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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Dieses kleine Vögelein ist mit allerhand schönen bunten, asurblauen, glätzenden und spielenden Federlein gantz prächtig ausgeschmücket; die Fittige sind gegen seine gantze Grösse zu rechnen, recht groß. Es sauget den Saft aus den Blumen zu seiner Nahrung, und bauet sein Nest auf die Bäume, als wie andere Vögel.

Es giebet aber zwey Gattungen der Colutbritjen, welche vornemlich durch ihre Grösse von einander unterschieden: dann die einen sind etwas grösser als die andern; und die kleinste Art hat nur eine einfache Zunge, die grössere hingegen hat eine gedoppelte.

Wann der P. Plumier von den Colubris redet, so spricht er, wie daß sie ihrer geringen Grösse unerachtet, sich dannoch andern gar viel grössern Vögeln fürchtig machen können. Ich habe gesehen, meldet er, daß sie eine gewisse Gattung Vögel verfolget haben, Kernbeisser genannt, die noch noch ein wenig grösser, als die Drosseln, haben einen dicken, breiten und spitzigen Schnabel, damit sie gar geschickt die jungen Colubri im Neste wegzuschnappen wissen. Allein, wo Vater und Mutter dazu kommt, so ist das eine ungemeine Vergnügung, wann man siehet wie dieser Grosschnabel (Grosbec) davon streichet und unaufhörlich schreyet, dann der kleine Colubri sitzt ihm auf den Hacken. Kan er ihn erhohlen, so häckelt er sich mit seinen kleinen Waffen unter seine Flügel ein, hacket und sticht ihn mit seinem kleinen Schnabel, der so spitzig ist wie eine Nadel, so lange bis er ihn gantz wehrlos hat gemacht. An dem Gesange des Colubri, fährt P. Plumier fort, habe ich niemahls einige Melodie verspühren können: es lautet nicht anders, als ob einer mit den Zähnen knirschete, und dieses ungemeine scharff. Er flattert beständig von einer Blume bis zur andern, und zwar dermaßen schnell, daß man es mit genauer Noth gewahr kan werden. Eines Tages vernahm ich auf Martinique, so ziemlich in der Ferne ein groß Gesumse, bey nahe wie von einem Bienenschwarm. Das waren wol mehr als fünff hundert solcher kleinen Vögel, die um einen grossen Baum herum flatterten, der über und über mit Blüten bedecket war, aus denen sie den Saft saugeten.

Die Federn von diesen kleinen Vögelein dienen den Indianern zum Schmuck und Zierath.

Man saget, daß die Colubri einen Moschusgeruch bekämen, wann sie getreuget würden: allein ich habe mehr nicht, als einen eintzigen gesehen, der diesen Geruch an sich genommen.

Colubrinum lignum.

Colubrinum lignum.

Lignum serpentarium.

frantzösisch, Bois couleuvre.

teutsch, Schlangenholtz.

Ist eine holtzigte Wurtzel, oder aber ein hartes, dicht und schweres Holtz, auswendig weißlicht, iedoch mit einer dünnen, röthlichten oder braun marbrirten Schale überzogen, ohne Geruch und überaus sehr bitter von Geschmack. Es wird uns überbracht in Stücken, welche insgemein des Fingers lang, und so dicke sind, als eines Kindes Faust: doch giebet es auch welches, das des Armes dicke ist. Dieses Holtz kommt von einem Baume oder Strauche, dessen Zweige herum kriechen und sich an die nahestehenden [Spaltenumbruch] Bäume hangen, gleichwie der Epheu thut. Die Blätter vergleichen sich sehr den Blättern der Zaunrübe. Es wächset auf den Inseln Ceylon und Timor. In dem Lande geben sie davon aus, wie daß die Schlangen, von denen sie hart geplaget werden, sterben müsten, wann man sie nur damit anrührete. Ihrer viele halten dafür, die Krähenaugen wären die Kerne aus einer Frucht, die so groß wie eine Pomerantze, und an diesem Baume wüchse. Ich werde am behörigen Orte davon handeln.

Das Schlangenholtz führet viel Oel und Sal essentiale.

Es reiniget und trocknet, ist gut wider das Fieber: Es wird ingleichen wider den Biß der Schlangen und anderer giftigen Thiere gebrauchet; auch wider die bösen hitzigen Fieber; den Harn zu treiben und die Würme zu tödten. Auf einmahl wird davon ein Quintlein, zu Pulver gestossen, eingegeben.

Man muß es erwehlen, wann es alt und ausgelegen ist, dann das frische macht nicht selten Hertzensangst und Brechen, selbst denenjenigen, welche es entzwey brechen oder stossen.

Colubrinum heisset es, dieweil die Rinde oder Schale mit aschenfarbenen Flecken gezeichnet oder marbriret ist, als wie die Haut der Schlange, auf lateinisch Coluber genannt.

