eines endlosen Drahtseiles bewegt werden. Der Dampftreibapparat hiefür befindet sich an der Brooklyner Seite der Brücke. Zu beiden Seiten der Bahn führen die Strassen für den Wagenverkehr, und oberhalb der Bahnen in der Mitte der Weg für Fussgänger.
Die Erbauungskosten der Brücke erreichten die Höhe von nahezu 15 Mil- lionen Dollars.
Brooklyn, obgleich eine gewaltige Stadt an sich, ist in den Be- griff New-York vollkommen aufgegangen. Allein wie letzteres, stellt auch diese Stadt einen Complex kleinerer Cities vor, deren Individua- litäten in den Hintergrund treten mussten. In gleicher Weise ver- lief auch der biologische Process der anderen mit New-York ver- bundenen Nachbarstädte.
Brooklyn ist die drittgrösste Stadt der Vereinigten Staaten; sie hat ihre eigene Verwaltung und Vertretung.
Eine stattliche Reihe öffentlicher Gebäude, worunter City-Hall, ein vornehmer Marmorbau im jonischen Style, und zahlreiche luxuriöse Privatbauten, geben ihr das Gepräge der Wohlhabenheit. Der Kunst und Wissenschaft lässt die Stadt eine warme Fürsorge angedeihen, überhaupt ist in ihren Einrichtungen der Kern von New-York das Vorbild gewesen. Auch in Brooklyn durchzieht ein Broadway die Stadt, und die Züge der Elevated-Railways durchbrausen Avenuen und Strassen.
Die Häuser sind zum grossen Theile solide Steinbauten, und die meist unter rechtem Winkel sich schneidenden Strassen in gerader Richtung geführt, wenngleich das Terrain hügelig und stellenweise sehr steil ist. Von einigen hochgelegenen Strassen, wie von Monta- gue-Terrace, geniesst man eine lohnende Aussicht auf New-York und den Hafen; die Luft ist hier reiner als in der Schwesterstadt. Im Volksmunde wird Brooklyn als Schlafstätte der New-Yorker be- zeichnet oder auch die Stadt der Kirchen genannt, deren sie eine Menge besitzt.
Hervorragend durch Schönheit ist jedoch keine derselben. Da- gegen ist Brooklyn reich an grossen und schönen Parkanlagen. Zur Berühmtheit ist der grossartige und unvergleichliche Ocean-Parkway gelangt, ein prächtiger, 82 m breiter und über 101/2 km langer Boule- vard. Er ist die beliebteste der Fahrstrassen, welche vom Prospect- Park bis zum Oceanstrand von Coney-Island führt.
Auch die Industrie von Brooklyn ist sehr bedeutend, und ver- dienen die grossartigen Petroleum-Raffinerien hervorgehoben zu werden.
Brooklyn und Long-Island-City umsäumen das ganze linksseitige Ufer des East-River, der eigentlich kein Fluss, sondern die enge Fort-
Die atlantische Küste von Amerika.
eines endlosen Drahtseiles bewegt werden. Der Dampftreibapparat hiefür befindet sich an der Brooklyner Seite der Brücke. Zu beiden Seiten der Bahn führen die Strassen für den Wagenverkehr, und oberhalb der Bahnen in der Mitte der Weg für Fussgänger.
Die Erbauungskosten der Brücke erreichten die Höhe von nahezu 15 Mil- lionen Dollars.
Brooklyn, obgleich eine gewaltige Stadt an sich, ist in den Be- griff New-York vollkommen aufgegangen. Allein wie letzteres, stellt auch diese Stadt einen Complex kleinerer Cities vor, deren Individua- litäten in den Hintergrund treten mussten. In gleicher Weise ver- lief auch der biologische Process der anderen mit New-York ver- bundenen Nachbarstädte.
Brooklyn ist die drittgrösste Stadt der Vereinigten Staaten; sie hat ihre eigene Verwaltung und Vertretung.
Eine stattliche Reihe öffentlicher Gebäude, worunter City-Hall, ein vornehmer Marmorbau im jonischen Style, und zahlreiche luxuriöse Privatbauten, geben ihr das Gepräge der Wohlhabenheit. Der Kunst und Wissenschaft lässt die Stadt eine warme Fürsorge angedeihen, überhaupt ist in ihren Einrichtungen der Kern von New-York das Vorbild gewesen. Auch in Brooklyn durchzieht ein Broadway die Stadt, und die Züge der Elevated-Railways durchbrausen Avenuen und Strassen.
