Die Schiffe der Deutschen Ostafrika-Linie gehen alle vier Wochen von Hamburg gleichfalls über Aden nach Sansibar und von da aus weiter nach Mozambique und der Delagoabai.
Eine monatlich regelmässige Verbindung zwischen Marseille und Sansibar unterhalten ferner die Messageries maritimes, deren Dampfer dann von hier aus über Tamatave weiter nach Reunion und Mauritius gehen.
Endlich lässt die Mala Real Portugueza von Lissabon monatlich einen Dampfer über Sansibar nach der Delagoabai laufen.
Ueberdies unterhalten die Dampfer des Sultans von Sansibar einen Verkehr mit den Küstenplätzen, mit Aden und Bombay.
Die Segelschiffahrt ist sehr gering und hauptsächlich auf Kohlen- und Petroleumschiffe beschränkt. Der Küstenhandel wird durch die heimischen "Dhaus" vermittelt.
Sansibar steht mit Aden, dem Caplande, ferner mit Mombas und Bagamoyo durch Kabel in telegraphischer Verbindung.
Die Communicationen auf dem Lande vollziehen sich noch immer auf den Karawanenstrassen, wenn man die von den Trägern ausgetretenen Fusssteige so nennen darf. Als Tranportmittel wird ausschliesslich der Sclave verwendet. 100 bis 200 Sclaven bilden eine unter Führung eines Arabers stehende Karawane. Der männliche Sclave trägt 2 Frassilas (31·6 kg), die Sclavin 1 Frassila (15·8 kg), und zwar auf dem Kopfe.
Durch Consulate sind in Sansibar vertreten: Deutsches Reich, Frank- reich, Grossbritannien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Portugal, Vereinigte Staaten von Amerika.
Südlich von Sansibar an der Festlandsküste liegen die kleineren Hafenorte Lindi und Kilwa (Quiloa), die jedoch von keiner Bedeutung für den grossen Verkehr sind, dann Mozambique (Mosambik), die Hauptstadt des portugiesischen Colonialbesitzes im östlichen Afrika. Der Ankerplatz von Mozambique, welcher durch die nördliche, mit Bojen versehene und gut beleuchtete Einfahrt leicht zugänglich ist, kann als ein für jede Gattung von Schiffen sehr guter bezeichnet werden, da er durch die vorliegenden Inseln und Riffe ausreichend geschützt ist. Der portugiesische Besitz von Ostafrika befindet sich durchaus nicht in einem blühenden Zustande, obwohl die Verhältnisse des Landes von Natur aus keine anderen sind als jene der etwas südlicher gelegenen britischen Colonie Natal oder der Küsten- gebiete im Westen von Sansibar, wo man in der neuesten Zeit eine im Vergleiche zu Mozambique viel günstigere Entwicklung con- statiren kann. Die Portugiesen sind eben arm an Mitteln und waren immer arm an dem richtigen Verständnisse für die Behandlung und Förderung von Colonien. Es hat der hier in Rede stehenden Colonie auch noch geschadet, dass man dieselbe zur Deportation von Sträf- lingen benützte. Das Budget der Colonie ist immer passiv.
Der indische Ocean.
Die Schiffe der Deutschen Ostafrika-Linie gehen alle vier Wochen von Hamburg gleichfalls über Aden nach Sansibar und von da aus weiter nach Mozambique und der Delagoabai.
Eine monatlich regelmässige Verbindung zwischen Marseille und Sansibar unterhalten ferner die Messageries maritimes, deren Dampfer dann von hier aus über Tamatave weiter nach Réunion und Mauritius gehen.
Endlich lässt die Mala Real Portugueza von Lissabon monatlich einen Dampfer über Sansibar nach der Delagoabai laufen.
Ueberdies unterhalten die Dampfer des Sultans von Sansibar einen Verkehr mit den Küstenplätzen, mit Aden und Bombay.
Die Segelschiffahrt ist sehr gering und hauptsächlich auf Kohlen- und Petroleumschiffe beschränkt. Der Küstenhandel wird durch die heimischen „Dhaus“ vermittelt.
Sansibar steht mit Aden, dem Caplande, ferner mit Mombas und Bagamoyo durch Kabel in telegraphischer Verbindung.
Die Communicationen auf dem Lande vollziehen sich noch immer auf den Karawanenstrassen, wenn man die von den Trägern ausgetretenen Fusssteige so nennen darf. Als Tranportmittel wird ausschliesslich der Sclave verwendet. 100 bis 200 Sclaven bilden eine unter Führung eines Arabers stehende Karawane. Der männliche Sclave trägt 2 Frassilas (31·6 kg), die Sclavin 1 Frassila (15·8 kg), und zwar auf dem Kopfe.
