführer in
Betracht (dieselben beziehen in Indien zwischen 5--30, in England 90--150 Rup.
monatlich). Der rapide Aufschwung der indischen Baumwollindustrie, getragen
von englischem Golde, macht es begreiflich, dass die Entwicklung der Ereignisse
von Seite der englischen Fabrikanten mit einiger Besorgniss betrachtet wird.
Der Absatz der Baumwollgewebe Bombays macht auch in Arabien und Ostafrika
rasche Fortschritte. Der Verein der Baumwollindustriellen unterhält in Aden
eine ständige Agentur, welche diesen Handel vermittelt. Die Baumwollfabriken in
Bombay zahlten in den letzten Jahren Dividenden von 10 und 14 %.

Nachstehende Tabelle gibt ein übersichtliches Bild über die Thätigkeit der
Baumwollfabriken und den Fortschritt der indischen Baumwollindustrie seit dem
Jahre 1877.

[Tabelle]

Von den 114 Baumwollfabriken, welche 1890 in Indien bestanden, waren
82 in der Präsidentschaft Bombay und 60 von diesen in der Hauptstadt derselben.

Bombay ist ferner der Hauptsitz der indischen Mühlenindustrie. Die Mehlaus-
fuhr macht auch ungeahnte Fortschritte und richtet sich nach Aegypten, Aden,
Arabien, Persien, Ceylon, Singapore, Sansibar, Natal, ja sogar nach Italien und
der Türkei. Sie stieg in den Jahren 1883--1887 von 34.080 q auf 1,787.209 q.

Von 8 Papierfabriken, die (1890) in Indien bestehen, sind 4 in der Präsident-
schaft Bombay.

Der Schiffbau wird in Bombay in ausgedehnter Weise betrieben und auf
diesem Gebiete Vorzügliches geleistet. Zum Docken und Ausbessern der Schiffe
bestehen in Bombay 5 Docks, darunter 2 Trockendocks, und ein hydraulisches
Slipdock bei Hog Island, 5 Meilen von Bombay.

Ein anderer grosser Industriezweig, der aber nicht fabriksmässig betrieben

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 77

Bombay.
Arabien (5,475.221 Rup.), Frankreich (3,176.521 Rup.), der asiatischen Türkei, Per-
sien, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Aegypten, Aden, Oesterreich-Ungarn
und Ostafrika.

Edelmetalle werden ausgeführt nach England (4,443.023 Rup.), Ceylon,
Mauritius, Arabien und den Straits Settlements.

Bombay besitzt eine bedeutende und stetig wachsende Industrie. An
erster Stelle steht die hochentwickelte Baumwollindustrie, welche der englischen
bereits jetzt eine starke Concurrenz bereitet und in China und Japan immer
grössere Absatzgebiete erwirbt. Der grosse Vortheil, den die indische Baumwoll-
industrie vor England voraus hat, ist namentlich der Umstand, dass das Roh-
material so zu sagen vor der Thüre der Fabrik wächst und so nicht nur die Fracht
für den Rohstoff erspart wird, sondern dass auch das Fabricat viel billiger an den
Absatzort geliefert werden kann, weil der Weg von Bombay nach Ostasien nicht
halb so weit ist, wie der von England. Ausserdem kommen noch die un-
glaublich billigen Arbeitslöhne der indischen Fabriksarbeiter und Werkführer in
Betracht (dieselben beziehen in Indien zwischen 5—30, in England 90—150 Rup.
monatlich). Der rapide Aufschwung der indischen Baumwollindustrie, getragen
von englischem Golde, macht es begreiflich, dass die Entwicklung der Ereignisse
von Seite der englischen Fabrikanten mit einiger Besorgniss betrachtet wird.
Der Absatz der Baumwollgewebe Bombays macht auch in Arabien und Ostafrika
rasche Fortschritte. Der Verein der Baumwollindustriellen unterhält in Aden
eine ständige Agentur, welche diesen Handel vermittelt. Die Baumwollfabriken in
Bombay zahlten in den letzten Jahren Dividenden von 10 und 14 %.

Nachstehende Tabelle gibt ein übersichtliches Bild über die Thätigkeit der
Baumwollfabriken und den Fortschritt der indischen Baumwollindustrie seit dem
Jahre 1877.

[Tabelle]

Von den 114 Baumwollfabriken, welche 1890 in Indien bestanden, waren
82 in der Präsidentschaft Bombay und 60 von diesen in der Hauptstadt derselben.

