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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Also giebet es zwey Sorten auf der Insel Martinigo, von deren jeder der Frater Yon, Apothecker bey den Jesuiten, im Jahr 1702. mir einige Zweige, nebst dererselbigen Beschreibung, nach Paris übersendet. Die erste ist eine Gattung der Caryophyllata, von welcher ich an ihrem Orte unter dem Titel Cuambu gehandelt habe. Die andere ist ein holtzigter Strauch, etwan zwey Schuhe hoch, der treibet einen Hauffen sieben bis acht Schuhe hohe, schwancke, grün und aschenfarbige Zweige, die sind mit sehr vielen Blättlein dicht besetzet, so an dem Rande ausgezackt und an Gestalt dem Gänserich so ziemlich nahe kommen, ohne daß spitziger und gar schön grüne sind, auch voller Saft und schmecken etwas wie die Kresse, nur nicht so starck. Der Blüten wachsen iede auf einem Stiele, der aus den Winckeln zwischen den Stengeln und den Blättern heraus spriesset. Sie bestehen aus einem einigen Stücke, das ist fünffmahl tieff eingeschnitten und gantz weiß: in der Mitten hat es einen pistillum mit fünff staminibus, und präsentiret eine Lilie. Der pistillus wird zu einer Frucht, die in zwey Fache abgetheilet ist, so voller graulichter und als wie Staub so zarter Samen stecken. Der Kelch, darinnen diese Blüte steht, ist als wie in fünff Blätter abgetheilet. Der Strauch wächst wo es steinig ist und an dem Strand der See. In Martinigo wird das Blatt The genennet, und von den Einwohnern, wie bey uns der ordentliche Thee gebraucht. Es färbet das Wasser nicht so starck als wie der andere Thee auf Martinigo, dessen allererst Erwähnung geschehen.

Der Europäer Thee ist die Veronica, der Ehrenpreiß, und wird als wie der Thee gebrauchet, desgleichen Melisse, spitzige Salbey, das indianische Frauenhaar, die Klapperrosen, die Schweitzerischen Wundkräuter, die weisse Nessel, und viele andere mehr.

Thereniabin.

Thereniabin. Drosomeli.

Mensiracost. AEreomeli.

Terniabin.

frantzösisch, Manne liquide.

teutsch, flüßige Manna.

Ist eine klebrige, weisse und süsse Materie, dem weissen Honig fast gantz ähnlich, die findet man in Persien und in dem grössern Asien, an vielen Bäumen und Sträuchern auf den Blättern hangen. Die Einwohner sammlen dieselbe und treiben einen starcken Handel damit: doch ist sie gar sehr seltsam in Franckreich. Sie führet viel phlegma und Oel, nicht gar viel sal volatile oder essentiale.

Sie purgieret und hat eben solche Kraft wie unsere Manna, nur muß ihrer viel mehr genommen [Spaltenumbruch] werden. Die Egyptier und Indianer brauchen sie.

Thlaspi.

Thlaspi vulgatius, J.B. Pit. Tournef. Raji Hist.

Thlaspi arvense Vaccariae incano folio majus, C. B.

Thlaspi vulgatissimum, Ger.

Thlaspi Vaccariae folio, Park.

teutsch, Baurensenff.

Ist ein Kraut, das Stengel treibet etwan eines Fusses hoch, die sind rund, rauch und ästig, mit Blättern ohne Stiel besetzt, welche des kleinen Fingers lang und unten breiter sind, werden nach und nach schmäler und endlich spitzig, sind am Rande ausgezackt und grüne, haben einen scharffen Geschmack. Die Blüten sind kleine, zart und weiß, stehen wie die an dem Täschelkraut geordnet, und eine iede hat vier Blätter. Nach ihnen folgen runde oder ovalrunde Früchte, so breit wie eine Tasche, gemeiniglich mit einem Flügel oder Blättlein eingefasset und eingekerbet. Diese Früchte enthalten in ihnen Körner, die fast gantz rund und breit sind, sehen dunckelroth, und schwartz, wann sie alt werden, schmecken scharff und brennend, wie der Senff. Die Wurtzel ist ziemlich dick und zaserig, holtzig, weiß und etwas scharff. Dieses Kraut wächst an wüsten, rauhen Orten, wo es steinig und sandig ist, die an der Sonne liegen, in dem Getraide, auf den Dächern und an den Mauern. Es führt viel sal essentiale und volatile und Oel.

