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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] sie Oxycratum, das ware Honig und Eßig mit vielem Wasser vermischet, zur Kühlung.

Ob nun schon der Zucker den Honig bey nahe gar in Vergessenheit gebracht, vornehmlich bey den Speisen, so ist dannoch der Honig dem Zucker sehr oftmahls vorzuziehen; insonderheit, wann man nicht auf den delicaten Geschmack will sehen. Dann, ausser dem, daß der Honig das reineste und zärteste Wesen von gar unzehlich vielen Blumen ist, welche alle mit einander vortreffliche Kraft und Tugenden besitzen, so ist er auch der Brust sehr viel vorträglicher und lindert die Schmertzen mehr, als wie der Zucker, welcher nichts anders ist, als der dick gemachte Saft des blosen Rohres.

Unter andern guten Tugenden und Beschaffenheiten des Honigs, hat man ihn auch als eine gute Speise und Mittel erkannt, welches gar sonderlich für solche Leute dienet, welche durch ausserordentlich und allzu langes Fasten gantz von Abkräften kommen. Wir verspüren auch seine heilsame Wirckung beym Anfang der Schwindsucht, bey Auszehrung oder der Dörrsucht, und andern dergleichen Kranckheiten; nur daß vorher generalia gebrauchet, und er alsdann zu rechter Zeit und in darzu dienlichen liquoribus gebrauchet werde.

Wann der Honig zu hart gesotten wird, wird er, wie alle andere süsse Sachen, bitter: er vermischet sich gar balde mit der Galle in dem Leibe, zertreibet sie und macht sie gar zu flüßig und zu gähren, daher wird er für bilios und gallenartig erachtet. Am Feuer entzündet er sich, fast eben wie der Zucker.

Die wilden Bienentragen grosse Hauffen Honig auf den Felsen und Steinklippen zusammen, der dient gemeiniglich zu nichts, als nur zur Nahrung für die Fliegen und die Vögel. Etliche stehen in den Gedancken, und zwar nicht so gar ohne Grund, der graue Amber komme davon her.

Mel kommt von dem griechischen Worte meli, welches eben also viel bedeutet.

Melampyrum.

Melampyrum multis, sive Triticum vaccinum, J.B. Raji Hist.

Melampyrum purpurascente coma, C.B. Pit. Tournef.

Melampyrum purpureum, Ger.

Triticum vaccinum, sive Melampyrum, Dod.

frantzösisch, Ble noir.

Ble du Vache.

Ble du Boeuf.

Rouge herbe.

teutsch, Ruhweitzen, Wachtelweitzen.

Ist ein Gewächse, dessen Stengel viereckigt und rauch, purperfarbig, ästig, und etwan eines Schuhes hoch ist. Seine Blätter stehen gegen einander über und in geraumer Weite von einander: einige dererselben sind schmal, wie die an der Linaria, die andern breit und sehr tieff eingekerbt, rauch anzufühlen, und braungrün. Die Spitzen sind mit einem Hauffen kurtzer, ziemlich breiter, und angenehm purperfarbener Blätter besetzet. Die Blüten kommen zwischen den Blättern und den Stengeln heraus: sie sind Röhrlein, daran vorn am Ende gleich als wie ein Rachen zu ersehen, dessen beyde Leffzen insgemeine [Spaltenumbruch] scheinen, als ob sie an einander geleimet wären, sind bunt von Farbe, purperfarbig oder roth und röthlicht gelb. Auf die Blüten folgen länglichte Früchte, die theilen sich von der Spitze an, bis auf den Grund herunter in zwey Hülsen, deren iede in zwey Fächlein abgetheilet ist, worinne die länglichten Samen beschlossen liegen, die viel kleiner sind, als Weitzenkörner und schwartz. Seine Wurtzel ist klein, holtzig, und mit einigen Zasern besetzet. Dieses Gewächse wächset im Getraide, absonderlich in fetten Lande. Das Rindvieh frisset es: zur Artzney wird es nicht gebraucht.

Melampyrum kommt von melas, ater, schwartz- und puros, triticum, Weitzen, als ob es so viel bedeutete, als schwartzer Weitzen.

Melantheria.

