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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] oder Stiele sitzen, und den Sennesblättern ähnlich sehen, sind aber etwas grösser, viel weicher und rundlichter, dann sie haben vorne an dem Ende keine Spitze; sind obenher glatt und gleich, auch weit grüner, als die Sennesblätter, unten weißlicht und rauch, von bitterem Geschmack. Die Blume siehet wie an andern Hülsenfrüchten und gelb. Wann diese verfallen, so folget eine Schote oder eine häutige kleine Blase, die ist aufgeblasen und gläntzend, gemeiniglich röthlicht, bestehet aus zweyen Schalen, zwischen denen sich die vielen Samenkörner finden, die wie eine kleine Niere gestaltet sind, und gelbe sehen, bevor sie zeitig worden, hernach werden sie schier gantz schwartz, und schmecken, als wie Erbsen oder Bohnen. Dieser Baum wird in den Gärten gezogen. Blätter und Bläslein führen viel Sal essentiale.

Die Blätter und die Blasen purgiren zwar, werden aber schier gar nicht zur Artzney gebraucht.

Concha venerea.

Concha venerea.

frantzösisch, Porcelaine, und Pucelage.

teutsch, Porzellanschnecke.

Ist ein kleines Schneckenhaus, zum höhesten so dick als wie die Pinien, länglicht und weiß, anbey poliret, das wird uns aus Indien zugeführet, wie Pater noster angereihet. Die Indianer lassen diese Schneckenhäuslein an statt der Müntze gelten. Man muß die kleinsten und die weissesten aussuchen. Wann sie gantz zarte gerieben worden, so werden sie zum Schmincken gebrauchet, dann sie geben eine Art Schminckpulver, welches im frantzösischen blanc de perle heisset.

Sie sind alkalinisch, lindern und zertheilen, doch werden sie sehr selten zur Artzney gebraucht.

Concha venerea und Pucelage werden sie wegen ihrer Gestalt betitelt.

Unter diesen Schneckenschalen giebt es eine grosse Menge allerhand Arten, die nach ihrer Gestalt, Grösse und mannigfaltigen Farben unterschieden werden. Das schönste Stück unter allen solchen Schneckenschalen, die ich gesehen habe, war so groß als ein Apisapfel, geschlossen, veste, schier gantz oval und wie gewölbet, rund umher mit gleich weit von einander stehenden Streiffen durchzogen, gegen den Rücken zu rund erhaben, und unten platt, da hatte es eine Höle. Der Vordertheil presentirte eine Weiberritze. Rund darum befanden sich dicke, steinharte Striche. Die Farbe an dem gantzen Hause war weiß, ohne vorne, und unten an der Höle war es röthlicht.

Wann man dieses Schneckenhaus eine Zeitlang im Wasser liegen läst, so öffnet es sich, beschliesset sich aber sobald es nur ausser dem Wasser ist, iedoch nicht wieder so genau, als wie zuvor. Es hält sich ein kleiner länglichter Fisch darinne auf. Es wächset in der See, als wie die andern Schneckenhäuser.

Conger.

Conger seu Congrus.

frantzösisch, Congre.

teutsch, ein Meeraal, ein Seeaal.

Ist ein Seefisch und ein Flußfisch, der nicht gar sehr viel von dem Aale unterschieden, und gut zu essen ist.

[Spaltenumbruch]

Wie man erachtet, so soll er zum eröffnen dienlich seyn. Sein Fett zertheilet.

Contrayerva.

Contrayerva, die fremde oder Virginianische Gift- oder Natterwurtzel ist eine Wurtzel, die bey nahe so dicke ist, wie eine Bohne, knotig, und mit langen Zasern umgeben, auswendig röthlicht oder als wie Gerberlohe, inwendig weißlicht, riecht bald als wie die Feigenblätter, und hat einen würtzhaften, etwas scharffen Geschmack. Sie wird uns von Charcis, einer Landschaft in Peru zugeführet. Wann sie noch in der Erde steckt, so treibt sie Blätter, die liegen auf der Erde und breiten sich auf allen Seiten aus, sind grüne und voll Adern, haben eine Gestalt, als wie ein Hertz. Mitten zwischen ihnen heraus erhebet sich der Stengel, der ist gantz blos und ohne Blätter, des Fingers dicke, darauf stehet die Blume.