Der trockne Samen wird zu uns aus Languedoc und aus Provence überbracht, woselbst er besser als in unsern temperirten Lande zu gerathen pfleget.

Man soll ihn erwehlen, wann er frisch ist, rein und fein völlig, scharff und beissend von Geschmack. Er wird zu allerhand Artzneymitteln genommen.

Er zertreibet, machet dünne, reiniget, eröffnet, dient den Urin zu treiben und der Weiber Reinigung, zu Beförderung der Geburt und Nachgeburt, den Stein und das geronnene Blut zu zertheilen, zum Reissen in den Lenden, die Geschwüre zeitig zu machen und zu brechen. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

Thlaspi kommt von thlasso, comprimo, ich drucke zusammen, weil dieses Krautes Frucht breit ist und wie zusammen gedruckt.

Thlaspidium.

Thlaspidium Monspeliense Hieracii folio hirsuto, Pit. Tournef.

Thlaspi biscutatum hieracifolium & majus, C. B.

Lunaria lutea, Dalech. Lugd.

Thlaspi clypeatum hieracifolium majus, Park.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Also giebet es zwey Sorten auf der Insel Martinigo, von deren jeder der Frater Yon, Apothecker bey den Jesuiten, im Jahr 1702. mir einige Zweige, nebst dererselbigen Beschreibung, nach Paris übersendet. Die erste ist eine Gattung der Caryophyllata, von welcher ich an ihrem Orte unter dem Titel Cuambu gehandelt habe. Die andere ist ein holtzigter Strauch, etwan zwey Schuhe hoch, der treibet einen Hauffen sieben bis acht Schuhe hohe, schwancke, grün und aschenfarbige Zweige, die sind mit sehr vielen Blättlein dicht besetzet, so an dem Rande ausgezackt und an Gestalt dem Gänserich so ziemlich nahe kommen, ohne daß spitziger und gar schön grüne sind, auch voller Saft und schmecken etwas wie die Kresse, nur nicht so starck. Der Blüten wachsen iede auf einem Stiele, der aus den Winckeln zwischen den Stengeln und den Blättern heraus spriesset. Sie bestehen aus einem einigen Stücke, das ist fünffmahl tieff eingeschnitten und gantz weiß: in der Mitten hat es einen pistillum mit fünff staminibus, und präsentiret eine Lilie. Der pistillus wird zu einer Frucht, die in zwey Fache abgetheilet ist, so voller graulichter und als wie Staub so zarter Samen stecken. Der Kelch, darinnen diese Blüte steht, ist als wie in fünff Blätter abgetheilet. Der Strauch wächst wo es steinig ist und an dem Strand der See. In Martinigo wird das Blatt Thé genennet, und von den Einwohnern, wie bey uns der ordentliche Thee gebraucht. Es färbet das Wasser nicht so starck als wie der andere Thee auf Martinigo, dessen allererst Erwähnung geschehen.

Der Europäer Thee ist die Veronica, der Ehrenpreiß, und wird als wie der Thee gebrauchet, desgleichen Melisse, spitzige Salbey, das indianische Frauenhaar, die Klapperrosen, die Schweitzerischen Wundkräuter, die weisse Nessel, und viele andere mehr.

Thereniabin.

Thereniabin. Drosomeli.

Mensiracost. Æreomeli.

Terniabin.

frantzösisch, Manne liquide.

teutsch, flüßige Manna.

Ist eine klebrige, weisse und süsse Materie, dem weissen Honig fast gantz ähnlich, die findet man in Persien und in dem grössern Asien, an vielen Bäumen uñ Sträuchern auf den Blättern hangen. Die Einwohner sammlen dieselbe und treiben einen starcken Handel damit: doch ist sie gar sehr seltsam in Franckreich. Sie führet viel phlegma und Oel, nicht gar viel sal volatile oder essentiale.

