Stämme, errichten Telegraphenleitungen und befahren die schiff- baren Flüsse mit Dampfern; den Verkehr über die Wasserscheide, welche den Oberlauf des Senegal und des Niger trennt, vermittelt eine schmal- spurige Eisenbahn.
Dakar ist heute zum künftigen Centralpunkt der Senegal- colonie bestimmt. Man hat die Absicht, den Sitz des Gouvernements von St. Louis dahin zu verlegen. St. Louis befindet sich nämlich in Folge der zunehmenden Barrenbildung vor der Mündung des Senegals in einer immer schwieriger zugänglichen Lage, woraus dem Verkehre viele Unzukömmlichkeiten entstehen. Man kann dagegen keine Abhilfe schaffen, weil sich die Barre fortwährend verschiebt und verändert, und wendete darum dem südlicher gelegenen Dakar seine Aufmerksamkeit zu. Dieser Ort befindet sich schon seit 1779 im Besitze der Franzosen, war aber bis in die jüngste Zeit ganz ver- nachlässigt. Nun haben sich die Dinge seit 1862 sehr geändert. Vor Allem bemühte man sich, nicht ohne erheblichen Kostenaufwand, um die Schaffung eines guten Hafens. Zwei grosse Molen aus Stein- quadern mit Landungstreppen und Schienengeleisen, sowie ein guter Quai bieten sichere Vertäu- und Anlegeplätze, während ausserhalb der Molen Bojen gelegt sind.
Im Süden der Hafenanlagen befindet sich auf einem Hügel ein altes Fort; ein anderes steht auf der nördlich von der Stadt ge- legenen Spitze Belair, einem wegen Fieber besonders verrufenen Punkte.
Die Hauptstrasse des Ortes führt vom Landungsplatze sanft bergan. Längs derselben liegen wenige aus Stein aufgeführte Gebäude, darunter das von einem Garten umgebene Haus des Militärcomman- danten, die katholische Kirche sammt Mission und Schule, einige europäische Handlungshäuser und die Kasernen. Alle übrigen Theile Dakars zeigen den Charakter jeder Negerniederlassung. Doch geht die Regierung damit vor, die Negerhütten allmälig zu erwerben und niederzureissen, um Platz für die an deren Stelle beabsichtigten Neu- bauten zu schaffen. Die Negerstadt in Dakar ist sehr ausgedehnt. Sie zählt 15.000 Seelen, welche sehr verschiedenen Stämmen angehören. Nur wenige Neger bekennen sich, trotz der Bemühungen der Fran- zosen, zum Christenthume. Mehr Neigung zeigen dieselben für den Islam, welcher ihren Gewohnheiten besser zusagt. In der Negerstadt von Dakar liegen gewöhnlich drei bis fünf Hütten innerhalb eines gemeinschaftlichen Zaunes. Die Hütten haben eine kegelförmige Form; die grösseren dienen den Menschen, die kleineren den aus Geflügel
Die atlantische Küste von Afrika.
Stämme, errichten Telegraphenleitungen und befahren die schiff- baren Flüsse mit Dampfern; den Verkehr über die Wasserscheide, welche den Oberlauf des Senegal und des Niger trennt, vermittelt eine schmal- spurige Eisenbahn.
Dakar ist heute zum künftigen Centralpunkt der Senegal- colonie bestimmt. Man hat die Absicht, den Sitz des Gouvernements von St. Louis dahin zu verlegen. St. Louis befindet sich nämlich in Folge der zunehmenden Barrenbildung vor der Mündung des Senegals in einer immer schwieriger zugänglichen Lage, woraus dem Verkehre viele Unzukömmlichkeiten entstehen. Man kann dagegen keine Abhilfe schaffen, weil sich die Barre fortwährend verschiebt und verändert, und wendete darum dem südlicher gelegenen Dakar seine Aufmerksamkeit zu. Dieser Ort befindet sich schon seit 1779 im Besitze der Franzosen, war aber bis in die jüngste Zeit ganz ver- nachlässigt. Nun haben sich die Dinge seit 1862 sehr geändert. Vor Allem bemühte man sich, nicht ohne erheblichen Kostenaufwand, um die Schaffung eines guten Hafens. Zwei grosse Molen aus Stein- quadern mit Landungstreppen und Schienengeleisen, sowie ein guter Quai bieten sichere Vertäu- und Anlegeplätze, während ausserhalb der Molen Bojen gelegt sind.
