Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leibniz, Gottfried Wilhelm: Unvorgreiffliche Gedancken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache. In: Pietsch, Paul (Hg.), Leibniz und die deutsche Sprache. Berlin, 1908 (= Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Vierte Reihe), S. 327-356.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

nur annoch erinnern, was Gestalt meines Bedünckens einige vornehme
Poeten zu Zeiten etwas hart schreiben, und von des Opitzens ange-
nehmer Leichtflüssigkeit allzuviel abweichen, dem auch vorzubauen
wäre, damit die Teutschen Verse nicht fallen, sondern steigen mögen.

114. Endlich die rechten Anstalten sind billig zu künfftiger Zu-
sammensetzung vortrefflicher Leute auszusetzen, doch hoffet man, es
werde diese kleine Vorstellung, so in der Eil binnen ein paar Tagen
entworffen worden, nicht übel auffgenommen werden, welche als ein
kleiner Schatten-Riss dienen kan, gelehrter und wohl Teutschgesinneter
Personen Bedencken einzuholen, und vermittelst einiger Hohen An-
regung dermahleins dem Werck selbst näher zu kommen.

A114. Endlich die Verfassung und gesetze des Teutschgesinneten Ordens sind billig
deßen Vornehmen glieder, wen sich dern einige zusammen gethan, zu überlaßen,
doch kan gleichwol verhoffentlich ein und anders [k aus andere] Vorgängig entworffen
und vorgestellet werden; wobey der Herrn fruchtbringenden löblichen exempel,
wo nicht in dem absehen und der Verrichtung (worin man etwas von ihnen
abgehen muß) doch aber in der Form und anstalt zu folgen.

A115. Nemlichen es währe zu ruhm und auffnahm der Teutschen nation und
sprache dienlich, daß einige hohe Persohnen auch Vornehme Staatsbedienten und
sonst an geist, gelehrsamkeit und guten gaben ausbündige und hierinn wolgesinnete
leute in ein Verständnis diesfalß treten mögten.

A116. Ob man sich an eine gewisse anzahl von etwa 50 oder mehr gliedern
nach exempel der Franzosen, bey denen die zahl in der Academi nicht über 40 gehet,
binden oder die freye hand behalten, oder auch einen unterscheid machen wolle
zwischen denen innern gliedern, so von beschrenkter Zahl seyn köndten, die sich alles
mehr angelegen seyn ließen, und zwischen denen andern mehr honorariis, die gleichwol
sonst einig theil an dem löbl: Vorhaben nehmen wolten, und also auch dazu
auff allerhand art behülflich seyn köndten, solches stelle zu näherer überlegung.

A117. Neben treibung des Hauptwerks könten die Ordens glieder dan und wan
ein jeder nach seiner neigung, fähigkeit und gelegenheit ein und anders dargeben
und einsenden, so gleichwol einiger massen zu dem Zweck des ordens zielen mögte;
da dan eine Versamlung oder Zusammenfaßung der außerlesensten und ohnbedenkligsten
stücken von Zeiten zu Zeiten in den Druck kommen köndte.

A118. Es würden auch außer dem die Ordensglieder bey ihren andern werken, und
auch |:sonst:| bey begebenheiten ihre einstimmung mit dem Orden, und einen löbl: eyfer
zu deßen Ruhm und gemeinen Zweck in der that erkennen zugeben, nicht ermangeln,
und sich denen von ihnen selbst festgestelleten Satzungen des Ordens gemäß bezeigen.

A119. Weilen nun dieses alles so bisher angeführet, und in der eil binnen ein
baar tagen entworffen worden, zum ersten schattenriß gnug zu seyn scheinet; so
würde demnach dienlich seyn, daß einiger gelehrten und wol teutschgesinneten Persohnen
fernere bedencken eingeholet, Und dan nach Zeit und gelegenheit vermittelst
hoher anregung dem Werck näher gerücket würde.

nur annoch erinnern, was Gestalt meines Bedünckens einige vornehme
Poeten zu Zeiten etwas hart schreiben, und von des Opitzens ange-
nehmer Leichtflüssigkeit allzuviel abweichen, dem auch vorzubauen
wäre, damit die Teutschen Verse nicht fallen, sondern steigen mögen.