Diese Wurtzel ist zu erwehlen, welche frisch ist, fein völlig und schwer, die eine schöne Farbe und einen ziemlich würtzhaftigen Geruch hat. Sie führet viel kräftig starckes Oel und flüchtig Saltz.

Sie widerstehet dem Gifte, treibet den Schweiß, hilfft wider dergleichen Gift, der das Geblüte gerinnen machet, als da ist der Nattern und Scorpionengift: sie tödtet die Würme.

Contrayerva ist ein zusammengesetztes Wort vom lateinischen contra, wider, gegen, und dem spanischen Yerva, Gift, ob solte es heissen ein Gegengift.

Convolvulus.

Convolvulus, frantzösich, Liseron, und Campanette, teutsch, Winde, ist ein Gewächse, davon es gar viel Arten giebet: ich werde aber allhier nur die gemeinsten zwey beschreiben, weil sie noch einigen Nutzen zur Artzney verschaffen.

Die erste heisset

Convolvulus major, J.B.

Convolvulus major albus, C.B. Pit. Tournef.

Volubilis major, Trag. Lon.

Malacocissus, Damocratis, Ang.

Smilax laevis major, Dod.

Helxine cissampelos, Cord. iu Diosc.

frantzösisch, grand Liseron, oder Lizet.

teutsch, grosse Winde.

Diese treibet lange, schwancke Rancken, welche hoch in die Höhe lauffen, indem sie fortkriechen, die Stämme der nahe herum stehenden Bäume und Sträucher ergreiffen, und sich um ihre Aeste winden. Die Blätter sehen, dem Epheulaube gleich, sind aber viel grösser, viel linder und weicher, vorne zugespitzt und grün. Die Blume hat die Gestalt einer Glocke, und siehet weiß, sitzet auf einem Stielgen, der zwischen den Blättern heraus wächst. Wann dieselbe abgefallen, so folget ihr eine Frucht, die ist fast gantz rund, wie eine kleine Kirsche groß, und [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] oder Stiele sitzen, und den Sennesblättern ähnlich sehen, sind aber etwas grösser, viel weicher und rundlichter, dann sie haben vorne an dem Ende keine Spitze; sind obenher glatt und gleich, auch weit grüner, als die Sennesblätter, unten weißlicht und rauch, von bitterem Geschmack. Die Blume siehet wie an andern Hülsenfrüchten und gelb. Wann diese verfallen, so folget eine Schote oder eine häutige kleine Blase, die ist aufgeblasen und gläntzend, gemeiniglich röthlicht, bestehet aus zweyen Schalen, zwischen denen sich die vielen Samenkörner finden, die wie eine kleine Niere gestaltet sind, und gelbe sehen, bevor sie zeitig worden, hernach werden sie schier gantz schwartz, und schmecken, als wie Erbsen oder Bohnen. Dieser Baum wird in den Gärten gezogen. Blätter und Bläslein führen viel Sal essentiale.

Die Blätter und die Blasen purgiren zwar, werden aber schier gar nicht zur Artzney gebraucht.

Concha venerea.

Concha venerea.

frantzösisch, Porcelaine, und Pucelage.

teutsch, Porzellanschnecke.

Ist ein kleines Schneckenhaus, zum höhesten so dick als wie die Pinien, länglicht und weiß, anbey poliret, das wird uns aus Indien zugeführet, wie Pater noster angereihet. Die Indianer lassen diese Schneckenhäuslein an statt der Müntze gelten. Man muß die kleinsten und die weissesten aussuchen. Wann sie gantz zarte gerieben worden, so werden sie zum Schmincken gebrauchet, dann sie geben eine Art Schminckpulver, welches im frantzösischen blanc de perle heisset.

