Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Wird die Erde, daraus Salpeter ist gezogen worden, einige Jahr hindurch an die Luft geleget, so nimt sie ihn aufs neue wieder an.

Es findet sich auch natürlicher Salpeter an die Mauern und Klippen, in Gestalt kleiner Crystallen angehenget, die werden mit Besen davon abgekehrt und dessentwegen Salpetre de boussage auf frantzösisch genennet. Dieser dienet besser zum Pulver machen und zum Scheidewasser, weder der gemeine Salpeter; dann, weil er nicht ist über die Lauge gegangen, hat er auch kein Saltz von derselben zu sich nehmen können. Man soll denjenigen erwehlen, welcher fein reine ist und leichtlich Feuer fängt. Die Alten nannten ihn Aphronitrum.

Aus Ostindien wird uns gar schöner Salpeter zugeführet, der sehr gesuchet wird, absonderlich zum Pulver machen. Er soll unfern von Pegu fallen, und dieses mineralische Saltz sich so gar häuffig daselbst finden, daß man sehen kan, wie er sich an gewissen wüsten und unfruchtbaren Orten als weisse Crystallen erhebe, und so dichte bey einander stehe, gleichwie das Gras. Er darff nur gesammlet und gereiniget werden, und kommt dann unserem gereinigten Salpeter ziemlich bey.

Den gemeinen Salpeter soll man erwehlen, welcher fein wol gereiniget ist, und lange Crystallen hat, wie oberwähnet, der auf die Zunge geleget Kühlung giebet, und eine grosse Flamme machet, wann er auf glühende Kohlen geschüttet wird. Zu Paris wird der Salpeter im kleinen Arsenal geläutert und er komt desgleichen aus Indien.

Er eröffnet, zertreibet und zertheilet, stillet den Durst, treibt den Urin, widerstehet der Fäulung, tilget die Hitze im Geblüt, treibet den Stein in Nieren und der Blase. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben. Die Lachse werden damit eingesaltzen, damit sie eine schöne rothe Farbe überkommen.

Der Alten ihr Salpeter ist uns gantz unbekannt, es war auch kein Salpeter, und hatte seinen Namen von der egyptischen Landschaft Nitrum bekommen, woselbst er, wie man saget, sich gantz häuffig finden lassen. Wie man dafür hält, soll er das Anatrum gewesen seyn, davon an seinem Ort gehandelt worden.

Nix.

Nix, frantzösisch, Neige, teutsch, Schnee, ist ein gantz dünn gemachtes Wasser, welches in der Luft von einem kalten Winde zusammen getrieben worden und gefroren ist. Gemeiniglich ist er wie kleine, weisse und crystalline Flocken formiret; alleine, seine Figur ist unterschiedlich, nachdem ihm solche der Wind hat mitgetheilt: wie er dann manchmahl als kleine Sternlein pflegt zu fallen. Wann dieses Wasser zusammen frieret, so beschliesset, es ein acidum und Säure aus der Luft, welches den Schnee in etwas scharff und durchtringend macht. Im Winter dient er dem Acker zur Erhaltung des Getraides, dann er bedeckt dasselbige, und erhält, vermittelst seines Saltzes gleichsam wie eine fermentation und Gährung, oder Wärme, welche verhindert, daß die Samen nicht erfrieren und verderben mögen.

Er machet dünne, befeuchtet, reiniget und kühlet, ist gut zum Brande, zu Gebrechen der Augen und zur Entzündung.

[Spaltenumbruch]

Gefrorne Früchte beleget man mit Schnee, damit sie sein gelind aufthauen und erhalten werden, auch nicht verderben oder faulen mögen.

Noctua.

Noctua, frantzösisch, Chahuan oder Hibou, teutsch, Nachteule, ist ein Vogel, der sonst nicht als bey Nachte fliegt und schreyet. Es giebet seiner von allerhand Grösse, insgemeine aber ist er so groß als eine Taube: sein Kopf ist dick, die Augen weit, und wie die Katzenaugen: doch dienen sie ihm nur des Nachts, dieweil er das Licht am Tage nicht vertragen mag. Der Schnabel ist klein, länglicht und gelb: der Hals gar kurtz. Die Schenckel sind mit Federn bedecket und die Beine rauch, seine Farbe ist dunckel. Er wohnt an steinigen Orten, zwischen den Steinfelsen, auf den Bergen, und in alten, verfallenen Gebäuden. Er nähret sich von Bienen, Eydechsen und Ratten: führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sein Fleisch zertheilet und ist gut zur Lähmung der Glieder, zur Melancholey und zur Bräune; es wird innerlich und äusserlich gebrauchet; gedörret und zerstossen wird es von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein für einmahl eingegeben.