114. Endlich die rechten Anstalten sind billig zu künfftiger Zu-
sammensetzung vortrefflicher Leute auszusetzen, doch hoffet man, es
werde diese kleine Vorstellung, so in der Eil binnen ein paar Tagen
entworffen worden, nicht übel auffgenommen werden, welche als ein
kleiner Schatten-Riss dienen kan, gelehrter und wohl Teutschgesinneter
Personen Bedencken einzuholen, und vermittelst einiger Hohen An-
regung dermahleins dem Werck selbst näher zu kommen.

A114. Endlich die Verfassung und gesetze des Teutschgesinneten Ordens sind billig
deßen Vornehmen glieder, wen sich dern einige zusammen gethan, zu überlaßen,
doch kan gleichwol verhoffentlich ein und anders [k aus andere] Vorgängig entworffen
und vorgestellet werden; wobey der Herrn fruchtbringenden löblichen exempel,
wo nicht in dem absehen und der Verrichtung (worin man etwas von ihnen
abgehen muß) doch aber in der Form und anstalt zu folgen.

A115. Nemlichen es währe zu ruhm und auffnahm der Teutschen nation und
sprache dienlich, daß einige hohe Persohnen auch Vornehme Staatsbedienten und
sonst an geist, gelehrsamkeit und guten gaben ausbündige und hierinn wolgesinnete
leute in ein Verständnis diesfalß treten mögten.

A116. Ob man sich an eine gewisse anzahl von etwa 50 oder mehr gliedern
nach exempel der Franzosen, bey denen die zahl in der Academi nicht über 40 gehet,
binden oder die freye hand behalten, oder auch einen unterscheid machen wolle
zwischen denen innern gliedern, so von beschrenkter Zahl seyn köndten, die sich alles
mehr angelegen seyn ließen, und zwischen denen andern mehr honorariis, die gleichwol
sonst einig theil an dem löbl: Vorhaben nehmen wolten, und also auch dazu
auff allerhand art behülflich seyn köndten, solches stelle zu näherer überlegung.

A117. Neben treibung des Hauptwerks könten die Ordens glieder dan und wan
ein jeder nach seiner neigung, fähigkeit und gelegenheit ein und anders dargeben
und einsenden, so gleichwol einiger massen zu dem Zweck des ordens zielen mögte;
da dan eine Versamlung oder Zusammenfaßung der außerlesensten und ohnbedenkligsten
stücken von Zeiten zu Zeiten in den Druck kommen köndte.

A118. Es würden auch außer dem die Ordensglieder bey ihren andern werken, und
auch |:sonst:| bey begebenheiten ihre einstimmung mit dem Orden, und einen löbl: eyfer
zu deßen Ruhm und gemeinen Zweck in der that erkennen zugeben, nicht ermangeln,
und sich denen von ihnen selbst festgestelleten Satzungen des Ordens gemäß bezeigen.