Sie sind alkalinisch, lindern und zertheilen, doch werden sie sehr selten zur Artzney gebraucht.

Concha venerea und Pucelage werden sie wegen ihrer Gestalt betitelt.

Unter diesen Schneckenschalen giebt es eine grosse Menge allerhand Arten, die nach ihrer Gestalt, Grösse und mannigfaltigen Farben unterschieden werden. Das schönste Stück unter allen solchen Schneckenschalen, die ich gesehen habe, war so groß als ein Apisapfel, geschlossen, veste, schier gantz oval und wie gewölbet, rund umher mit gleich weit von einander stehenden Streiffen durchzogen, gegen den Rücken zu rund erhaben, und unten platt, da hatte es eine Höle. Der Vordertheil presentirte eine Weiberritze. Rund darum befanden sich dicke, steinharte Striche. Die Farbe an dem gantzen Hause war weiß, ohne vorne, und unten an der Höle war es röthlicht.

Wann man dieses Schneckenhaus eine Zeitlang im Wasser liegen läst, so öffnet es sich, beschliesset sich aber sobald es nur ausser dem Wasser ist, iedoch nicht wieder so genau, als wie zuvor. Es hält sich ein kleiner länglichter Fisch darinne auf. Es wächset in der See, als wie die andern Schneckenhäuser.

Conger.

Conger seu Congrus.

frantzösisch, Congre.

teutsch, ein Meeraal, ein Seeaal.

Ist ein Seefisch und ein Flußfisch, der nicht gar sehr viel von dem Aale unterschieden, und gut zu essen ist.

[Spaltenumbruch]

Wie man erachtet, so soll er zum eröffnen dienlich seyn. Sein Fett zertheilet.

Contrayerva.

Contrayerva, die fremde oder Virginianische Gift- oder Natterwurtzel ist eine Wurtzel, die bey nahe so dicke ist, wie eine Bohne, knotig, und mit langen Zasern umgeben, auswendig röthlicht oder als wie Gerberlohe, inwendig weißlicht, riecht bald als wie die Feigenblätter, und hat einen würtzhaften, etwas scharffen Geschmack. Sie wird uns von Charcis, einer Landschaft in Peru zugeführet. Wann sie noch in der Erde steckt, so treibt sie Blätter, die liegen auf der Erde und breiten sich auf allen Seiten aus, sind grüne und voll Adern, haben eine Gestalt, als wie ein Hertz. Mitten zwischen ihnen heraus erhebet sich der Stengel, der ist gantz blos und ohne Blätter, des Fingers dicke, darauf stehet die Blume.

Diese Wurtzel ist zu erwehlen, welche frisch ist, fein völlig und schwer, die eine schöne Farbe und einen ziemlich würtzhaftigen Geruch hat. Sie führet viel kräftig starckes Oel und flüchtig Saltz.

Sie widerstehet dem Gifte, treibet den Schweiß, hilfft wider dergleichen Gift, der das Geblüte gerinnen machet, als da ist der Nattern und Scorpionengift: sie tödtet die Würme.

Contrayerva ist ein zusammengesetztes Wort vom lateinischen contra, wider, gegen, und dem spanischen Yerva, Gift, ob solte es heissen ein Gegengift.

Convolvulus.

Convolvulus, frantzösich, Liseron, und Campanette, teutsch, Winde, ist ein Gewächse, davon es gar viel Arten giebet: ich werde aber allhier nur die gemeinsten zwey beschreiben, weil sie noch einigen Nutzen zur Artzney verschaffen.

Die erste heisset

Convolvulus major, J.B.

Convolvulus major albus, C.B. Pit. Tournef.

Volubilis major, Trag. Lon.

Malacocissus, Damocratis, Ang.

Smilax lævis major, Dod.