Seine Galle benimmt die Flecken in den Augen.

Sein Fett erweichet und zertheilet, dient zur Stärckung der Nerven und das Gesichte zu schärffen.

Noctua kommt von nox, Nacht, weil dieser Vogel sonsten nicht, als nur bey Nachte fliegt und schreyt.

Noli me tangere.

Noli me tangere, J.B. Raji Hist.

Balsamina lutea, sive Noli me tangere, C.B. Pit. Tournef.

Persicaria siliquosa, Ger.

Mercurialis sylvestris, Noli me tangere dicta, sive Persicaria siliquosa, Park.

Impatiens herba, Dod.

teutsch, Springkraut, Judenhütlein.

Ist eine Gattung Balsamina, oder ein Kraut, das einen Stengel treibt auf anderthalben Schuh hoch, der ist zarte, glatt und gleissend, grüne, hol und ästig, voll ungeschmackten Saft. Die Blätter stehen wechselsweise an dem Stengel, sehen dem Bingelkraute gleich, sind iedoch um ein gut Theil grösser, am Rande ausgezackt, gar schöne grün und voller Saft. Zwischen den Stengeln und den Blättern heraus entspriessen lange, dünne Stielgen, die nach der Erde zu gekrümmet sind; theilen sich in drey oder vier Aestlein, an denen kleine Blumen hangen, die aus vier ungleichen Blättern bestehen, und denen an den andern Sorten von der Balsamina ähnlich und gelbe sehen, sind mit einigen rothen [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Wird die Erde, daraus Salpeter ist gezogen worden, einige Jahr hindurch an die Luft geleget, so nim̅t sie ihn aufs neue wieder an.

Es findet sich auch natürlicher Salpeter an die Mauern und Klippen, in Gestalt kleiner Crystallen angehenget, die werden mit Besen davon abgekehrt und dessentwegen Salpêtre de boussage auf frantzösisch genennet. Dieser dienet besser zum Pulver machen und zum Scheidewasser, weder der gemeine Salpeter; dann, weil er nicht ist über die Lauge gegangen, hat er auch kein Saltz von derselben zu sich nehmen können. Man soll denjenigen erwehlen, welcher fein reine ist und leichtlich Feuer fängt. Die Alten nannten ihn Aphronitrum.

Aus Ostindien wird uns gar schöner Salpeter zugeführet, der sehr gesuchet wird, absonderlich zum Pulver machen. Er soll unfern von Pegu fallen, und dieses mineralische Saltz sich so gar häuffig daselbst finden, daß man sehen kan, wie er sich an gewissen wüsten und unfruchtbaren Orten als weisse Crystallen erhebe, und so dichte bey einander stehe, gleichwie das Gras. Er darff nur gesammlet und gereiniget werden, und kommt dann unserem gereinigten Salpeter ziemlich bey.

Den gemeinen Salpeter soll man erwehlen, welcher fein wol gereiniget ist, und lange Crystallen hat, wie oberwähnet, der auf die Zunge geleget Kühlung giebet, und eine grosse Flamme machet, wann er auf glühende Kohlen geschüttet wird. Zu Paris wird der Salpeter im kleinen Arsenal geläutert und er kom̅t desgleichen aus Indien.

Er eröffnet, zertreibet und zertheilet, stillet den Durst, treibt den Urin, widerstehet der Fäulung, tilget die Hitze im Geblüt, treibet den Stein in Nieren und der Blase. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben. Die Lachse werden damit eingesaltzen, damit sie eine schöne rothe Farbe überkommen.

Der Alten ihr Salpeter ist uns gantz unbekannt, es war auch kein Salpeter, und hatte seinen Namen von der egyptischen Landschaft Nitrum bekommen, woselbst er, wie man saget, sich gantz häuffig finden lassen. Wie man dafür hält, soll er das Anatrum gewesen seyn, davon an seinem Ort gehandelt worden.

