Moschee, welche sich auf einem grösseren, von Bogengängen be- grenzten Platze befindet. In diesen Bogengängen sieht man auch oft die dem persischen Volksleben eigenthümlichen Naggals (Ge- schichtenerzähler), die sich durch Vortrag von Stücken aus Firdusi's "Schahnahme" und anderen Dichtungen, sowie von mündlich über- lieferten Sagen und Geschichten eine nie versiegende Einnahmsquelle schaffen.
Während der heissen Jahreszeit flüchtet jeder, der dies kann, nach dem eine Meile entfernten, etwas höher gelegenen Minau (Minab), um der unerträglichen Hitze zu entgehen. Die Bevölkerung sinkt in dieser Zeit von etwa 12.000 auf nur 3000--4000 Seelen herab.
Auf ihrer Linie Bombay-Kurrachee-Basrah laufen die Dampfer der British India Steam Navigation Cy. auch Maskat an, die Haupt- stadt des Staates Oman, der die Südostküste Arabiens einnimmt.
Die Stadt Maskat liegt im Hintergrunde eines Kessels, den eine Reihe scharfkantiger, dunkelbrauner Hügel einschliesst, und erstreckt sich mit ihren weissen Häusern bis an die Ufer der Bucht und spiegelt sich wieder in deren hellgrünem Wasser. Runde und vier- ekige Thürmchen krönen die 30--150 m hohen Hügel und schützen den Zugang zur Stadt gegen die Stämme des inneren Arabiens.
Eine Insel liegt vor dem Eingange des nicht grossen aber ge- nügend tiefen, sicheren Hafens. Die beiden Seiten der Insel decken castellartige Forts, alten Ritterburgen gleichend.
In den Ecken zwischen den übrigen Felsrücken erblickt man die Häuserlinien der Fischerdörfer Kabla und Ryan und das Gewirre der weissen Häuser der Handelsstadt Mattrah (Materah). Dieses Bild sucht an malerischer Schönheit seinesgleichen.
Obwohl Maskat der feste Platz des Landes, die Residenz des Sultans und der Wohnsitz der grösseren Kaufleute ist, befindet sich die grössere Zahl der Einwohner und der Haupthandelsverkehr doch in dem etwa 3 km entfernten Mattrah. Der Hafen desselben ist ebenso sicher; alle Producte des Inlandes werden hier durch die Karawanen zu Markte gebracht, und hier machen auch die Beduinen aus dem Innern ihre Einkäufe.
Maskat ist gegenwärtig nur mehr Stapelplatz für Oman und einen Theil Arabiens.
Das Haupterzeugniss des Landes sind Datteln, von welchen jährlich für eine Million Gulden ausgeführt werden. Eingeführt werden Zucker, Kaffee, Reis, Mehl und ungebleichte Baumwollwaaren.
Der indische Ocean.
Moschee, welche sich auf einem grösseren, von Bogengängen be- grenzten Platze befindet. In diesen Bogengängen sieht man auch oft die dem persischen Volksleben eigenthümlichen Naggals (Ge- schichtenerzähler), die sich durch Vortrag von Stücken aus Firdusi’s „Schâhnâhme“ und anderen Dichtungen, sowie von mündlich über- lieferten Sagen und Geschichten eine nie versiegende Einnahmsquelle schaffen.
Während der heissen Jahreszeit flüchtet jeder, der dies kann, nach dem eine Meile entfernten, etwas höher gelegenen Mínau (Minab), um der unerträglichen Hitze zu entgehen. Die Bevölkerung sinkt in dieser Zeit von etwa 12.000 auf nur 3000—4000 Seelen herab.
Auf ihrer Linie Bombay-Kurrachee-Basrah laufen die Dampfer der British India Steam Navigation Cy. auch Maskat an, die Haupt- stadt des Staates Oman, der die Südostküste Arabiens einnimmt.
Die Stadt Maskat liegt im Hintergrunde eines Kessels, den eine Reihe scharfkantiger, dunkelbrauner Hügel einschliesst, und erstreckt sich mit ihren weissen Häusern bis an die Ufer der Bucht und spiegelt sich wieder in deren hellgrünem Wasser. Runde und vier- ekige Thürmchen krönen die 30—150 m hohen Hügel und schützen den Zugang zur Stadt gegen die Stämme des inneren Arabiens.