Bombay ist ferner der Hauptsitz der indischen Mühlenindustrie. Die Mehlaus-
fuhr macht auch ungeahnte Fortschritte und richtet sich nach Aegypten, Aden,
Arabien, Persien, Ceylon, Singapore, Sansibar, Natal, ja sogar nach Italien und
der Türkei. Sie stieg in den Jahren 1883—1887 von 34.080 q auf 1,787.209 q.

Von 8 Papierfabriken, die (1890) in Indien bestehen, sind 4 in der Präsident-
schaft Bombay.

Der Schiffbau wird in Bombay in ausgedehnter Weise betrieben und auf
diesem Gebiete Vorzügliches geleistet. Zum Docken und Ausbessern der Schiffe
bestehen in Bombay 5 Docks, darunter 2 Trockendocks, und ein hydraulisches
Slipdock bei Hog Island, 5 Meilen von Bombay.

Ein anderer grosser Industriezweig, der aber nicht fabriksmässig betrieben

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 77
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[609/0625] Bombay. Arabien (5,475.221 Rup.), Frankreich (3,176.521 Rup.), der asiatischen Türkei, Per- sien, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Aegypten, Aden, Oesterreich-Ungarn und Ostafrika. Edelmetalle werden ausgeführt nach England (4,443.023 Rup.), Ceylon, Mauritius, Arabien und den Straits Settlements. Bombay besitzt eine bedeutende und stetig wachsende Industrie. An erster Stelle steht die hochentwickelte Baumwollindustrie, welche der englischen bereits jetzt eine starke Concurrenz bereitet und in China und Japan immer grössere Absatzgebiete erwirbt. Der grosse Vortheil, den die indische Baumwoll- industrie vor England voraus hat, ist namentlich der Umstand, dass das Roh- material so zu sagen vor der Thüre der Fabrik wächst und so nicht nur die Fracht für den Rohstoff erspart wird, sondern dass auch das Fabricat viel billiger an den Absatzort geliefert werden kann, weil der Weg von Bombay nach Ostasien nicht halb so weit ist, wie der von England. Ausserdem kommen noch die un- glaublich billigen Arbeitslöhne der indischen Fabriksarbeiter und Werkführer in Betracht (dieselben beziehen in Indien zwischen 5—30, in England 90—150 Rup. monatlich). Der rapide Aufschwung der indischen Baumwollindustrie, getragen von englischem Golde, macht es begreiflich, dass die Entwicklung der Ereignisse von Seite der englischen Fabrikanten mit einiger Besorgniss betrachtet wird. Der Absatz der Baumwollgewebe Bombays macht auch in Arabien und Ostafrika rasche Fortschritte. Der Verein der Baumwollindustriellen unterhält in Aden eine ständige Agentur, welche diesen Handel vermittelt. Die Baumwollfabriken in Bombay zahlten in den letzten Jahren Dividenden von 10 und 14 %. Nachstehende Tabelle gibt ein übersichtliches Bild über die Thätigkeit der Baumwollfabriken und den Fortschritt der indischen Baumwollindustrie seit dem Jahre 1877. Von den 114 Baumwollfabriken, welche 1890 in Indien bestanden, waren 82 in der Präsidentschaft Bombay und 60 von diesen in der Hauptstadt derselben. Bombay ist ferner der Hauptsitz der indischen Mühlenindustrie. Die Mehlaus- fuhr macht auch ungeahnte Fortschritte und richtet sich nach Aegypten, Aden, Arabien, Persien, Ceylon, Singapore, Sansibar, Natal, ja sogar nach Italien und der Türkei. Sie stieg in den Jahren 1883—1887 von 34.080 q auf 1,787.209 q. Von 8 Papierfabriken, die (1890) in Indien bestehen, sind 4 in der Präsident- schaft Bombay. Der Schiffbau wird in Bombay in ausgedehnter Weise betrieben und auf diesem Gebiete Vorzügliches geleistet. Zum Docken und Ausbessern der Schiffe bestehen in Bombay 5 Docks, darunter 2 Trockendocks, und ein hydraulisches Slipdock bei Hog Island, 5 Meilen von Bombay. Ein anderer grosser Industriezweig, der aber nicht fabriksmässig betrieben Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 77

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/625>, abgerufen am 22.11.2024.