Sie purgieret und hat eben solche Kraft wie unsere Manna, nur muß ihrer viel mehr genommen [Spaltenumbruch] werden. Die Egyptier und Indianer brauchen sie.

Thlaspi.

Thlaspi vulgatius, J.B. Pit. Tournef. Raji Hist.

Thlaspi arvense Vaccariæ incano folio majus, C. B.

Thlaspi vulgatissimum, Ger.

Thlaspi Vaccariæ folio, Park.

teutsch, Baurensenff.

Ist ein Kraut, das Stengel treibet etwan eines Fusses hoch, die sind rund, rauch und ästig, mit Blättern ohne Stiel besetzt, welche des kleinen Fingers lang und unten breiter sind, werden nach und nach schmäler und endlich spitzig, sind am Rande ausgezackt und grüne, haben einen scharffen Geschmack. Die Blüten sind kleine, zart und weiß, stehen wie die an dem Täschelkraut geordnet, und eine iede hat vier Blätter. Nach ihnen folgen runde oder ovalrunde Früchte, so breit wie eine Tasche, gemeiniglich mit einem Flügel oder Blättlein eingefasset und eingekerbet. Diese Früchte enthalten in ihnen Körner, die fast gantz rund und breit sind, sehen dunckelroth, und schwartz, wann sie alt werden, schmecken scharff und brennend, wie der Senff. Die Wurtzel ist ziemlich dick und zaserig, holtzig, weiß und etwas scharff. Dieses Kraut wächst an wüsten, rauhen Orten, wo es steinig und sandig ist, die an der Sonne liegen, in dem Getraide, auf den Dächern und an den Mauern. Es führt viel sal essentiale und volatile und Oel.

Der trockne Samen wird zu uns aus Languedoc und aus Provence überbracht, woselbst er besser als in unsern temperirten Lande zu gerathen pfleget.

Man soll ihn erwehlen, wann er frisch ist, rein und fein völlig, scharff und beissend von Geschmack. Er wird zu allerhand Artzneymitteln genommen.

Er zertreibet, machet dünne, reiniget, eröffnet, dient den Urin zu treiben und der Weiber Reinigung, zu Beförderung der Geburt und Nachgeburt, den Stein und das geronnene Blut zu zertheilen, zum Reissen in den Lenden, die Geschwüre zeitig zu machen und zu brechen. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

Thlaspi kommt von ϑλάσσω, comprimo, ich drucke zusammen, weil dieses Krautes Frucht breit ist und wie zusammen gedruckt.

Thlaspidium.

Thlaspidium Monspeliense Hieracii folio hirsuto, Pit. Tournef.

Thlaspi biscutatum hieracifolium & majus, C. B.

Lunaria lutea, Dalech. Lugd.

Thlaspi clypeatum hieracifolium majus, Park.