Columba.

Columba, sive Columbus, frantzösisch, Pigeon, teutsch, eine Taube, ist ein gantz bekannter Vogel, dessen Fleisch derb und eben nicht so gar wol zu verdauen. Er führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Aufgeschnitten und annoch lebend wird er auf das Haupt gelegt, nachdem zuvor die Haare weggeschoren worden, damit die Schweißlöcherlein sich öffnen und die Dünste und Dämpfe vom Gehirne frey heraus kommen mögen, bey Verwirrung der Sinnen im hitzigen Fieber, und Wahnwitz, beym Schlage und der Schlafsucht.

Die junge Taube heist auf frantzösisch, Pigeonneau.

Frisch ausgelauffen und noch warmes Taubenblut mildert die scharffen Augenflüsse und heilet die frischen Wunden. Das Blut von einem Taubert, unter den Fittigen ausgelassen, wird für kräftiger und geistreicher geachtet, und dem andern vorgezogen.

Taubenmist zertreibet, zertheilet und stärcket, er wird unter die Umschläge gemischet.

Der frantzösische Name Pigeon wird von dem lateinischen Worte pipio, ich pipe, hergeleitet: dann vor diesem sagten sie Pipion, und haben daraus Pigeon gemacht.

Colutea.

Colutea, Fuch. Matth. Dod.

Colutea vesicaria, C.B.J.B. Pit. Tournefort.

Senna sylvestris quibusdam male, Ges. Hor.

frantzösisch, Baguenaudier.

teutsch, Schaflinsen, welsche Linsen.

Ist ein kleines Bäumlein, oder ein ästiger Strauch, dessen Holtz inwendig hol ist, schier wie an dem Hollunder, iedoch weit härter und ohne Marck, mit einer doppelten Rinde, überzogen, die obenher aschgrau sieht und unten grün. Er träget viel Blätter, deren neun oder eilffe an einer Ribbe [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Dieses kleine Vögelein ist mit allerhand schönen bunten, asurblauen, glätzenden und spielenden Federlein gantz prächtig ausgeschmücket; die Fittige sind gegen seine gantze Grösse zu rechnen, recht groß. Es sauget den Saft aus den Blumen zu seiner Nahrung, und bauet sein Nest auf die Bäume, als wie andere Vögel.

Es giebet aber zwey Gattungen der Colutbritjen, welche vornemlich durch ihre Grösse von einander unterschieden: dann die einen sind etwas grösser als die andern; und die kleinste Art hat nur eine einfache Zunge, die grössere hingegen hat eine gedoppelte.

Wann der P. Plumier von den Colubris redet, so spricht er, wie daß sie ihrer geringen Grösse unerachtet, sich dannoch andern gar viel grössern Vögeln fürchtig machen können. Ich habe gesehen, meldet er, daß sie eine gewisse Gattung Vögel verfolget haben, Kernbeisser genannt, die noch noch ein wenig grösser, als die Drosseln, haben einen dicken, breiten und spitzigen Schnabel, damit sie gar geschickt die jungen Colubri im Neste wegzuschnappen wissen. Allein, wo Vater und Mutter dazu kommt, so ist das eine ungemeine Vergnügung, wann man siehet wie dieser Grosschnabel (Grosbec) davon streichet und unaufhörlich schreyet, dann der kleine Colubri sitzt ihm auf den Hacken. Kan er ihn erhohlen, so häckelt er sich mit seinen kleinen Waffen unter seine Flügel ein, hacket und sticht ihn mit seinem kleinen Schnabel, der so spitzig ist wie eine Nadel, so lange bis er ihn gantz wehrlos hat gemacht. An dem Gesange des Colubri, fährt P. Plumier fort, habe ich niemahls einige Melodie verspühren können: es lautet nicht anders, als ob einer mit den Zähnen knirschete, und dieses ungemeine scharff. Er flattert beständig von einer Blume bis zur andern, und zwar dermaßen schnell, daß man es mit genauer Noth gewahr kan werden. Eines Tages vernahm ich auf Martinique, so ziemlich in der Ferne ein groß Gesumse, bey nahe wie von einem Bienenschwarm. Das waren wol mehr als fünff hundert solcher kleinen Vögel, die um einen grossen Baum herum flatterten, der über und über mit Blüten bedecket war, aus denen sie den Saft saugeten.

Die Federn von diesen kleinen Vögelein dienen den Indianern zum Schmuck und Zierath.

Man saget, daß die Colubri einen Moschusgeruch bekämen, wann sie getreuget würden: allein ich habe mehr nicht, als einen eintzigen gesehen, der diesen Geruch an sich genommen.

Colubrinum lignum.

Colubrinum lignum.

Lignum serpentarium.

frantzösisch, Bois couleuvré.

teutsch, Schlangenholtz.