Melantheria Dioscoridis, Matth. ist eine mineralische und vitriolische Materie, deren es zwey Sorten giebet. Die erste zeuget sich bey der Einfahrt in die Kupferschachte, und wird daselbst herab genommen. Die andere aber findet sich oben in denenselben Schachten, in einem glatt und gleichen, sauberen Gestein, so eine Farbe als wie Schwefel hat. Dioscorides ziehet die letztere der ersten vor, insonderheit, so sie stracks schwartz wird, wann man sie mit ein wenig Wasser anfeuchtet: er spricht, die Melantheria werde in Cilicien und in vielen andern Ländern mehr gefunden.

Er schreibet ihr eine etzende und corrosivische Wirckung zu. Diese Materie ist uns gantz unbekannt, und viele halten mit Plinio dafür, es sey nichts anders als Chalcitis, welche in dem Schachte allerhand Farben und Figuren angenommen. Ihm sey wie ihm wolle, wir nehmen an ihre Stelle die natürliche Chalcitis.

Melantheria kommt von melas, niger, schwartz, weil diese Materie schwartz wird, wann man Wasser drauf schüttet.

Melanurus.

Melanurus, frantzösisch, Negoeil, teutsch, Brandbrachsem, ist ein Seefisch, in etwas grösser als wie eine Hand, wieget ein Pfund bis anderthalbes, auf das meiste, und ist mit breiten Schupen bedecket, die sich nicht gern herunter bringen lassen. Sein Maul ist klein und voller Zähne. Die Augen, gegen den Kopf zu rechnen, sind sehr groß und schwärtzlicht blau. Der Rücken ist blau und etwas schwartz: der Bauch weiß, der Schwantz breit und mit sehr schwartzen Tüpfeln gezeichnet. Dieser Fisch kommt ofters auf die Klippen und auf die sandigen Ufer, und frist das Seegras, Alga, so daselbsten wächst. Zur Speise wird er nicht gar sehr gebraucht, zur Artzney aber niemahls.

Melanurus kommt von melas, niger, schwartz, und oura, cauda, der Schwantz, als ob es heissen solte, ein Fisch, mit einem schwartzen Schwantze.

Melianthus.

Melianthus Africanus, H.L.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Flos mellis.

Pimpinella spicata Africana maxima, Bartholin.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sie Oxycratum, das ware Honig und Eßig mit vielem Wasser vermischet, zur Kühlung.

Ob nun schon der Zucker den Honig bey nahe gar in Vergessenheit gebracht, vornehmlich bey den Speisen, so ist dannoch der Honig dem Zucker sehr oftmahls vorzuziehen; insonderheit, wann man nicht auf den delicaten Geschmack will sehen. Dann, ausser dem, daß der Honig das reineste und zärteste Wesen von gar unzehlich vielen Blumen ist, welche alle mit einander vortreffliche Kraft und Tugenden besitzen, so ist er auch der Brust sehr viel vorträglicher und lindert die Schmertzen mehr, als wie der Zucker, welcher nichts anders ist, als der dick gemachte Saft des blosen Rohres.

Unter andern guten Tugenden und Beschaffenheiten des Honigs, hat man ihn auch als eine gute Speise und Mittel erkannt, welches gar sonderlich für solche Leute dienet, welche durch ausserordentlich und allzu langes Fasten gantz von Abkräften kommen. Wir verspüren auch seine heilsame Wirckung beym Anfang der Schwindsucht, bey Auszehrung oder der Dörrsucht, und andern dergleichen Kranckheiten; nur daß vorher generalia gebrauchet, und er alsdann zu rechter Zeit und in darzu dienlichen liquoribus gebrauchet werde.

Wann der Honig zu hart gesotten wird, wird er, wie alle andere süsse Sachen, bitter: er vermischet sich gar balde mit der Galle in dem Leibe, zertreibet sie und macht sie gar zu flüßig und zu gähren, daher wird er für bilios und gallenartig erachtet. Am Feuer entzündet er sich, fast eben wie der Zucker.

Die wilden Bienentragen grosse Hauffen Honig auf den Felsen und Steinklippen zusammen, der dient gemeiniglich zu nichts, als nur zur Nahrung für die Fliegen und die Vögel. Etliche stehen in den Gedancken, und zwar nicht so gar ohne Grund, der graue Amber komme davon her.

Mel kommt von dem griechischen Worte μέλι, welches eben also viel bedeutet.

Melampyrum.

Melampyrum multis, sive Triticum vaccinum, J.B. Raji Hist.

Melampyrum purpurascente coma, C.B. Pit. Tournef.