Nix.

Nix, frantzösisch, Neige, teutsch, Schnee, ist ein gantz dünn gemachtes Wasser, welches in der Luft von einem kalten Winde zusammen getrieben worden und gefroren ist. Gemeiniglich ist er wie kleine, weisse und crystalline Flocken formiret; alleine, seine Figur ist unterschiedlich, nachdem ihm solche der Wind hat mitgetheilt: wie er dann manchmahl als kleine Sternlein pflegt zu fallen. Wann dieses Wasser zusammen frieret, so beschliesset, es ein acidum und Säure aus der Luft, welches den Schnee in etwas scharff und durchtringend macht. Im Winter dient er dem Acker zur Erhaltung des Getraides, dann er bedeckt dasselbige, und erhält, vermittelst seines Saltzes gleichsam wie eine fermentation und Gährung, oder Wärme, welche verhindert, daß die Samen nicht erfrieren und verderben mögen.

Er machet dünne, befeuchtet, reiniget und kühlet, ist gut zum Brande, zu Gebrechen der Augen und zur Entzündung.

[Spaltenumbruch]

Gefrorne Früchte beleget man mit Schnee, damit sie sein gelind aufthauen und erhalten werden, auch nicht verderben oder faulen mögen.

Noctua.

Noctua, frantzösisch, Chahuan oder Hibou, teutsch, Nachteule, ist ein Vogel, der sonst nicht als bey Nachte fliegt und schreyet. Es giebet seiner von allerhand Grösse, insgemeine aber ist er so groß als eine Taube: sein Kopf ist dick, die Augen weit, und wie die Katzenaugen: doch dienen sie ihm nur des Nachts, dieweil er das Licht am Tage nicht vertragen mag. Der Schnabel ist klein, länglicht und gelb: der Hals gar kurtz. Die Schenckel sind mit Federn bedecket und die Beine rauch, seine Farbe ist dunckel. Er wohnt an steinigen Orten, zwischen den Steinfelsen, auf den Bergen, und in alten, verfallenen Gebäuden. Er nähret sich von Bienen, Eydechsen und Ratten: führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sein Fleisch zertheilet und ist gut zur Lähmung der Glieder, zur Melancholey und zur Bräune; es wird innerlich und äusserlich gebrauchet; gedörret und zerstossen wird es von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein für einmahl eingegeben.

Seine Galle benimmt die Flecken in den Augen.

Sein Fett erweichet und zertheilet, dient zur Stärckung der Nerven und das Gesichte zu schärffen.

Noctua kommt von nox, Nacht, weil dieser Vogel sonsten nicht, als nur bey Nachte fliegt und schreyt.

Noli me tangere.

Noli me tangere, J.B. Raji Hist.

Balsamina lutea, sive Noli me tangere, C.B. Pit. Tournef.

Persicaria siliquosa, Ger.

Mercurialis sylvestris, Noli me tangere dicta, sive Persicaria siliquosa, Park.

Impatiens herba, Dod.

teutsch, Springkraut, Judenhütlein.

