An der Westküste des Rothen Meeres sind Suakin (Suakim) und Massaua (Massawa, Massua, Matsewa, Ort der Ankunft) die beiden bedeutendsten Handelsplätze, selbstverständlich relativ zu allen anderen Punkten. Beide stehen unter europäischem Einflusse; Suakin unter britischem, Massaua unter italienischem. Suakin hat ungefähr 5000 Einwohner, von denen jedoch ein guter Theil während der grossen Hitze des Sommers den Ort verlässt, um Kühlung im Inneren Afrikas zu suchen. Der Ort ist an sich von keinerlei Bedeutung und ganz reizlos. Die Bewohner bestehen meist aus Nubiern, dann auch aus Arabern, einigen Griechen, Banianen und einigen englischen Kauf- leuten. Die britische Besatzung ist relativ stark. Die vielfachen Unruhen und kriegerischen Verwicklungen, deren Schauplatz im Laufe des letzten Decenniums der benachbarte Sudan gewesen ist, blieben nicht ohne Rückwirkung auf Suakin. Aeusserlich führten sie zur Befestigung des Platzes, innerlich unterband aber der Aufstand des Mahdi Suakin's Handel fast vollständig, und auch heute noch haben sich die Verhältnisse nicht viel gebessert, eine neue Blüthe ist erst nach Pacificierung des Sudan zu erwarten.
Das südlicher, unter 15° 36' nördlicher Breite und 39° 38' öst- licher Länge am Eingang der auch Massaua oder Arkiko benannten Bai gelegene Massaua ist heute eine italienische Colonie und Haupt- ort jenes Besitzes, welcher von seinem neuen Eigenthümer mit dem alterthümlichen Namen Erythraea bezeichnet worden ist.
Massaua bestand bereits als "Saba" unter den Ptolomäern, später hiess es "Sabe", wurde 1557 von den Türken erobert und 1866 an Aegypten abgetreten.
Bekanntlich wurden die Italiener auch von dem Colonialfieber ergriffen, welches in den Achtzigerjahren weithin verbreitet war und namentlich auch die Richtung nach Afrika nahm. Ein Streit mit Abessinien, allwo man italienische Forschungsreisende arg gemassregelt hatte, gab Anlass zur Entsendung einer militärischen Expedition, welche sich des für den Verkehr mit Abessinien wichtigsten Hafens von Massaua bemächtigte.
Massaua.
An der Westküste des Rothen Meeres sind Suakin (Suakim) und Massaua (Massawa, Massua, Matsewa, Ort der Ankunft) die beiden bedeutendsten Handelsplätze, selbstverständlich relativ zu allen anderen Punkten. Beide stehen unter europäischem Einflusse; Suakin unter britischem, Massaua unter italienischem. Suakin hat ungefähr 5000 Einwohner, von denen jedoch ein guter Theil während der grossen Hitze des Sommers den Ort verlässt, um Kühlung im Inneren Afrikas zu suchen. Der Ort ist an sich von keinerlei Bedeutung und ganz reizlos. Die Bewohner bestehen meist aus Nubiern, dann auch aus Arabern, einigen Griechen, Banianen und einigen englischen Kauf- leuten. Die britische Besatzung ist relativ stark. Die vielfachen Unruhen und kriegerischen Verwicklungen, deren Schauplatz im Laufe des letzten Decenniums der benachbarte Sudan gewesen ist, blieben nicht ohne Rückwirkung auf Suakin. Aeusserlich führten sie zur Befestigung des Platzes, innerlich unterband aber der Aufstand des Mahdi Suakin’s Handel fast vollständig, und auch heute noch haben sich die Verhältnisse nicht viel gebessert, eine neue Blüthe ist erst nach Pacificierung des Sudan zu erwarten.
Das südlicher, unter 15° 36′ nördlicher Breite und 39° 38′ öst- licher Länge am Eingang der auch Massaua oder Arkiko benannten Bai gelegene Massaua ist heute eine italienische Colonie und Haupt- ort jenes Besitzes, welcher von seinem neuen Eigenthümer mit dem alterthümlichen Namen Erythraea bezeichnet worden ist.
Massaua bestand bereits als „Saba“ unter den Ptolomäern, später hiess es „Sabe“, wurde 1557 von den Türken erobert und 1866 an Aegypten abgetreten.
Bekanntlich wurden die Italiener auch von dem Colonialfieber ergriffen, welches in den Achtzigerjahren weithin verbreitet war und namentlich auch die Richtung nach Afrika nahm. Ein Streit mit Abessinien, allwo man italienische Forschungsreisende arg gemassregelt hatte, gab Anlass zur Entsendung einer militärischen Expedition, welche sich des für den Verkehr mit Abessinien wichtigsten Hafens von Massaua bemächtigte.
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[[640]/0656]
Massaua.
An der Westküste des Rothen Meeres sind Suakin (Suakim)
und Massaua (Massawa, Massua, Matsewa, Ort der Ankunft) die
beiden bedeutendsten Handelsplätze, selbstverständlich relativ zu allen
anderen Punkten. Beide stehen unter europäischem Einflusse; Suakin
unter britischem, Massaua unter italienischem. Suakin hat ungefähr
5000 Einwohner, von denen jedoch ein guter Theil während der
grossen Hitze des Sommers den Ort verlässt, um Kühlung im Inneren
Afrikas zu suchen. Der Ort ist an sich von keinerlei Bedeutung und
ganz reizlos. Die Bewohner bestehen meist aus Nubiern, dann auch
aus Arabern, einigen Griechen, Banianen und einigen englischen Kauf-
leuten. Die britische Besatzung ist relativ stark. Die vielfachen
Unruhen und kriegerischen Verwicklungen, deren Schauplatz im Laufe
des letzten Decenniums der benachbarte Sudan gewesen ist, blieben
nicht ohne Rückwirkung auf Suakin. Aeusserlich führten sie zur
Befestigung des Platzes, innerlich unterband aber der Aufstand des
Mahdi Suakin’s Handel fast vollständig, und auch heute noch haben
sich die Verhältnisse nicht viel gebessert, eine neue Blüthe ist erst
nach Pacificierung des Sudan zu erwarten.
Das südlicher, unter 15° 36′ nördlicher Breite und 39° 38′ öst-
licher Länge am Eingang der auch Massaua oder Arkiko benannten
Bai gelegene Massaua ist heute eine italienische Colonie und Haupt-
ort jenes Besitzes, welcher von seinem neuen Eigenthümer mit dem
alterthümlichen Namen Erythraea bezeichnet worden ist.
Massaua bestand bereits als „Saba“ unter den Ptolomäern, später hiess es
„Sabe“, wurde 1557 von den Türken erobert und 1866 an Aegypten abgetreten.
Bekanntlich wurden die Italiener auch von dem Colonialfieber ergriffen,
welches in den Achtzigerjahren weithin verbreitet war und namentlich auch die
Richtung nach Afrika nahm. Ein Streit mit Abessinien, allwo man italienische
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [640]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/656>, abgerufen am 22.11.2024.
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