Melampyrum purpureum, Ger.

Triticum vaccinum, sive Melampyrum, Dod.

frantzösisch, Blé noir.

Blé du Vache.

Blé du Bœuf.

Rouge herbe.

teutsch, Ruhweitzen, Wachtelweitzen.

Ist ein Gewächse, dessen Stengel viereckigt und rauch, purperfarbig, ästig, und etwan eines Schuhes hoch ist. Seine Blätter stehen gegen einander über und in geraumer Weite von einander: einige dererselben sind schmal, wie die an der Linaria, die andern breit und sehr tieff eingekerbt, rauch anzufühlen, und braungrün. Die Spitzen sind mit einem Hauffen kurtzer, ziemlich breiter, und angenehm purperfarbener Blätter besetzet. Die Blüten kommen zwischen den Blättern und den Stengeln heraus: sie sind Röhrlein, daran vorn am Ende gleich als wie ein Rachen zu ersehen, dessen beyde Leffzen insgemeine [Spaltenumbruch] scheinen, als ob sie an einander geleimet wären, sind bunt von Farbe, purperfarbig oder roth und röthlicht gelb. Auf die Blüten folgen länglichte Früchte, die theilen sich von der Spitze an, bis auf den Grund herunter in zwey Hülsen, deren iede in zwey Fächlein abgetheilet ist, worinne die länglichten Samen beschlossen liegen, die viel kleiner sind, als Weitzenkörner und schwartz. Seine Wurtzel ist klein, holtzig, und mit einigen Zasern besetzet. Dieses Gewächse wächset im Getraide, absonderlich in fetten Lande. Das Rindvieh frisset es: zur Artzney wird es nicht gebraucht.

Melampyrum kommt von μέλας, ater, schwartz- und πυρὸς, triticum, Weitzen, als ob es so viel bedeutete, als schwartzer Weitzen.

Melantheria.

Melantheria Dioscoridis, Matth. ist eine mineralische und vitriolische Materie, deren es zwey Sorten giebet. Die erste zeuget sich bey der Einfahrt in die Kupferschachte, und wird daselbst herab genommen. Die andere aber findet sich oben in denenselben Schachten, in einem glatt und gleichen, sauberen Gestein, so eine Farbe als wie Schwefel hat. Dioscorides ziehet die letztere der ersten vor, insonderheit, so sie stracks schwartz wird, wann man sie mit ein wenig Wasser anfeuchtet: er spricht, die Melantheria werde in Cilicien und in vielen andern Ländern mehr gefunden.

Er schreibet ihr eine etzende und corrosivische Wirckung zu. Diese Materie ist uns gantz unbekannt, und viele halten mit Plinio dafür, es sey nichts anders als Chalcitis, welche in dem Schachte allerhand Farben und Figuren angenommen. Ihm sey wie ihm wolle, wir nehmen an ihre Stelle die natürliche Chalcitis.

Melantheria kommt von μέλας, niger, schwartz, weil diese Materie schwartz wird, wann man Wasser drauf schüttet.

Melanurus.

Melanurus, frantzösisch, Negœil, teutsch, Brandbrachsem, ist ein Seefisch, in etwas grösser als wie eine Hand, wieget ein Pfund bis anderthalbes, auf das meiste, und ist mit breiten Schupen bedecket, die sich nicht gern herunter bringen lassen. Sein Maul ist klein und voller Zähne. Die Augen, gegen den Kopf zu rechnen, sind sehr groß und schwärtzlicht blau. Der Rücken ist blau und etwas schwartz: der Bauch weiß, der Schwantz breit und mit sehr schwartzen Tüpfeln gezeichnet. Dieser Fisch kommt ofters auf die Klippen und auf die sandigen Ufer, und frist das Seegras, Alga, so daselbsten wächst. Zur Speise wird er nicht gar sehr gebraucht, zur Artzney aber niemahls.

Melanurus kommt von μέλας, niger, schwartz, und οὔρα, cauda, der Schwantz, als ob es heissen solte, ein Fisch, mit einem schwartzen Schwantze.

Melianthus.

Melianthus Africanus, H.L.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Flos mellis.

Pimpinella spicata Africana maxima, Bartholin.