Durch Consulate sind in Sansibar vertreten: Deutsches Reich, Frank- reich, Grossbritannien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Portugal, Vereinigte Staaten von Amerika.
Südlich von Sansibar an der Festlandsküste liegen die kleineren Hafenorte Lindi und Kilwa (Quiloa), die jedoch von keiner Bedeutung für den grossen Verkehr sind, dann Mozambique (Mosambik), die Hauptstadt des portugiesischen Colonialbesitzes im östlichen Afrika. Der Ankerplatz von Mozambique, welcher durch die nördliche, mit Bojen versehene und gut beleuchtete Einfahrt leicht zugänglich ist, kann als ein für jede Gattung von Schiffen sehr guter bezeichnet werden, da er durch die vorliegenden Inseln und Riffe ausreichend geschützt ist. Der portugiesische Besitz von Ostafrika befindet sich durchaus nicht in einem blühenden Zustande, obwohl die Verhältnisse des Landes von Natur aus keine anderen sind als jene der etwas südlicher gelegenen britischen Colonie Natal oder der Küsten- gebiete im Westen von Sansibar, wo man in der neuesten Zeit eine im Vergleiche zu Mozambique viel günstigere Entwicklung con- statiren kann. Die Portugiesen sind eben arm an Mitteln und waren immer arm an dem richtigen Verständnisse für die Behandlung und Förderung von Colonien. Es hat der hier in Rede stehenden Colonie auch noch geschadet, dass man dieselbe zur Deportation von Sträf- lingen benützte. Das Budget der Colonie ist immer passiv.
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Der indische Ocean.
Die Schiffe der Deutschen Ostafrika-Linie gehen alle vier Wochen von
Hamburg gleichfalls über Aden nach Sansibar und von da aus weiter nach
Mozambique und der Delagoabai.
Eine monatlich regelmässige Verbindung zwischen Marseille und Sansibar
unterhalten ferner die Messageries maritimes, deren Dampfer dann von hier aus
über Tamatave weiter nach Réunion und Mauritius gehen.
Endlich lässt die Mala Real Portugueza von Lissabon monatlich einen
Dampfer über Sansibar nach der Delagoabai laufen.
Ueberdies unterhalten die Dampfer des Sultans von Sansibar einen Verkehr
mit den Küstenplätzen, mit Aden und Bombay.
Die Segelschiffahrt ist sehr gering und hauptsächlich auf Kohlen- und
Petroleumschiffe beschränkt. Der Küstenhandel wird durch die heimischen „Dhaus“
vermittelt.
Sansibar steht mit Aden, dem Caplande, ferner mit Mombas und Bagamoyo
durch Kabel in telegraphischer Verbindung.
Die Communicationen auf dem Lande vollziehen sich noch immer auf den
Karawanenstrassen, wenn man die von den Trägern ausgetretenen Fusssteige so
nennen darf. Als Tranportmittel wird ausschliesslich der Sclave verwendet. 100
bis 200 Sclaven bilden eine unter Führung eines Arabers stehende Karawane.
Der männliche Sclave trägt 2 Frassilas (31·6 kg), die Sclavin 1 Frassila (15·8 kg),
und zwar auf dem Kopfe.
Durch Consulate sind in Sansibar vertreten: Deutsches Reich, Frank-
reich, Grossbritannien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Portugal, Vereinigte Staaten
von Amerika.
Südlich von Sansibar an der Festlandsküste liegen die kleineren
Hafenorte Lindi und Kilwa (Quiloa), die jedoch von keiner Bedeutung
für den grossen Verkehr sind, dann Mozambique (Mosambik), die
Hauptstadt des portugiesischen Colonialbesitzes im östlichen Afrika.
Der Ankerplatz von Mozambique, welcher durch die nördliche, mit
Bojen versehene und gut beleuchtete Einfahrt leicht zugänglich ist,
kann als ein für jede Gattung von Schiffen sehr guter bezeichnet
werden, da er durch die vorliegenden Inseln und Riffe ausreichend
geschützt ist. Der portugiesische Besitz von Ostafrika befindet sich
durchaus nicht in einem blühenden Zustande, obwohl die Verhältnisse
des Landes von Natur aus keine anderen sind als jene der etwas
südlicher gelegenen britischen Colonie Natal oder der Küsten-
gebiete im Westen von Sansibar, wo man in der neuesten Zeit
eine im Vergleiche zu Mozambique viel günstigere Entwicklung con-
statiren kann. Die Portugiesen sind eben arm an Mitteln und waren
immer arm an dem richtigen Verständnisse für die Behandlung und
Förderung von Colonien. Es hat der hier in Rede stehenden Colonie
auch noch geschadet, dass man dieselbe zur Deportation von Sträf-
lingen benützte. Das Budget der Colonie ist immer passiv.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/670>, abgerufen am 22.11.2024.
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