[Ende Spaltensatz]
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[0585] Also giebet es zwey Sorten auf der Insel Martinigo, von deren jeder der Frater Yon, Apothecker bey den Jesuiten, im Jahr 1702. mir einige Zweige, nebst dererselbigen Beschreibung, nach Paris übersendet. Die erste ist eine Gattung der Caryophyllata, von welcher ich an ihrem Orte unter dem Titel Cuambu gehandelt habe. Die andere ist ein holtzigter Strauch, etwan zwey Schuhe hoch, der treibet einen Hauffen sieben bis acht Schuhe hohe, schwancke, grün und aschenfarbige Zweige, die sind mit sehr vielen Blättlein dicht besetzet, so an dem Rande ausgezackt und an Gestalt dem Gänserich so ziemlich nahe kommen, ohne daß spitziger und gar schön grüne sind, auch voller Saft und schmecken etwas wie die Kresse, nur nicht so starck. Der Blüten wachsen iede auf einem Stiele, der aus den Winckeln zwischen den Stengeln und den Blättern heraus spriesset. Sie bestehen aus einem einigen Stücke, das ist fünffmahl tieff eingeschnitten und gantz weiß: in der Mitten hat es einen pistillum mit fünff staminibus, und präsentiret eine Lilie. Der pistillus wird zu einer Frucht, die in zwey Fache abgetheilet ist, so voller graulichter und als wie Staub so zarter Samen stecken. Der Kelch, darinnen diese Blüte steht, ist als wie in fünff Blätter abgetheilet. Der Strauch wächst wo es steinig ist und an dem Strand der See. In Martinigo wird das Blatt Thé genennet, und von den Einwohnern, wie bey uns der ordentliche Thee gebraucht. Es färbet das Wasser nicht so starck als wie der andere Thee auf Martinigo, dessen allererst Erwähnung geschehen. Der Europäer Thee ist die Veronica, der Ehrenpreiß, und wird als wie der Thee gebrauchet, desgleichen Melisse, spitzige Salbey, das indianische Frauenhaar, die Klapperrosen, die Schweitzerischen Wundkräuter, die weisse Nessel, und viele andere mehr. Thereniabin. Thereniabin. Drosomeli. Mensiracost. Æreomeli. Terniabin. frantzösisch, Manne liquide. teutsch, flüßige Manna. Ist eine klebrige, weisse und süsse Materie, dem weissen Honig fast gantz ähnlich, die findet man in Persien und in dem grössern Asien, an vielen Bäumen uñ Sträuchern auf den Blättern hangen. Die Einwohner sammlen dieselbe und treiben einen starcken Handel damit: doch ist sie gar sehr seltsam in Franckreich. Sie führet viel phlegma und Oel, nicht gar viel sal volatile oder essentiale. Sie purgieret und hat eben solche Kraft wie unsere Manna, nur muß ihrer viel mehr genommen werden. Die Egyptier und Indianer brauchen sie. Thlaspi. Thlaspi vulgatius, J.B. Pit. Tournef. Raji Hist. Thlaspi arvense Vaccariæ incano folio majus, C. B. Thlaspi vulgatissimum, Ger. Thlaspi Vaccariæ folio, Park. teutsch, Baurensenff. Ist ein Kraut, das Stengel treibet etwan eines Fusses hoch, die sind rund, rauch und ästig, mit Blättern ohne Stiel besetzt, welche des kleinen Fingers lang und unten breiter sind, werden nach und nach schmäler und endlich spitzig, sind am Rande ausgezackt und grüne, haben einen scharffen Geschmack. Die Blüten sind kleine, zart und weiß, stehen wie die an dem Täschelkraut geordnet, und eine iede hat vier Blätter. Nach ihnen folgen runde oder ovalrunde Früchte, so breit wie eine Tasche, gemeiniglich mit einem Flügel oder Blättlein eingefasset und eingekerbet. Diese Früchte enthalten in ihnen Körner, die fast gantz rund und breit sind, sehen dunckelroth, und schwartz, wann sie alt werden, schmecken scharff und brennend, wie der Senff. Die Wurtzel ist ziemlich dick und zaserig, holtzig, weiß und etwas scharff. Dieses Kraut wächst an wüsten, rauhen Orten, wo es steinig und sandig ist, die an der Sonne liegen, in dem Getraide, auf den Dächern und an den Mauern. Es führt viel sal essentiale und volatile und Oel. Der trockne Samen wird zu uns aus Languedoc und aus Provence überbracht, woselbst er besser als in unsern temperirten Lande zu gerathen pfleget. Man soll ihn erwehlen, wann er frisch ist, rein und fein völlig, scharff und beissend von Geschmack. Er wird zu allerhand Artzneymitteln genommen. Er zertreibet, machet dünne, reiniget, eröffnet, dient den Urin zu treiben und der Weiber Reinigung, zu Beförderung der Geburt und Nachgeburt, den Stein und das geronnene Blut zu zertheilen, zum Reissen in den Lenden, die Geschwüre zeitig zu machen und zu brechen. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben. Thlaspi kommt von ϑλάσσω, comprimo, ich drucke zusammen, weil dieses Krautes Frucht breit ist und wie zusammen gedruckt. Thlaspidium. Thlaspidium Monspeliense Hieracii folio hirsuto, Pit. Tournef. Thlaspi biscutatum hieracifolium & majus, C. B. Lunaria lutea, Dalech. Lugd. Thlaspi clypeatum hieracifolium majus, Park.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/585>, abgerufen am 22.11.2024.