Im Süden der Hafenanlagen befindet sich auf einem Hügel ein altes Fort; ein anderes steht auf der nördlich von der Stadt ge- legenen Spitze Belair, einem wegen Fieber besonders verrufenen Punkte.
Die Hauptstrasse des Ortes führt vom Landungsplatze sanft bergan. Längs derselben liegen wenige aus Stein aufgeführte Gebäude, darunter das von einem Garten umgebene Haus des Militärcomman- danten, die katholische Kirche sammt Mission und Schule, einige europäische Handlungshäuser und die Kasernen. Alle übrigen Theile Dakars zeigen den Charakter jeder Negerniederlassung. Doch geht die Regierung damit vor, die Negerhütten allmälig zu erwerben und niederzureissen, um Platz für die an deren Stelle beabsichtigten Neu- bauten zu schaffen. Die Negerstadt in Dakar ist sehr ausgedehnt. Sie zählt 15.000 Seelen, welche sehr verschiedenen Stämmen angehören. Nur wenige Neger bekennen sich, trotz der Bemühungen der Fran- zosen, zum Christenthume. Mehr Neigung zeigen dieselben für den Islam, welcher ihren Gewohnheiten besser zusagt. In der Negerstadt von Dakar liegen gewöhnlich drei bis fünf Hütten innerhalb eines gemeinschaftlichen Zaunes. Die Hütten haben eine kegelförmige Form; die grösseren dienen den Menschen, die kleineren den aus Geflügel
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Die atlantische Küste von Afrika.
Stämme, errichten Telegraphenleitungen und befahren die schiff-
baren Flüsse mit Dampfern; den Verkehr über die Wasserscheide, welche
den Oberlauf des Senegal und des Niger trennt, vermittelt eine schmal-
spurige Eisenbahn.
Dakar ist heute zum künftigen Centralpunkt der Senegal-
colonie bestimmt. Man hat die Absicht, den Sitz des Gouvernements
von St. Louis dahin zu verlegen. St. Louis befindet sich nämlich
in Folge der zunehmenden Barrenbildung vor der Mündung des
Senegals in einer immer schwieriger zugänglichen Lage, woraus dem
Verkehre viele Unzukömmlichkeiten entstehen. Man kann dagegen
keine Abhilfe schaffen, weil sich die Barre fortwährend verschiebt
und verändert, und wendete darum dem südlicher gelegenen Dakar
seine Aufmerksamkeit zu. Dieser Ort befindet sich schon seit 1779
im Besitze der Franzosen, war aber bis in die jüngste Zeit ganz ver-
nachlässigt. Nun haben sich die Dinge seit 1862 sehr geändert. Vor
Allem bemühte man sich, nicht ohne erheblichen Kostenaufwand, um
die Schaffung eines guten Hafens. Zwei grosse Molen aus Stein-
quadern mit Landungstreppen und Schienengeleisen, sowie ein guter
Quai bieten sichere Vertäu- und Anlegeplätze, während ausserhalb der
Molen Bojen gelegt sind.
Im Süden der Hafenanlagen befindet sich auf einem Hügel ein
altes Fort; ein anderes steht auf der nördlich von der Stadt ge-
legenen Spitze Belair, einem wegen Fieber besonders verrufenen
Punkte.
Die Hauptstrasse des Ortes führt vom Landungsplatze sanft
bergan. Längs derselben liegen wenige aus Stein aufgeführte Gebäude,
darunter das von einem Garten umgebene Haus des Militärcomman-
danten, die katholische Kirche sammt Mission und Schule, einige
europäische Handlungshäuser und die Kasernen. Alle übrigen Theile
Dakars zeigen den Charakter jeder Negerniederlassung. Doch geht
die Regierung damit vor, die Negerhütten allmälig zu erwerben und
niederzureissen, um Platz für die an deren Stelle beabsichtigten Neu-
bauten zu schaffen. Die Negerstadt in Dakar ist sehr ausgedehnt. Sie
zählt 15.000 Seelen, welche sehr verschiedenen Stämmen angehören.
Nur wenige Neger bekennen sich, trotz der Bemühungen der Fran-
zosen, zum Christenthume. Mehr Neigung zeigen dieselben für den
Islam, welcher ihren Gewohnheiten besser zusagt. In der Negerstadt
von Dakar liegen gewöhnlich drei bis fünf Hütten innerhalb eines
gemeinschaftlichen Zaunes. Die Hütten haben eine kegelförmige Form;
die grösseren dienen den Menschen, die kleineren den aus Geflügel
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/742>, abgerufen am 22.11.2024.
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