Die Häuser sind zum grossen Theile solide Steinbauten, und die meist unter rechtem Winkel sich schneidenden Strassen in gerader Richtung geführt, wenngleich das Terrain hügelig und stellenweise sehr steil ist. Von einigen hochgelegenen Strassen, wie von Monta- gue-Terrace, geniesst man eine lohnende Aussicht auf New-York und den Hafen; die Luft ist hier reiner als in der Schwesterstadt. Im Volksmunde wird Brooklyn als Schlafstätte der New-Yorker be- zeichnet oder auch die Stadt der Kirchen genannt, deren sie eine Menge besitzt.
Hervorragend durch Schönheit ist jedoch keine derselben. Da- gegen ist Brooklyn reich an grossen und schönen Parkanlagen. Zur Berühmtheit ist der grossartige und unvergleichliche Ocean-Parkway gelangt, ein prächtiger, 82 m breiter und über 10½ km langer Boule- vard. Er ist die beliebteste der Fahrstrassen, welche vom Prospect- Park bis zum Oceanstrand von Coney-Island führt.
Auch die Industrie von Brooklyn ist sehr bedeutend, und ver- dienen die grossartigen Petroleum-Raffinerien hervorgehoben zu werden.
Brooklyn und Long-Island-City umsäumen das ganze linksseitige Ufer des East-River, der eigentlich kein Fluss, sondern die enge Fort-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0080"n="64"/><fwplace="top"type="header">Die atlantische Küste von Amerika.</fw><lb/>
eines endlosen Drahtseiles bewegt werden. Der Dampftreibapparat hiefür befindet<lb/>
sich an der Brooklyner Seite der Brücke. Zu beiden Seiten der Bahn führen die<lb/>
Strassen für den Wagenverkehr, und oberhalb der Bahnen in der Mitte der Weg<lb/>
für Fussgänger.</p><lb/><p>Die Erbauungskosten der Brücke erreichten die Höhe von nahezu 15 Mil-<lb/>
lionen Dollars.</p><lb/><p><hirendition="#g">Brooklyn</hi>, obgleich eine gewaltige Stadt an sich, ist in den Be-<lb/>
griff New-York vollkommen aufgegangen. Allein wie letzteres, stellt<lb/>
auch diese Stadt einen Complex kleinerer Cities vor, deren Individua-<lb/>
litäten in den Hintergrund treten mussten. In gleicher Weise ver-<lb/>
lief auch der biologische Process der anderen mit New-York ver-<lb/>
bundenen Nachbarstädte.</p><lb/><p>Brooklyn ist die drittgrösste Stadt der Vereinigten Staaten; sie<lb/>
hat ihre eigene Verwaltung und Vertretung.</p><lb/><p>Eine stattliche Reihe öffentlicher Gebäude, worunter City-Hall,<lb/>
ein vornehmer Marmorbau im jonischen Style, und zahlreiche luxuriöse<lb/>
Privatbauten, geben ihr das Gepräge der Wohlhabenheit. Der Kunst<lb/>
und Wissenschaft lässt die Stadt eine warme Fürsorge angedeihen,<lb/>
überhaupt ist in ihren Einrichtungen der Kern von New-York das<lb/>
Vorbild gewesen. Auch in Brooklyn durchzieht ein Broadway die<lb/>
Stadt, und die Züge der Elevated-Railways durchbrausen Avenuen und<lb/>
Strassen.</p><lb/><p>Die Häuser sind zum grossen Theile solide Steinbauten, und die<lb/>
meist unter rechtem Winkel sich schneidenden Strassen in gerader<lb/>
Richtung geführt, wenngleich das Terrain hügelig und stellenweise<lb/>
sehr steil ist. Von einigen hochgelegenen Strassen, wie von Monta-<lb/>
gue-Terrace, geniesst man eine lohnende Aussicht auf New-York und<lb/>
den Hafen; die Luft ist hier reiner als in der Schwesterstadt. Im<lb/>
Volksmunde wird Brooklyn als Schlafstätte der New-Yorker be-<lb/>
zeichnet oder auch die Stadt der Kirchen genannt, deren sie eine<lb/>
Menge besitzt.</p><lb/><p>Hervorragend durch Schönheit ist jedoch keine derselben. Da-<lb/>
gegen ist Brooklyn reich an grossen und schönen Parkanlagen. Zur<lb/>
Berühmtheit ist der grossartige und unvergleichliche Ocean-Parkway<lb/>
gelangt, ein prächtiger, 82 <hirendition="#i">m</hi> breiter und über 10½ <hirendition="#i">km</hi> langer Boule-<lb/>
vard. Er ist die beliebteste der Fahrstrassen, welche vom Prospect-<lb/>
Park bis zum Oceanstrand von Coney-Island führt.</p><lb/><p>Auch die Industrie von Brooklyn ist sehr bedeutend, und ver-<lb/>
dienen die grossartigen Petroleum-Raffinerien hervorgehoben zu werden.</p><lb/><p>Brooklyn und Long-Island-City umsäumen das ganze linksseitige<lb/>
Ufer des East-River, der eigentlich kein Fluss, sondern die enge Fort-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[64/0080]
Die atlantische Küste von Amerika.
