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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Erzbischoff. Halt Guido, ich habe schon
vieles gehört, was der Oheim nicht hören sollte.
Du willst jezt etwas sagen, was der Bischoff nicht
hören darf. (ab)
Fünfter Auftritt.
Guido.

Hm --

(Pause)
ich bin nicht so leicht, als
ich nach einem Zweykampf seyn sollte. War es
doch nur ein halber, und noch dazu lassen sie mich
alle da stehen, wie einen Wahnwizigen, dem man
nicht durch den Sinn fahren darf, damit er nicht
rasend werde -- Aber was thuts, daß andere
meine Grundsäze fassen -- Gott sey Dank, daß
ich welche habe, und daß ich sie behalten kann,
wenn mich auch ein Weib streichelt, und ein Teu-
fel mir dräuet. Was wäre Guido ohne diese
Stetigkeit? -- Macht, Stärke, Leben, lauter
Schaalen, die das Schicksal abschält, wenn es
will; -- aber mein eigentliches Selbst sind meine
festen Entschliessungen, -- und da bricht sich seine
Kraft, warum sollte ich meine Entwürfe nicht aus-
führen? Gehorsam beugt sich die leblose Natur
unter die Hand des Helden, und seine Plane kön-
nen nur an den Planen eines andern Helden zer-
schellen; und ist das hier der Fall? -- ein



Erzbiſchoff. Halt Guido, ich habe ſchon
vieles gehoͤrt, was der Oheim nicht hoͤren ſollte.
Du willſt jezt etwas ſagen, was der Biſchoff nicht
hoͤren darf. (ab)
Fuͤnfter Auftritt.
Guido.

Hm —

(Pauſe)
ich bin nicht ſo leicht, als
ich nach einem Zweykampf ſeyn ſollte. War es
doch nur ein halber, und noch dazu laſſen ſie mich
alle da ſtehen, wie einen Wahnwizigen, dem man
nicht durch den Sinn fahren darf, damit er nicht
raſend werde — Aber was thuts, daß andere
meine Grundſaͤze faſſen — Gott ſey Dank, daß
ich welche habe, und daß ich ſie behalten kann,
wenn mich auch ein Weib ſtreichelt, und ein Teu-
fel mir draͤuet. Was waͤre Guido ohne dieſe
Stetigkeit? — Macht, Staͤrke, Leben, lauter
Schaalen, die das Schickſal abſchaͤlt, wenn es
will; — aber mein eigentliches Selbſt ſind meine
feſten Entſchlieſſungen, — und da bricht ſich ſeine
Kraft, warum ſollte ich meine Entwuͤrfe nicht aus-
fuͤhren? Gehorſam beugt ſich die lebloſe Natur
unter die Hand des Helden, und ſeine Plane koͤn-
nen nur an den Planen eines andern Helden zer-
ſchellen; und iſt das hier der Fall? — ein

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[21/0025] Erzbiſchoff. Halt Guido, ich habe ſchon vieles gehoͤrt, was der Oheim nicht hoͤren ſollte. Du willſt jezt etwas ſagen, was der Biſchoff nicht hoͤren darf. (ab) Fuͤnfter Auftritt. Guido. Hm — (Pauſe) ich bin nicht ſo leicht, als ich nach einem Zweykampf ſeyn ſollte. War es doch nur ein halber, und noch dazu laſſen ſie mich alle da ſtehen, wie einen Wahnwizigen, dem man nicht durch den Sinn fahren darf, damit er nicht raſend werde — Aber was thuts, daß andere meine Grundſaͤze faſſen — Gott ſey Dank, daß ich welche habe, und daß ich ſie behalten kann, wenn mich auch ein Weib ſtreichelt, und ein Teu- fel mir draͤuet. Was waͤre Guido ohne dieſe Stetigkeit? — Macht, Staͤrke, Leben, lauter Schaalen, die das Schickſal abſchaͤlt, wenn es will; — aber mein eigentliches Selbſt ſind meine feſten Entſchlieſſungen, — und da bricht ſich ſeine Kraft, warum ſollte ich meine Entwuͤrfe nicht aus- fuͤhren? Gehorſam beugt ſich die lebloſe Natur unter die Hand des Helden, und ſeine Plane koͤn- nen nur an den Planen eines andern Helden zer- ſchellen; und iſt das hier der Fall? — ein

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/25>, abgerufen am 21.11.2024.