Ist eine Gattung Balsamina, oder ein Kraut, das einen Stengel treibt auf anderthalben Schuh hoch, der ist zarte, glatt und gleissend, grüne, hol und ästig, voll ungeschmackten Saft. Die Blätter stehen wechselsweise an dem Stengel, sehen dem Bingelkraute gleich, sind iedoch um ein gut Theil grösser, am Rande ausgezackt, gar schöne grün und voller Saft. Zwischen den Stengeln und den Blättern heraus entspriessen lange, dünne Stielgen, die nach der Erde zu gekrümmet sind; theilen sich in drey oder vier Aestlein, an denen kleine Blumen hangen, die aus vier ungleichen Blättern bestehen, und denen an den andern Sorten von der Balsamina ähnlich und gelbe sehen, sind mit einigen rothen [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0414"/>
          <cb type="start"/>
          <p>Wird die Erde, daraus Salpeter ist gezogen worden, einige Jahr hindurch an die Luft geleget, so nim&#x0305;t sie ihn aufs neue wieder an.</p><lb/>
          <p>Es findet sich auch natürlicher Salpeter an die Mauern und Klippen, in Gestalt kleiner Crystallen angehenget, die werden mit Besen davon abgekehrt und dessentwegen <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Salpêtre de boussage</hi></hi> auf frantzösisch genennet. Dieser dienet besser zum Pulver machen und zum Scheidewasser, weder der gemeine Salpeter; dann, weil er nicht ist über die Lauge gegangen, hat er auch kein Saltz von derselben zu sich nehmen können. Man soll denjenigen erwehlen, welcher fein reine ist und leichtlich Feuer fängt. Die Alten nannten ihn <hi rendition="#i">Aphronitrum.</hi></p><lb/>
          <p>Aus <hi rendition="#fr">Ostindien</hi> wird uns gar schöner Salpeter zugeführet, der sehr gesuchet wird, absonderlich zum Pulver machen. Er soll unfern von <hi rendition="#fr">Pegu</hi> fallen, und dieses mineralische Saltz sich so gar häuffig daselbst finden, daß man sehen kan, wie er sich an gewissen wüsten und unfruchtbaren Orten als weisse Crystallen erhebe, und so dichte bey einander stehe, gleichwie das Gras. Er darff nur gesammlet und gereiniget werden, und kommt dann unserem gereinigten Salpeter ziemlich bey.</p><lb/>
          <p>Den gemeinen Salpeter soll man erwehlen, welcher fein wol gereiniget ist, und lange Crystallen hat, wie oberwähnet, der auf die Zunge geleget Kühlung giebet, und eine grosse Flamme machet, wann er auf glühende Kohlen geschüttet wird. Zu Paris wird der Salpeter im kleinen Arsenal geläutert und er kom&#x0305;t desgleichen aus Indien.</p><lb/>
          <p>Er eröffnet, zertreibet und zertheilet, stillet den Durst, treibt den Urin, widerstehet der Fäulung, tilget die Hitze im Geblüt, treibet den Stein in Nieren und der Blase. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben. Die Lachse werden damit eingesaltzen, damit sie eine schöne rothe Farbe überkommen.</p><lb/>
          <p>Der Alten ihr Salpeter ist uns gantz unbekannt, es war auch kein Salpeter, und hatte seinen Namen von der egyptischen Landschaft <hi rendition="#i">Nitrum</hi> bekommen, woselbst er, wie man saget, sich gantz häuffig finden lassen. Wie man dafür hält, soll er das <hi rendition="#i">Anatrum</hi> gewesen seyn, davon an seinem Ort gehandelt worden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Nix.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Nix</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Neige</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Schnee,</hi> ist ein gantz dünn gemachtes Wasser, welches in der Luft von einem kalten Winde zusammen getrieben worden und gefroren ist. Gemeiniglich ist er wie kleine, weisse und crystalline Flocken formiret; alleine, seine Figur ist unterschiedlich, nachdem ihm solche der Wind hat mitgetheilt: wie er dann manchmahl als kleine Sternlein pflegt zu fallen. Wann dieses Wasser zusammen frieret, so beschliesset, es ein <hi rendition="#i">acidum</hi> und Säure aus der Luft, welches den Schnee in etwas scharff und durchtringend macht. Im Winter dient er dem Acker zur Erhaltung des Getraides, dann er bedeckt dasselbige, und erhält, vermittelst seines Saltzes gleichsam wie eine <hi rendition="#i">fermentation</hi> und Gährung, oder Wärme, welche verhindert, daß die Samen nicht erfrieren und verderben mögen.</p><lb/>
          <p>Er machet dünne, befeuchtet, reiniget und kühlet, ist gut zum Brande, zu Gebrechen der Augen und zur Entzündung.</p>
          <cb/>