Ist eine holtzigte Wurtzel, oder aber ein hartes, dicht und schweres Holtz, auswendig weißlicht, iedoch mit einer dünnen, röthlichten oder braun marbrirten Schale überzogen, ohne Geruch und überaus sehr bitter von Geschmack. Es wird uns überbracht in Stücken, welche insgemein des Fingers lang, und so dicke sind, als eines Kindes Faust: doch giebet es auch welches, das des Armes dicke ist. Dieses Holtz kommt von einem Baume oder Strauche, dessen Zweige herum kriechen und sich an die nahestehenden [Spaltenumbruch] Bäume hangen, gleichwie der Epheu thut. Die Blätter vergleichen sich sehr den Blättern der Zaunrübe. Es wächset auf den Inseln Ceylon und Timor. In dem Lande geben sie davon aus, wie daß die Schlangen, von denen sie hart geplaget werden, sterben müsten, wann man sie nur damit anrührete. Ihrer viele halten dafür, die Krähenaugen wären die Kerne aus einer Frucht, die so groß wie eine Pomerantze, und an diesem Baume wüchse. Ich werde am behörigen Orte davon handeln.

Das Schlangenholtz führet viel Oel und Sal essentiale.

Es reiniget und trocknet, ist gut wider das Fieber: Es wird ingleichen wider den Biß der Schlangen und anderer giftigen Thiere gebrauchet; auch wider die bösen hitzigen Fieber; den Harn zu treiben und die Würme zu tödten. Auf einmahl wird davon ein Quintlein, zu Pulver gestossen, eingegeben.

Man muß es erwehlen, wann es alt und ausgelegen ist, dann das frische macht nicht selten Hertzensangst und Brechen, selbst denenjenigen, welche es entzwey brechen oder stossen.

Colubrinum heisset es, dieweil die Rinde oder Schale mit aschenfarbenen Flecken gezeichnet oder marbriret ist, als wie die Haut der Schlange, auf lateinisch Coluber genannt.

Columba.

Columba, sive Columbus, frantzösisch, Pigeon, teutsch, eine Taube, ist ein gantz bekannter Vogel, dessen Fleisch derb und eben nicht so gar wol zu verdauen. Er führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Aufgeschnitten und annoch lebend wird er auf das Haupt gelegt, nachdem zuvor die Haare weggeschoren worden, damit die Schweißlöcherlein sich öffnen und die Dünste und Dämpfe vom Gehirne frey heraus kommen mögen, bey Verwirrung der Sinnen im hitzigen Fieber, und Wahnwitz, beym Schlage und der Schlafsucht.

Die junge Taube heist auf frantzösisch, Pigeonneau.

Frisch ausgelauffen und noch warmes Taubenblut mildert die scharffen Augenflüsse und heilet die frischen Wunden. Das Blut von einem Taubert, unter den Fittigen ausgelassen, wird für kräftiger und geistreicher geachtet, und dem andern vorgezogen.

Taubenmist zertreibet, zertheilet und stärcket, er wird unter die Umschläge gemischet.

Der frantzösische Name Pigeon wird von dem lateinischen Worte pipio, ich pipe, hergeleitet: dann vor diesem sagten sie Pipion, und haben daraus Pigeon gemacht.

Colutea.

Colutea, Fuch. Matth. Dod.

Colutea vesicaria, C.B.J.B. Pit. Tournefort.

Senna sylvestris quibusdam malè, Ges. Hor.

frantzösisch, Baguenaudier.

teutsch, Schaflinsen, welsche Linsen.

Ist ein kleines Bäumlein, oder ein ästiger Strauch, dessen Holtz inwendig hol ist, schier wie an dem Hollunder, iedoch weit härter und ohne Marck, mit einer doppelten Rinde, überzogen, die obenher aschgrau sieht und unten grün. Er träget viel Blätter, deren neun oder eilffe an einer Ribbe [Ende Spaltensatz]

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[0186] Dieses kleine Vögelein ist mit allerhand schönen bunten, asurblauen, glätzenden und spielenden Federlein gantz prächtig ausgeschmücket; die Fittige sind gegen seine gantze Grösse zu rechnen, recht groß. Es sauget den Saft aus den Blumen zu seiner Nahrung, und bauet sein Nest auf die Bäume, als wie andere Vögel. Es giebet aber zwey Gattungen der Colutbritjen, welche vornemlich durch ihre Grösse von einander unterschieden: dann die einen sind etwas grösser als die andern; und die kleinste Art hat nur eine einfache Zunge, die grössere hingegen hat eine gedoppelte. Wann der P. Plumier von den Colubris redet, so spricht er, wie daß sie ihrer geringen Grösse unerachtet, sich dannoch andern gar viel grössern Vögeln fürchtig machen können. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/186>, abgerufen am 24.11.2024.