[Ende Spaltensatz]
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[0377] sie Oxycratum, das ware Honig und Eßig mit vielem Wasser vermischet, zur Kühlung. Ob nun schon der Zucker den Honig bey nahe gar in Vergessenheit gebracht, vornehmlich bey den Speisen, so ist dannoch der Honig dem Zucker sehr oftmahls vorzuziehen; insonderheit, wann man nicht auf den delicaten Geschmack will sehen. Dann, ausser dem, daß der Honig das reineste und zärteste Wesen von gar unzehlich vielen Blumen ist, welche alle mit einander vortreffliche Kraft und Tugenden besitzen, so ist er auch der Brust sehr viel vorträglicher und lindert die Schmertzen mehr, als wie der Zucker, welcher nichts anders ist, als der dick gemachte Saft des blosen Rohres. Unter andern guten Tugenden und Beschaffenheiten des Honigs, hat man ihn auch als eine gute Speise und Mittel erkannt, welches gar sonderlich für solche Leute dienet, welche durch ausserordentlich und allzu langes Fasten gantz von Abkräften kommen. Wir verspüren auch seine heilsame Wirckung beym Anfang der Schwindsucht, bey Auszehrung oder der Dörrsucht, und andern dergleichen Kranckheiten; nur daß vorher generalia gebrauchet, und er alsdann zu rechter Zeit und in darzu dienlichen liquoribus gebrauchet werde. Wann der Honig zu hart gesotten wird, wird er, wie alle andere süsse Sachen, bitter: er vermischet sich gar balde mit der Galle in dem Leibe, zertreibet sie und macht sie gar zu flüßig und zu gähren, daher wird er für bilios und gallenartig erachtet. Am Feuer entzündet er sich, fast eben wie der Zucker. Die wilden Bienentragen grosse Hauffen Honig auf den Felsen und Steinklippen zusammen, der dient gemeiniglich zu nichts, als nur zur Nahrung für die Fliegen und die Vögel. Etliche stehen in den Gedancken, und zwar nicht so gar ohne Grund, der graue Amber komme davon her. Mel kommt von dem griechischen Worte μέλι, welches eben also viel bedeutet. Melampyrum. Melampyrum multis, sive Triticum vaccinum, J.B. Raji Hist. Melampyrum purpurascente coma, C.B. Pit. Tournef. Melampyrum purpureum, Ger. Triticum vaccinum, sive Melampyrum, Dod. frantzösisch, Blé noir. Blé du Vache. Blé du Bœuf. Rouge herbe. teutsch, Ruhweitzen, Wachtelweitzen. Ist ein Gewächse, dessen Stengel viereckigt und rauch, purperfarbig, ästig, und etwan eines Schuhes hoch ist. Seine Blätter stehen gegen einander über und in geraumer Weite von einander: einige dererselben sind schmal, wie die an der Linaria, die andern breit und sehr tieff eingekerbt, rauch anzufühlen, und braungrün. Die Spitzen sind mit einem Hauffen kurtzer, ziemlich breiter, und angenehm purperfarbener Blätter besetzet. Die Blüten kommen zwischen den Blättern und den Stengeln heraus: sie sind Röhrlein, daran vorn am Ende gleich als wie ein Rachen zu ersehen, dessen beyde Leffzen insgemeine scheinen, als ob sie an einander geleimet wären, sind bunt von Farbe, purperfarbig oder roth und röthlicht gelb. 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Dioscorides ziehet die letztere der ersten vor, insonderheit, so sie stracks schwartz wird, wann man sie mit ein wenig Wasser anfeuchtet: er spricht, die Melantheria werde in Cilicien und in vielen andern Ländern mehr gefunden. Er schreibet ihr eine etzende und corrosivische Wirckung zu. Diese Materie ist uns gantz unbekannt, und viele halten mit Plinio dafür, es sey nichts anders als Chalcitis, welche in dem Schachte allerhand Farben und Figuren angenommen. Ihm sey wie ihm wolle, wir nehmen an ihre Stelle die natürliche Chalcitis. Melantheria kommt von μέλας, niger, schwartz, weil diese Materie schwartz wird, wann man Wasser drauf schüttet. Melanurus. Melanurus, frantzösisch, Negœil, teutsch, Brandbrachsem, ist ein Seefisch, in etwas grösser als wie eine Hand, wieget ein Pfund bis anderthalbes, auf das meiste, und ist mit breiten Schupen bedecket, die sich nicht gern herunter bringen lassen. Sein Maul ist klein und voller Zähne. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/377>, abgerufen am 22.11.2024.