          <p>Gefrorne Früchte beleget man mit Schnee, damit sie sein gelind aufthauen und erhalten werden, auch nicht verderben oder faulen mögen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Noctua.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Noctua</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Chahuan</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Hibou</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Nachteule,</hi> ist ein Vogel, der sonst nicht als bey Nachte fliegt und schreyet. Es giebet seiner von allerhand Grösse, insgemeine aber ist er so groß als eine Taube: sein Kopf ist dick, die Augen weit, und wie die Katzenaugen: doch dienen sie ihm nur des Nachts, dieweil er das Licht am Tage nicht vertragen mag. Der Schnabel ist klein, länglicht und gelb: der Hals gar kurtz. Die Schenckel sind mit Federn bedecket und die Beine rauch, seine Farbe ist dunckel. Er wohnt an <hi rendition="#fr">steinigen Orten,</hi> zwischen den <hi rendition="#fr">Steinfelsen,</hi> auf den <hi rendition="#fr">Bergen,</hi> und in alten, <hi rendition="#fr">verfallenen Gebäuden.</hi> Er nähret sich von Bienen, Eydechsen und Ratten: führet viel flüchtiges Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Sein Fleisch zertheilet und ist gut zur Lähmung der Glieder, zur Melancholey und zur Bräune; es wird innerlich und äusserlich gebrauchet; gedörret und zerstossen wird es von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein für einmahl eingegeben.</p><lb/>
          <p>Seine Galle benimmt die Flecken in den Augen.</p><lb/>
          <p>Sein Fett erweichet und zertheilet, dient zur Stärckung der Nerven und das Gesichte zu schärffen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Noctua</hi> kommt von <hi rendition="#i">nox,</hi> <hi rendition="#fr">Nacht,</hi> weil dieser Vogel sonsten nicht, als nur bey Nachte fliegt und schreyt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Noli me tangere.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Noli me tangere</hi>, J.B. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Balsamina lutea, sive Noli me tangere</hi>, C.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Persicaria siliquosa</hi>, Ger.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Mercurialis sylvestris, Noli me tangere dicta, sive Persicaria siliquosa</hi>, Park.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Impatiens herba</hi>, Dod.</hi> </p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Springkraut, Judenhütlein.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Gattung <hi rendition="#i">Balsamina,</hi> oder ein Kraut, das einen Stengel treibt auf anderthalben Schuh hoch, der ist zarte, glatt und gleissend, grüne, hol und ästig, voll ungeschmackten Saft. Die Blätter stehen wechselsweise an dem Stengel, sehen dem Bingelkraute gleich, sind iedoch um ein gut Theil grösser, am Rande ausgezackt, gar schöne grün und voller Saft. Zwischen den Stengeln und den Blättern heraus entspriessen lange, dünne Stielgen, die nach der Erde zu gekrümmet sind; theilen sich in drey oder vier Aestlein, an denen kleine Blumen hangen, die aus vier ungleichen Blättern bestehen, und denen an den andern Sorten von der <hi rendition="#i">Balsamina</hi> ähnlich und gelbe sehen, sind mit einigen rothen <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0414] Wird die Erde, daraus Salpeter ist gezogen worden, einige Jahr hindurch an die Luft geleget, so nim̅t sie ihn aufs neue wieder an. Es findet sich auch natürlicher Salpeter an die Mauern und Klippen, in Gestalt kleiner Crystallen angehenget, die werden mit Besen davon abgekehrt und dessentwegen Salpêtre de boussage auf frantzösisch genennet. Dieser dienet besser zum Pulver machen und zum Scheidewasser, weder der gemeine Salpeter; dann, weil er nicht ist über die Lauge gegangen, hat er auch kein Saltz von derselben zu sich nehmen können. Man soll denjenigen erwehlen, welcher fein reine ist und leichtlich Feuer fängt. Die Alten nannten ihn Aphronitrum. Aus Ostindien wird uns gar schöner Salpeter zugeführet, der sehr gesuchet wird, absonderlich zum Pulver machen. Er soll unfern von Pegu fallen, und dieses mineralische Saltz sich so gar häuffig daselbst finden, daß man sehen kan, wie er sich an gewissen wüsten und unfruchtbaren Orten als weisse Crystallen erhebe, und so dichte bey einander stehe, gleichwie das Gras. Er darff nur gesammlet und gereiniget werden, und kommt dann unserem gereinigten Salpeter ziemlich bey. Den gemeinen Salpeter soll man erwehlen, welcher fein wol gereiniget ist, und lange Crystallen hat, wie oberwähnet, der auf die Zunge geleget Kühlung giebet, und eine grosse Flamme machet, wann er auf glühende Kohlen geschüttet wird. Zu Paris wird der Salpeter im kleinen Arsenal geläutert und er kom̅t desgleichen aus Indien. Er eröffnet, zertreibet und zertheilet, stillet den Durst, treibt den Urin, widerstehet der Fäulung, tilget die Hitze im Geblüt, treibet den Stein in Nieren und der Blase. