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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Banana.

Das Lootsenwesen auf dem Congo hat eine Regelung erfahren und die
Taxen sind erheblich billiger geworden. Während früher die Piloten 350 Frcs.
für die Führung des Schiffes bezogen, erhalten sie jetzt nur 150 Frcs. für das
Lootsen von Fahrzeugen über 500 T.

Banana wird regelmässig angelaufen von den Schiffen der British and
African Steam Navigation Cy
. ab Liverpool (alle 3 Wochen), ferner der
Woermann-Linie ab Hamburg (zweimal monatlich) und der portugiesischen
Empieza nacional ab Lissabon (zweimal monatlich). Die portugiesische Linie
besorgt auch den Postverkehr mit Antwerpen.

Die Dampfer der Woermann-Linie gehen nach Boma; Matadi hat seit 6. Oc-
tober 1891 seine regelmässige directe Verbindung mit Europa durch Dampfer
der oben genannten drei Gesellschaften erhalten.

Der Postverkehr mit dem Congostaate hat sich regelmässig entwickelt.
Die erhaltenen und expedirten Sendungen beliefen sich 1886 auf 33.140, 1887
auf 50.814, 1888 auf 51.264, 1889 auf 53.428 und 1890 auf 74.988. Seit 1887
besteht mit den Ländern des Weltpostvereines ein Postpacketverkehr.

Eine Reihe von Actiengesellschaften für verschiedene Zweige des Verkehres
ist seit dem Jahre 1887 ins Leben gerufen worden. So die "Compagnie du
Congo" für Handel und Industrie mit einem Capitale von 1,227.000 Frcs. Die-
selbe beschäftigt sich vornehmlich mit der Herstellung von Communicationen
im Lande.

Ferner die "Compagnie des Magasins Generaux" (Capital 600.000 Frcs.),
welche die Erbauung von Hotels, Lagerräumen und die Herstellung von Pferde-
bahnen aller Art als ihr Ressort betrachtet.

Die "Compagnie des Produits du Congo" (Capital 1,200.000 Frcs.) widmet
sich der Entwicklung von Landwirtschaft und Viehzucht.

Die "Societe Anonyme Belge pour le Commerce du Haut Congo" verfügt über
3,000.000 Frcs. und betreibt hauptsächlich den Elfenbein- und Kautschukhandel.

Die "Compagnie du Katanga" endlich widmet ihr Capital von 3,000.000 Frcs.
hauptsächlich industriellen Unternehmungen und öffentlichen Arbeiten.

Man sieht aus allen diesen Anstrengungen, dass grosse, gewiss erstrebens-
werthe Ziele erhofft werden, man sieht aber auch, dass noch manches Jahr ver-
gehen wird, bevor der schweren Culturarbeit ihr Preis werden mag.

Es unterhalten Consulate in Banana: Frankreich, Niederlande und Portu-
gal, Boma, Italien und die Vereinigten Staaten von Amerika.



Nördlich vom Congo befindet sich die französische Colonie Gabon.
Gabon wurde 1843 von den Franzosen in Besitz genommen und durch die
Entdeckungen des französischen Schiffslieutenants Grafen P. Savorgnan
de Brazza in den Achtzigerjahren ostwärts bis zum Congo und dessen Neben-
fluss Mobangi ausgedehnt. Der Hauptort wird Libreville (Plateau)
genannt; gegen 100 Europäer, darunter neben den Franzosen auch
manche Deutsche, haben ihren Wohnsitz daselbst. Die Stadt, welche
seit 1849 gegründet und seither vielen befreiten Sclaven zum Auf-

Banana.

Das Lootsenwesen auf dem Congo hat eine Regelung erfahren und die
Taxen sind erheblich billiger geworden. Während früher die Piloten 350 Frcs.
für die Führung des Schiffes bezogen, erhalten sie jetzt nur 150 Frcs. für das
Lootsen von Fahrzeugen über 500 T.

Banana wird regelmässig angelaufen von den Schiffen der British and
African Steam Navigation Cy
. ab Liverpool (alle 3 Wochen), ferner der
Woermann-Linie ab Hamburg (zweimal monatlich) und der portugiesischen
Empieza nacional ab Lissabon (zweimal monatlich). Die portugiesische Linie
besorgt auch den Postverkehr mit Antwerpen.

Die Dampfer der Woermann-Linie gehen nach Boma; Matadi hat seit 6. Oc-
tober 1891 seine regelmässige directe Verbindung mit Europa durch Dampfer
der oben genannten drei Gesellschaften erhalten.

Der Postverkehr mit dem Congostaate hat sich regelmässig entwickelt.
Die erhaltenen und expedirten Sendungen beliefen sich 1886 auf 33.140, 1887
auf 50.814, 1888 auf 51.264, 1889 auf 53.428 und 1890 auf 74.988. Seit 1887
besteht mit den Ländern des Weltpostvereines ein Postpacketverkehr.

Eine Reihe von Actiengesellschaften für verschiedene Zweige des Verkehres
ist seit dem Jahre 1887 ins Leben gerufen worden. So die „Compagnie du
Congo“ für Handel und Industrie mit einem Capitale von 1,227.000 Frcs. Die-
selbe beschäftigt sich vornehmlich mit der Herstellung von Communicationen
im Lande.