eines endlosen Drahtseiles bewegt werden. Der Dampftreibapparat hiefür befindet
sich an der Brooklyner Seite der Brücke. Zu beiden Seiten der Bahn führen die
Strassen für den Wagenverkehr, und oberhalb der Bahnen in der Mitte der Weg
für Fussgänger.
Die Erbauungskosten der Brücke erreichten die Höhe von nahezu 15 Mil-
lionen Dollars.
Brooklyn, obgleich eine gewaltige Stadt an sich, ist in den Be-
griff New-York vollkommen aufgegangen. Allein wie letzteres, stellt
auch diese Stadt einen Complex kleinerer Cities vor, deren Individua-
litäten in den Hintergrund treten mussten. In gleicher Weise ver-
lief auch der biologische Process der anderen mit New-York ver-
bundenen Nachbarstädte.
Brooklyn ist die drittgrösste Stadt der Vereinigten Staaten; sie
hat ihre eigene Verwaltung und Vertretung.
Eine stattliche Reihe öffentlicher Gebäude, worunter City-Hall,
ein vornehmer Marmorbau im jonischen Style, und zahlreiche luxuriöse
Privatbauten, geben ihr das Gepräge der Wohlhabenheit. Der Kunst
und Wissenschaft lässt die Stadt eine warme Fürsorge angedeihen,
überhaupt ist in ihren Einrichtungen der Kern von New-York das
Vorbild gewesen. Auch in Brooklyn durchzieht ein Broadway die
Stadt, und die Züge der Elevated-Railways durchbrausen Avenuen und
Strassen.
Die Häuser sind zum grossen Theile solide Steinbauten, und die
meist unter rechtem Winkel sich schneidenden Strassen in gerader
Richtung geführt, wenngleich das Terrain hügelig und stellenweise
sehr steil ist. Von einigen hochgelegenen Strassen, wie von Monta-
gue-Terrace, geniesst man eine lohnende Aussicht auf New-York und
den Hafen; die Luft ist hier reiner als in der Schwesterstadt. Im
Volksmunde wird Brooklyn als Schlafstätte der New-Yorker be-
zeichnet oder auch die Stadt der Kirchen genannt, deren sie eine
Menge besitzt.
Hervorragend durch Schönheit ist jedoch keine derselben. Da-
gegen ist Brooklyn reich an grossen und schönen Parkanlagen. Zur
Berühmtheit ist der grossartige und unvergleichliche Ocean-Parkway
gelangt, ein prächtiger, 82 m breiter und über 10½ km langer Boule-
vard. Er ist die beliebteste der Fahrstrassen, welche vom Prospect-
Park bis zum Oceanstrand von Coney-Island führt.
Auch die Industrie von Brooklyn ist sehr bedeutend, und ver-
dienen die grossartigen Petroleum-Raffinerien hervorgehoben zu werden.
Brooklyn und Long-Island-City umsäumen das ganze linksseitige
Ufer des East-River, der eigentlich kein Fluss, sondern die enge Fort-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/80>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.