Helxine cissampelos, Cord. iu Diosc.

frantzösisch, grand Liseron, oder Lizet.

teutsch, grosse Winde.

Diese treibet lange, schwancke Rancken, welche hoch in die Höhe lauffen, indem sie fortkriechen, die Stämme der nahe herum stehenden Bäume und Sträucher ergreiffen, und sich um ihre Aeste winden. Die Blätter sehen, dem Epheulaube gleich, sind aber viel grösser, viel linder und weicher, vorne zugespitzt und grün. Die Blume hat die Gestalt einer Glocke, und siehet weiß, sitzet auf einem Stielgen, der zwischen den Blättern heraus wächst. Wann dieselbe abgefallen, so folget ihr eine Frucht, die ist fast gantz rund, wie eine kleine Kirsche groß, und [Ende Spaltensatz]

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[0187] oder Stiele sitzen, und den Sennesblättern ähnlich sehen, sind aber etwas grösser, viel weicher und rundlichter, dann sie haben vorne an dem Ende keine Spitze; sind obenher glatt und gleich, auch weit grüner, als die Sennesblätter, unten weißlicht und rauch, von bitterem Geschmack. Die Blume siehet wie an andern Hülsenfrüchten und gelb. Wann diese verfallen, so folget eine Schote oder eine häutige kleine Blase, die ist aufgeblasen und gläntzend, gemeiniglich röthlicht, bestehet aus zweyen Schalen, zwischen denen sich die vielen Samenkörner finden, die wie eine kleine Niere gestaltet sind, und gelbe sehen, bevor sie zeitig worden, hernach werden sie schier gantz schwartz, und schmecken, als wie Erbsen oder Bohnen. Dieser Baum wird in den Gärten gezogen. Blätter und Bläslein führen viel Sal essentiale. Die Blätter und die Blasen purgiren zwar, werden aber schier gar nicht zur Artzney gebraucht. Concha venerea. 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Diese Wurtzel ist zu erwehlen, welche frisch ist, fein völlig und schwer, die eine schöne Farbe und einen ziemlich würtzhaftigen Geruch hat. Sie führet viel kräftig starckes Oel und flüchtig Saltz. Sie widerstehet dem Gifte, treibet den Schweiß, hilfft wider dergleichen Gift, der das Geblüte gerinnen machet, als da ist der Nattern und Scorpionengift: sie tödtet die Würme. Contrayerva ist ein zusammengesetztes Wort vom lateinischen contra, wider, gegen, und dem spanischen Yerva, Gift, ob solte es heissen ein Gegengift. Convolvulus. Convolvulus, frantzösich, Liseron, und Campanette, teutsch, Winde, ist ein Gewächse, davon es gar viel Arten giebet: ich werde aber allhier nur die gemeinsten zwey beschreiben, weil sie noch einigen Nutzen zur Artzney verschaffen. Die erste heisset Convolvulus major, J.B. Convolvulus major albus, C.B. Pit. Tournef. Volubilis major, Trag. Lon. Malacocissus, Damocratis, Ang. Smilax lævis major, Dod. Helxine cissampelos, Cord. iu Diosc. frantzösisch, grand Liseron, oder Lizet. teutsch, grosse Winde. Diese treibet lange, schwancke Rancken, welche hoch in die Höhe lauffen, indem sie fortkriechen, die Stämme der nahe herum stehenden Bäume und Sträucher ergreiffen, und sich um ihre Aeste winden. Die Blätter sehen, dem Epheulaube gleich, sind aber viel grösser, viel linder und weicher, vorne zugespitzt und grün. Die Blume hat die Gestalt einer Glocke, und siehet weiß, sitzet auf einem Stielgen, der zwischen den Blättern heraus wächst. Wann dieselbe abgefallen, so folget ihr eine Frucht, die ist fast gantz rund, wie eine kleine Kirsche groß, und

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/187>, abgerufen am 24.11.2024.