Ferner die „Compagnie des Magasins Généraux“ (Capital 600.000 Frcs.),
welche die Erbauung von Hôtels, Lagerräumen und die Herstellung von Pferde-
bahnen aller Art als ihr Ressort betrachtet.

Die „Compagnie des Produits du Congo“ (Capital 1,200.000 Frcs.) widmet
sich der Entwicklung von Landwirtschaft und Viehzucht.

Die „Société Anonyme Belge pour le Commerce du Haut Congo“ verfügt über
3,000.000 Frcs. und betreibt hauptsächlich den Elfenbein- und Kautschukhandel.

Die „Compagnie du Katanga“ endlich widmet ihr Capital von 3,000.000 Frcs.
hauptsächlich industriellen Unternehmungen und öffentlichen Arbeiten.

Man sieht aus allen diesen Anstrengungen, dass grosse, gewiss erstrebens-
werthe Ziele erhofft werden, man sieht aber auch, dass noch manches Jahr ver-
gehen wird, bevor der schweren Culturarbeit ihr Preis werden mag.

Es unterhalten Consulate in Banana: Frankreich, Niederlande und Portu-
gal, Boma, Italien und die Vereinigten Staaten von Amerika.



Nördlich vom Congo befindet sich die französische Colonie Gabon.
Gabon wurde 1843 von den Franzosen in Besitz genommen und durch die
Entdeckungen des französischen Schiffslieutenants Grafen P. Savorgnan
de Brazza in den Achtzigerjahren ostwärts bis zum Congo und dessen Neben-
fluss Mobangi ausgedehnt. Der Hauptort wird Libreville (Plateau)
genannt; gegen 100 Europäer, darunter neben den Franzosen auch
manche Deutsche, haben ihren Wohnsitz daselbst. Die Stadt, welche
seit 1849 gegründet und seither vielen befreiten Sclaven zum Auf-

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[703/0719] Banana. Das Lootsenwesen auf dem Congo hat eine Regelung erfahren und die Taxen sind erheblich billiger geworden. Während früher die Piloten 350 Frcs. für die Führung des Schiffes bezogen, erhalten sie jetzt nur 150 Frcs. für das Lootsen von Fahrzeugen über 500 T. Banana wird regelmässig angelaufen von den Schiffen der British and African Steam Navigation Cy. ab Liverpool (alle 3 Wochen), ferner der Woermann-Linie ab Hamburg (zweimal monatlich) und der portugiesischen Empieza nacional ab Lissabon (zweimal monatlich). Die portugiesische Linie besorgt auch den Postverkehr mit Antwerpen. Die Dampfer der Woermann-Linie gehen nach Boma; Matadi hat seit 6. Oc- tober 1891 seine regelmässige directe Verbindung mit Europa durch Dampfer der oben genannten drei Gesellschaften erhalten. Der Postverkehr mit dem Congostaate hat sich regelmässig entwickelt. Die erhaltenen und expedirten Sendungen beliefen sich 1886 auf 33.140, 1887 auf 50.814, 1888 auf 51.264, 1889 auf 53.428 und 1890 auf 74.988. Seit 1887 besteht mit den Ländern des Weltpostvereines ein Postpacketverkehr. Eine Reihe von Actiengesellschaften für verschiedene Zweige des Verkehres ist seit dem Jahre 1887 ins Leben gerufen worden. So die „Compagnie du Congo“ für Handel und Industrie mit einem Capitale von 1,227.000 Frcs. Die- selbe beschäftigt sich vornehmlich mit der Herstellung von Communicationen im Lande. Ferner die „Compagnie des Magasins Généraux“ (Capital 600.000 Frcs.), welche die Erbauung von Hôtels, Lagerräumen und die Herstellung von Pferde- bahnen aller Art als ihr Ressort betrachtet. Die „Compagnie des Produits du Congo“ (Capital 1,200.000 Frcs.) widmet sich der Entwicklung von Landwirtschaft und Viehzucht. Die „Société Anonyme Belge pour le Commerce du Haut Congo“ verfügt über 3,000.000 Frcs. und betreibt hauptsächlich den Elfenbein- und Kautschukhandel. Die „Compagnie du Katanga“ endlich widmet ihr Capital von 3,000.000 Frcs. hauptsächlich industriellen Unternehmungen und öffentlichen Arbeiten. Man sieht aus allen diesen Anstrengungen, dass grosse, gewiss erstrebens- werthe Ziele erhofft werden, man sieht aber auch, dass noch manches Jahr ver- gehen wird, bevor der schweren Culturarbeit ihr Preis werden mag. Es unterhalten Consulate in Banana: Frankreich, Niederlande und Portu- gal, Boma, Italien und die Vereinigten Staaten von Amerika. Nördlich vom Congo befindet sich die französische Colonie Gabon. Gabon wurde 1843 von den Franzosen in Besitz genommen und durch die Entdeckungen des französischen Schiffslieutenants Grafen P. Savorgnan de Brazza in den Achtzigerjahren ostwärts bis zum Congo und dessen Neben- fluss Mobangi ausgedehnt. Der Hauptort wird Libreville (Plateau) genannt; gegen 100 Europäer, darunter neben den Franzosen auch manche Deutsche, haben ihren Wohnsitz daselbst. Die Stadt, welche seit 1849 gegründet und seither vielen befreiten Sclaven zum Auf-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/719>, abgerufen am 22.11.2024.