An der Ostküste, der arabischen Seite, des Rothen Meeres folgen sich vier Häfen vom Süden nach Norden, nämlich Hodeida (Ho- deidah), Lokeya (Lokijah), Dscheddah, (Jiddah) und Yambo (Yenbo, Port of Medina). Die beiden erstgenannten haben insoferne einige Bedeutung, als sie den Handel mit Yemen vermitteln; in Hodeida, dem an Bevölkerung grösseren Platze, gelangt namentlich der Kaffee von Mokka zur Ausfuhr, während Lokeya sich besonders mit dem Perlmutterhandel beschäftigt.
Wichtiger jedoch als die beiden eben genannten ist Dscheddah, der Hafenplatz der allen Mohammedanern heiligsten Stadt Mekka und des Landes Hedschas (Hidscha). Dscheddah hat einen schwer zugänglichen, jedoch sehr guten, von einer dreifachen Linie von Fels- riffen geschützten Hafen. Die Stadt bietet, vom Meere aus gesehen, keinen ungünstigen Eindruck. Sie ist von befestigten Mauerwällen eingeschlossen und besitzt stattliche Gebäude in reiner arabischer Bau- art, deren bedeutende Höhe (sie haben bis drei und vier Stockwerke), imponirt. Die Strassen sind im Allgemeinen breit, jedoch ungepflastert; die Vorstädte werden von elenden Hütten gebildet. Die Häuser der Stadt sind, namentlich an Balkonen, Thüren und Fenstern mit vieler, oft fein und kunstvoll ausgeführter Holzarbeit, versehen. Durch feste Thore, deren je eines gegen je eine Himmelsrichtung gerichtet ist, ge- langt man in das Innere der Stadt. Hier zeigt sich durchweg noch echt orientalisches Gepräge. Vielleicht keine Stadt des Orientes hat so sehr und so zähe den muselmännischen Charakter festgehalten, als Dscheddah, allwo noch vor Kurzem Europäer sich nicht ohne Gefahr aufhalten konnten. Es begreift sich dies aber leicht. Jahraus, jahr- ein wälzt sich der Strom der frommen Pilger durch Dscheddah nach dem benachbarten Mekka, wo sie am Grabe des Propheten ihre An- dacht verrichten und an der Geburtsstätte des Islams in gläubigen Erinnerungen schwelgen. Wer aber die beschwerliche Pilgerfahrt
Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 80
Dscheddah.
An der Ostküste, der arabischen Seite, des Rothen Meeres folgen sich vier Häfen vom Süden nach Norden, nämlich Hodeida (Ho- deidah), Lokeya (Lokijah), Dscheddah, (Jiddah) und Yambo (Yenbo, Port of Medina). Die beiden erstgenannten haben insoferne einige Bedeutung, als sie den Handel mit Yemen vermitteln; in Hodeida, dem an Bevölkerung grösseren Platze, gelangt namentlich der Kaffee von Mokka zur Ausfuhr, während Lokeya sich besonders mit dem Perlmutterhandel beschäftigt.
Wichtiger jedoch als die beiden eben genannten ist Dscheddah, der Hafenplatz der allen Mohammedanern heiligsten Stadt Mekka und des Landes Hedschas (Hidscha). Dscheddah hat einen schwer zugänglichen, jedoch sehr guten, von einer dreifachen Linie von Fels- riffen geschützten Hafen. Die Stadt bietet, vom Meere aus gesehen, keinen ungünstigen Eindruck. Sie ist von befestigten Mauerwällen eingeschlossen und besitzt stattliche Gebäude in reiner arabischer Bau- art, deren bedeutende Höhe (sie haben bis drei und vier Stockwerke), imponirt. Die Strassen sind im Allgemeinen breit, jedoch ungepflastert; die Vorstädte werden von elenden Hütten gebildet. Die Häuser der Stadt sind, namentlich an Balkonen, Thüren und Fenstern mit vieler, oft fein und kunstvoll ausgeführter Holzarbeit, versehen. Durch feste Thore, deren je eines gegen je eine Himmelsrichtung gerichtet ist, ge- langt man in das Innere der Stadt. Hier zeigt sich durchweg noch echt orientalisches Gepräge. Vielleicht keine Stadt des Orientes hat so sehr und so zähe den muselmännischen Charakter festgehalten, als Dscheddah, allwo noch vor Kurzem Europäer sich nicht ohne Gefahr aufhalten konnten. Es begreift sich dies aber leicht. Jahraus, jahr- ein wälzt sich der Strom der frommen Pilger durch Dscheddah nach dem benachbarten Mekka, wo sie am Grabe des Propheten ihre An- dacht verrichten und an der Geburtsstätte des Islams in gläubigen Erinnerungen schwelgen. Wer aber die beschwerliche Pilgerfahrt
Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 80
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[[633]/0649]
Dscheddah.
An der Ostküste, der arabischen Seite, des Rothen Meeres folgen
sich vier Häfen vom Süden nach Norden, nämlich Hodeida (Ho-
deidah), Lokeya (Lokijah), Dscheddah, (Jiddah) und Yambo
(Yenbo, Port of Medina). Die beiden erstgenannten haben insoferne
einige Bedeutung, als sie den Handel mit Yemen vermitteln; in
Hodeida, dem an Bevölkerung grösseren Platze, gelangt namentlich
der Kaffee von Mokka zur Ausfuhr, während Lokeya sich besonders
mit dem Perlmutterhandel beschäftigt.
Wichtiger jedoch als die beiden eben genannten ist Dscheddah,
der Hafenplatz der allen Mohammedanern heiligsten Stadt Mekka
und des Landes Hedschas (Hidscha). Dscheddah hat einen schwer
zugänglichen, jedoch sehr guten, von einer dreifachen Linie von Fels-
riffen geschützten Hafen. Die Stadt bietet, vom Meere aus gesehen,
keinen ungünstigen Eindruck. Sie ist von befestigten Mauerwällen
eingeschlossen und besitzt stattliche Gebäude in reiner arabischer Bau-
art, deren bedeutende Höhe (sie haben bis drei und vier Stockwerke),
imponirt. Die Strassen sind im Allgemeinen breit, jedoch ungepflastert;
die Vorstädte werden von elenden Hütten gebildet. Die Häuser der
Stadt sind, namentlich an Balkonen, Thüren und Fenstern mit vieler,
oft fein und kunstvoll ausgeführter Holzarbeit, versehen. Durch feste
Thore, deren je eines gegen je eine Himmelsrichtung gerichtet ist, ge-
langt man in das Innere der Stadt. Hier zeigt sich durchweg noch
echt orientalisches Gepräge. Vielleicht keine Stadt des Orientes hat so
sehr und so zähe den muselmännischen Charakter festgehalten, als
Dscheddah, allwo noch vor Kurzem Europäer sich nicht ohne Gefahr
aufhalten konnten. Es begreift sich dies aber leicht. Jahraus, jahr-
ein wälzt sich der Strom der frommen Pilger durch Dscheddah nach
dem benachbarten Mekka, wo sie am Grabe des Propheten ihre An-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [633]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/649>, abgerufen am 22.11.2024.
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