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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Capstadt.

Das Cap der guten Hoffnung hat, sobald es entdeckt war,
grosse Bedeutung für die Schiffahrt gewonnen. Man gebot nun über
den Seeweg nach Indien, und durch fast vier Jahrhunderte nahm der
grosse Verkehr zwischen Europa und Ostasien seinen Weg um die
durch jenes Cap bezeichnete Südwestspitze von Afrika. Als dann 1869
der Canal von Suez einer anderen Richtung den Vorzug gab, hatte
sich im Caplande bereits ein so ausgedehntes Gemeinwesen und ein
so mächtiges Productionsgebiet entwickelt, dass das Land die
theilweise Ablenkung des Weltverkehres um so leichter ertragen
konnte, als zur selben Zeit die grossen Diamantfunde erfolgten,
welche ein mächtiger Magnet für die Einwanderung, für die Verkehrs-
entwicklung und für die Hebung der ganzen Colonie wurden.
Uebrigens blieb der Segelverkehr immer noch dem Cap treu, weil
bekanntlich das Rothe Meer aus nautischen Gründen für die Segel-
schiffahrt nur in geringem Grade benützbar ist.

Die Capcolonie, heute ein wichtiges Glied des englischen Colonialbesitzes,
hat eine merkwürdig langsame Entwicklung genommen. Erst im Jahre 1601 sah
sich die holländisch-indische Gesellschaft veranlasst, eine hundert Köpfe starke
Expedition nach der Tafelbai zu entsenden und 1652 wurde an der Stelle der
jetzigen Capstadt das erste Fort gegründet. Man hatte nur den Zweck, dort eine
Zwischenstation für die mit Indien verkehrenden Schiffe zu gründen. Lange Zeit
blieb die Niederlassung in den engsten Grenzen. Die erste Verstärkung ward der-
selben durch Zuzug französischer Hugenotten zutheil, welche infolge des Edictes
von Nantes ihre Heimat verlassen mussten. Aber auch fast das ganze XVIII. Jahr-
hundert verlief, ohne dass Capstadt im Verhältnisse zu dieser langen Periode wesent-
liche Fortschritte machte. Die Holländer hielten die Ansiedlung unter einem sehr fis-
calischen Regimente und legten der freien Bewegung viele Fesseln an, nur um
sich selbst alle Vortheile des Handels mit dem Caplande zu sichern.

Im Jahre 1795 wurde die Colonie von den Engländern erobert. Infolge
des Friedens von Amiens musste dieselbe zwar 1803 an die früheren Eigenthümer
zurückgestellt werden, gelangte jedoch schon drei Jahre später wieder in den
Besitz Englands, dem es 1814 im ersten Pariser Frieden definitiv zugesprochen wurde.


Capstadt.

Das Cap der guten Hoffnung hat, sobald es entdeckt war,
grosse Bedeutung für die Schiffahrt gewonnen. Man gebot nun über
den Seeweg nach Indien, und durch fast vier Jahrhunderte nahm der
grosse Verkehr zwischen Europa und Ostasien seinen Weg um die
durch jenes Cap bezeichnete Südwestspitze von Afrika. Als dann 1869
der Canal von Suez einer anderen Richtung den Vorzug gab, hatte
sich im Caplande bereits ein so ausgedehntes Gemeinwesen und ein
so mächtiges Productionsgebiet entwickelt, dass das Land die
theilweise Ablenkung des Weltverkehres um so leichter ertragen
konnte, als zur selben Zeit die grossen Diamantfunde erfolgten,
welche ein mächtiger Magnet für die Einwanderung, für die Verkehrs-
entwicklung und für die Hebung der ganzen Colonie wurden.
Uebrigens blieb der Segelverkehr immer noch dem Cap treu, weil
bekanntlich das Rothe Meer aus nautischen Gründen für die Segel-
schiffahrt nur in geringem Grade benützbar ist.

Die Capcolonie, heute ein wichtiges Glied des englischen Colonialbesitzes,
hat eine merkwürdig langsame Entwicklung genommen. Erst im Jahre 1601 sah
sich die holländisch-indische Gesellschaft veranlasst, eine hundert Köpfe starke
Expedition nach der Tafelbai zu entsenden und 1652 wurde an der Stelle der
jetzigen Capstadt das erste Fort gegründet. Man hatte nur den Zweck, dort eine
Zwischenstation für die mit Indien verkehrenden Schiffe zu gründen. Lange Zeit
blieb die Niederlassung in den engsten Grenzen. Die erste Verstärkung ward der-
selben durch Zuzug französischer Hugenotten zutheil, welche infolge des Edictes
von Nantes ihre Heimat verlassen mussten. Aber auch fast das ganze XVIII. Jahr-
hundert verlief, ohne dass Capstadt im Verhältnisse zu dieser langen Periode wesent-
liche Fortschritte machte. Die Holländer hielten die Ansiedlung unter einem sehr fis-
calischen Regimente und legten der freien Bewegung viele Fesseln an, nur um
sich selbst alle Vortheile des Handels mit dem Caplande zu sichern.

Im Jahre 1795 wurde die Colonie von den Engländern erobert. Infolge
des Friedens von Amiens musste dieselbe zwar 1803 an die früheren Eigenthümer
zurückgestellt werden, gelangte jedoch schon drei Jahre später wieder in den
Besitz Englands, dem es 1814 im ersten Pariser Frieden definitiv zugesprochen wurde.


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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [674]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/690>, abgerufen am 22.11.2024.