Eine Insel liegt vor dem Eingange des nicht grossen aber ge- nügend tiefen, sicheren Hafens. Die beiden Seiten der Insel decken castellartige Forts, alten Ritterburgen gleichend.
In den Ecken zwischen den übrigen Felsrücken erblickt man die Häuserlinien der Fischerdörfer Kabla und Ryan und das Gewirre der weissen Häuser der Handelsstadt Mattrah (Materah). Dieses Bild sucht an malerischer Schönheit seinesgleichen.
Obwohl Maskat der feste Platz des Landes, die Residenz des Sultans und der Wohnsitz der grösseren Kaufleute ist, befindet sich die grössere Zahl der Einwohner und der Haupthandelsverkehr doch in dem etwa 3 km entfernten Mattrah. Der Hafen desselben ist ebenso sicher; alle Producte des Inlandes werden hier durch die Karawanen zu Markte gebracht, und hier machen auch die Beduinen aus dem Innern ihre Einkäufe.
Maskat ist gegenwärtig nur mehr Stapelplatz für Oman und einen Theil Arabiens.
Das Haupterzeugniss des Landes sind Datteln, von welchen jährlich für eine Million Gulden ausgeführt werden. Eingeführt werden Zucker, Kaffee, Reis, Mehl und ungebleichte Baumwollwaaren.
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Der indische Ocean.
Moschee, welche sich auf einem grösseren, von Bogengängen be-
grenzten Platze befindet. In diesen Bogengängen sieht man auch
oft die dem persischen Volksleben eigenthümlichen Naggals (Ge-
schichtenerzähler), die sich durch Vortrag von Stücken aus Firdusi’s
„Schâhnâhme“ und anderen Dichtungen, sowie von mündlich über-
lieferten Sagen und Geschichten eine nie versiegende Einnahmsquelle
schaffen.
Während der heissen Jahreszeit flüchtet jeder, der dies kann,
nach dem eine Meile entfernten, etwas höher gelegenen Mínau (Minab),
um der unerträglichen Hitze zu entgehen. Die Bevölkerung sinkt in
dieser Zeit von etwa 12.000 auf nur 3000—4000 Seelen herab.
Auf ihrer Linie Bombay-Kurrachee-Basrah laufen die Dampfer
der British India Steam Navigation Cy. auch Maskat an, die Haupt-
stadt des Staates Oman, der die Südostküste Arabiens einnimmt.
Die Stadt Maskat liegt im Hintergrunde eines Kessels, den eine
Reihe scharfkantiger, dunkelbrauner Hügel einschliesst, und erstreckt
sich mit ihren weissen Häusern bis an die Ufer der Bucht und
spiegelt sich wieder in deren hellgrünem Wasser. Runde und vier-
ekige Thürmchen krönen die 30—150 m hohen Hügel und schützen
den Zugang zur Stadt gegen die Stämme des inneren Arabiens.
Eine Insel liegt vor dem Eingange des nicht grossen aber ge-
nügend tiefen, sicheren Hafens. Die beiden Seiten der Insel decken
castellartige Forts, alten Ritterburgen gleichend.
In den Ecken zwischen den übrigen Felsrücken erblickt man
die Häuserlinien der Fischerdörfer Kabla und Ryan und das Gewirre
der weissen Häuser der Handelsstadt Mattrah (Materah). Dieses Bild
sucht an malerischer Schönheit seinesgleichen.
Obwohl Maskat der feste Platz des Landes, die Residenz des
Sultans und der Wohnsitz der grösseren Kaufleute ist, befindet sich
die grössere Zahl der Einwohner und der Haupthandelsverkehr doch
in dem etwa 3 km entfernten Mattrah. Der Hafen desselben ist ebenso
sicher; alle Producte des Inlandes werden hier durch die Karawanen
zu Markte gebracht, und hier machen auch die Beduinen aus dem
Innern ihre Einkäufe.
Maskat ist gegenwärtig nur mehr Stapelplatz für Oman und einen Theil
Arabiens.
Das Haupterzeugniss des Landes sind Datteln, von welchen jährlich für
eine Million Gulden ausgeführt werden. Eingeführt werden Zucker, Kaffee, Reis,
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/640>, abgerufen am 22.11.2024.
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