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf ein Quintlein eingegeben. Die Lachse werden damit eingesaltzen, damit sie eine schöne rothe Farbe überkommen. Der Alten ihr Salpeter ist uns gantz unbekannt, es war auch kein Salpeter, und hatte seinen Namen von der egyptischen Landschaft Nitrum bekommen, woselbst er, wie man saget, sich gantz häuffig finden lassen. Wie man dafür hält, soll er das Anatrum gewesen seyn, davon an seinem Ort gehandelt worden. Nix. Nix, frantzösisch, Neige, teutsch, Schnee, ist ein gantz dünn gemachtes Wasser, welches in der Luft von einem kalten Winde zusammen getrieben worden und gefroren ist. Gemeiniglich ist er wie kleine, weisse und crystalline Flocken formiret; alleine, seine Figur ist unterschiedlich, nachdem ihm solche der Wind hat mitgetheilt: wie er dann manchmahl als kleine Sternlein pflegt zu fallen. Wann dieses Wasser zusammen frieret, so beschliesset, es ein acidum und Säure aus der Luft, welches den Schnee in etwas scharff und durchtringend macht. Im Winter dient er dem Acker zur Erhaltung des Getraides, dann er bedeckt dasselbige, und erhält, vermittelst seines Saltzes gleichsam wie eine fermentation und Gährung, oder Wärme, welche verhindert, daß die Samen nicht erfrieren und verderben mögen. Er machet dünne, befeuchtet, reiniget und kühlet, ist gut zum Brande, zu Gebrechen der Augen und zur Entzündung. Gefrorne Früchte beleget man mit Schnee, damit sie sein gelind aufthauen und erhalten werden, auch nicht verderben oder faulen mögen. Noctua. Noctua, frantzösisch, Chahuan oder Hibou, teutsch, Nachteule, ist ein Vogel, der sonst nicht als bey Nachte fliegt und schreyet. Es giebet seiner von allerhand Grösse, insgemeine aber ist er so groß als eine Taube: sein Kopf ist dick, die Augen weit, und wie die Katzenaugen: doch dienen sie ihm nur des Nachts, dieweil er das Licht am Tage nicht vertragen mag. Der Schnabel ist klein, länglicht und gelb: der Hals gar kurtz. Die Schenckel sind mit Federn bedecket und die Beine rauch, seine Farbe ist dunckel. Er wohnt an steinigen Orten, zwischen den Steinfelsen, auf den Bergen, und in alten, verfallenen Gebäuden. Er nähret sich von Bienen, Eydechsen und Ratten: führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Sein Fleisch zertheilet und ist gut zur Lähmung der Glieder, zur Melancholey und zur Bräune; es wird innerlich und äusserlich gebrauchet; gedörret und zerstossen wird es von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein für einmahl eingegeben. Seine Galle benimmt die Flecken in den Augen. Sein Fett erweichet und zertheilet, dient zur Stärckung der Nerven und das Gesichte zu schärffen. Noctua kommt von nox, Nacht, weil dieser Vogel sonsten nicht, als nur bey Nachte fliegt und schreyt. Noli me tangere. Noli me tangere, J.B. Raji Hist. Balsamina lutea, sive Noli me tangere, C.B. Pit. Tournef. Persicaria siliquosa, Ger. Mercurialis sylvestris, Noli me tangere dicta, sive Persicaria siliquosa, Park. Impatiens herba, Dod. teutsch, Springkraut, Judenhütlein. Ist eine Gattung Balsamina, oder ein Kraut, das einen Stengel treibt auf anderthalben Schuh hoch, der ist zarte, glatt und gleissend, grüne, hol und ästig, voll ungeschmackten Saft. Die Blätter stehen wechselsweise an dem Stengel, sehen dem Bingelkraute gleich, sind iedoch um ein gut Theil grösser, am Rande ausgezackt, gar schöne grün und voller Saft. Zwischen den Stengeln und den Blättern heraus entspriessen lange, dünne Stielgen, die nach der Erde zu gekrümmet sind; theilen sich in drey oder vier Aestlein, an denen kleine Blumen hangen, die aus vier ungleichen Blättern bestehen, und denen an den andern Sorten von der Balsamina ähnlich und gelbe sehen, sind mit einigen rothen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/414
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/414>, abgerufen am 22.11.2024.