A119. Weilen nun dieses alles so bisher angeführet, und in der eil binnen ein
baar tagen entworffen worden, zum ersten schattenriß gnug zu seyn scheinet; so
würde demnach dienlich seyn, daß einiger gelehrten und wol teutschgesinneten Persohnen
fernere bedencken eingeholet, Und dan nach Zeit und gelegenheit vermittelst
hoher anregung dem Werck näher gerücket würde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#0030" n="356"/>
nur annoch erinnern, was Gestalt meines Bedünckens einige
                     vornehme<lb/>
Poeten zu Zeiten etwas hart schreiben, und von des <hi rendition="#i">Opitzens</hi> ange-<lb/>
nehmer Leichtflüssigkeit allzuviel
                     abweichen, dem auch vorzubauen<lb/>
wäre, damit die Teutschen Verse nicht fallen,
                     sondern steigen mögen.</p><lb/>
        <p>114. Endlich die rechten Anstalten sind billig zu künfftiger
                     Zu-<lb/>
sammensetzung vortrefflicher Leute auszusetzen, doch hoffet man,
                     es<lb/>
werde diese kleine Vorstellung, so in der Eil binnen ein paar
                     Tagen<lb/>
entworffen worden, nicht übel auffgenommen werden, welche als
                     ein<lb/>
kleiner Schatten-Riss dienen kan, gelehrter und wohl
                     Teutschgesinneter<lb/>
Personen Bedencken einzuholen, und vermittelst einiger
                     Hohen An-<lb/>
regung dermahleins dem Werck selbst näher zu kommen.</p><lb/>
        <p>A114. Endlich die Verfassung und gesetze des Teutschgesinneten Ordens sind
                     billig<lb/>
deßen Vornehmen glieder, wen sich dern einige zusammen gethan, zu
                     überlaßen,<lb/>
doch kan gleichwol verhoffentlich ein und anders [<hi rendition="#i">k</hi> aus andere] Vorgängig entworffen<lb/>
und vorgestellet
                     werden; wobey der Herrn fruchtbringenden löblichen exempel,<lb/>
wo nicht in dem
                     absehen und der Verrichtung (worin man etwas von ihnen<lb/>
abgehen muß) doch
                     aber in der Form und anstalt zu folgen.</p><lb/>
        <p>A115. Nemlichen es währe zu ruhm und auffnahm der Teutschen nation
                     und<lb/>
sprache dienlich, daß einige hohe Persohnen auch Vornehme
                     Staatsbedienten und<lb/>
sonst an geist, gelehrsamkeit und guten gaben ausbündige
                     und hierinn wolgesinnete<lb/>
leute in ein Verständnis diesfalß treten
                     mögten.</p><lb/>
        <p>A116. Ob man sich an eine gewisse anzahl von etwa 50 oder mehr gliedern<lb/>
nach
                     exempel der Franzosen, bey denen die zahl in der Academi nicht über 40
                     gehet,<lb/>
binden oder die freye hand behalten, oder auch einen unterscheid
                     machen wolle<lb/>
zwischen denen innern gliedern, so von beschrenkter Zahl seyn
                     köndten, die sich alles<lb/>
mehr angelegen seyn ließen, und zwischen denen
                     andern mehr honorariis, die gleichwol<lb/>
sonst einig theil an dem löbl:
                     Vorhaben nehmen wolten, und also auch dazu<lb/>
auff allerhand art behülflich
                     seyn köndten, solches stelle zu näherer überlegung.</p><lb/>
        <p>A117. Neben treibung des Hauptwerks könten die Ordens glieder dan und wan<lb/>
ein
                     jeder nach seiner neigung, fähigkeit und gelegenheit ein und anders
                     dargeben<lb/>
und einsenden, so gleichwol einiger massen zu dem Zweck des ordens
                     zielen mögte;<lb/>
da dan eine Versamlung oder Zusammenfaßung der außerlesensten
                     und ohnbedenkligsten<lb/>
stücken von Zeiten zu Zeiten in den Druck kommen
                     köndte.</p><lb/>
        <p>A118. Es würden auch außer dem die Ordensglieder bey ihren andern werken,
                     und<lb/>
auch |:sonst:| bey begebenheiten ihre einstimmung mit dem Orden, und
                     einen löbl: eyfer<lb/>
zu deßen Ruhm und gemeinen Zweck in der that erkennen
                     zugeben, nicht ermangeln,<lb/>
und sich denen von ihnen selbst festgestelleten
                     Satzungen des Ordens gemäß bezeigen.</p><lb/>
        <p>A119. Weilen nun dieses alles so bisher angeführet, und in der eil binnen
                     ein<lb/>
baar tagen entworffen worden, zum ersten schattenriß gnug zu seyn
                     scheinet; so<lb/>
würde demnach dienlich seyn, daß einiger gelehrten und wol
                     teutschgesinneten Persohnen<lb/>
fernere bedencken eingeholet, Und dan nach Zeit
                     und gelegenheit vermittelst<lb/>
hoher anregung dem Werck näher gerücket
                     würde.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0030] nur annoch erinnern, was Gestalt meines Bedünckens einige vornehme Poeten zu Zeiten etwas hart schreiben, und von des Opitzens ange- nehmer Leichtflüssigkeit allzuviel abweichen, dem auch vorzubauen wäre, damit die Teutschen Verse nicht fallen, sondern steigen mögen. 114. Endlich die rechten Anstalten sind billig zu künfftiger Zu- sammensetzung vortrefflicher Leute auszusetzen, doch hoffet man, es werde diese kleine Vorstellung, so in der Eil binnen ein paar Tagen entworffen worden, nicht übel auffgenommen werden, welche als ein kleiner Schatten-Riss dienen kan, gelehrter und wohl Teutschgesinneter Personen Bedencken einzuholen, und vermittelst einiger Hohen An- regung dermahleins dem Werck selbst näher zu kommen. A114. Endlich die Verfassung und gesetze des Teutschgesinneten Ordens sind billig deßen Vornehmen glieder, wen sich dern einige zusammen gethan, zu überlaßen, doch kan gleichwol verhoffentlich ein und anders [k aus andere] Vorgängig entworffen und vorgestellet werden; wobey der Herrn fruchtbringenden löblichen exempel, wo nicht in dem absehen und der Verrichtung (worin man etwas von ihnen abgehen muß) doch aber in der Form und anstalt zu folgen. A115. Nemlichen es währe zu ruhm und auffnahm der Teutschen nation und sprache dienlich, daß einige hohe Persohnen auch Vornehme Staatsbedienten und sonst an geist, gelehrsamkeit und guten gaben ausbündige und hierinn wolgesinnete leute in ein Verständnis diesfalß treten mögten. A116. Ob man sich an eine gewisse anzahl von etwa 50 oder mehr gliedern nach exempel der Franzosen, bey denen die zahl in der Academi nicht über 40 gehet, binden oder die freye hand behalten, oder auch einen unterscheid machen wolle zwischen denen innern gliedern, so von beschrenkter Zahl seyn köndten, die sich alles mehr angelegen seyn ließen, und zwischen denen andern mehr honorariis, die gleichwol sonst einig theil an dem löbl: Vorhaben nehmen wolten, und also auch dazu auff allerhand art behülflich seyn köndten, solches stelle zu näherer überlegung. A117. Neben treibung des Hauptwerks könten die Ordens glieder dan und wan ein jeder nach seiner neigung, fähigkeit und gelegenheit ein und anders dargeben und einsenden, so gleichwol einiger massen zu dem Zweck des ordens zielen mögte; da dan eine Versamlung oder Zusammenfaßung der außerlesensten und ohnbedenkligsten stücken von Zeiten zu Zeiten in den Druck kommen köndte. A118. Es würden auch außer dem die Ordensglieder bey ihren andern werken, und auch |:sonst:| bey begebenheiten ihre einstimmung mit dem Orden, und einen löbl: eyfer zu deßen Ruhm und gemeinen Zweck in der that erkennen zugeben, nicht ermangeln, und sich denen von ihnen selbst festgestelleten Satzungen des Ordens gemäß bezeigen. A119. Weilen nun dieses alles so bisher angeführet, und in der eil binnen ein baar tagen entworffen worden, zum ersten schattenriß gnug zu seyn scheinet; so würde demnach dienlich seyn, daß einiger gelehrten und wol teutschgesinneten Persohnen fernere bedencken eingeholet, Und dan nach Zeit und gelegenheit vermittelst hoher anregung dem Werck näher gerücket würde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-05T14:54:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-05T14:54:07Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (?): als s transkribiert
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst

Die Transkription beruht auf dem Abdruck in Pietsch, Paul (Hg.): Leibniz und die deutsche Sprache. Berlin, 1908 (= Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Vierte Reihe), S. 327-356.

Pietsch stützte sich vor allem auf den Druck von 1717, zog für die Textherstellung aber auch die drei Handschriften A, B, C, alle in Hannover,heran. Der abweichende Schluß der ältesten Handschrift A wird unten in den Paragraphen A114 bis A119 wiedergegeben. Digitale Fassung bearbeitet von Thomas Gloning, Stand 22.7.2000. Korrekturhinweis 20.9.2013: hospes korr. zu hostes (freundlicher Hinweis von Dieter Maue). In A118, Z. 2 wurde "uach" zu "auch" korrigiert, in A119,4 "vermitttelst" zu "vermittelst" (Druckfehler).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leibniz_sprache_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leibniz_sprache_1717/30
Zitationshilfe: Leibniz, Gottfried Wilhelm: Unvorgreiffliche Gedancken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache. In: Pietsch, Paul (Hg.), Leibniz und die deutsche Sprache. Berlin, 1908 (= Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Vierte Reihe), S. 327-356, hier S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leibniz_sprache_1717/30>, abgerufen am 03.12.2024.