Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz]
Beyde Sorten wachsen an feuchten sumpfigen Orten, an den Lachen und Bächen. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma. Die Wurtzeln zertreiben, sind durchdringend, eröffnen, dienen den Harn zu treiben, und die Reinigung zu fördern, desgleichen das Auswerffen, das Zahnweh zu stillen, wann sie gekauet werden. Thysselinum kommt von thuo, suffio, ich räuchere, und selinon, Apium, Eppich, als ob es solte heissen, wolriechende Petersilie: dann, wann man dieses Krautes Wurtzel kauet, so lässet sie als wie einen guten Geruch im Munde hinter sich; wiewol er nicht so angenehme ist. Tiburo. Tiburo, Monard. frantzösisch, Tiburon. Taburin. Taburinte. Ist eine Gattung grosser Wallfische im indianischen Meere, die manchmahl bis auf zwantzig Schuhe lang, und zehn Fuß dicke wird. Er ist mit einer dicken und rauhen Haut umgeben. Er siehet greulich und abscheulich aus: seine Kieffel sind mit einer gedoppelten Reihe Zähne besetzet. Er ist trefflich starck und schlägt sich immerfort mit den Seewölffen: er ist auch gar gefreßig. In seinem Kopfe werden drey oder vier dicke Steine, als wie Beine, und ohne Geschmack gefunden, die lassen sich leichtlich schaben und raspeln. Diese Steine sollen gut zum Lendenwehe seyn, zum beschwerlichen harnen, den Stein in den Nieren und in der Blase zu zermalmen. Tigris. Tigris, frantzösisch, Tigre, teutsch, Tyger, Tygerthier, ist ein vierfüßiges und greulich wildes, grausames Thier, welches mit der Katze sehr viel zugleich hat; allein, es ist gemeiniglich als wie ein grosser Jagthund groß. Der Kopf hat etwas von des Löwen Kopfe. Seine Augen sind gelb und gläntzend, die Zähne starck und spitz, das Fell mit unterschiedenen Farben gezeichnet, der Schwantz ist lang, die Füsse sind mit langen, krummen, sehr starcken und gar scharffen Klauen gewaffnet. Dieses Thier fällt in Indien an vielen Orten: sein Weiblein wird frantzösisch Tigresse genennet. Der P. Louis le Comte erzehlet in seinem Bericht vom jetzigen Zustande in China, daß er in Siam solche Tyger gesehen habe, welche gantz und gar von denenjenigen unterschieden gewesen, welche manchesmahl in Franckreich zu sehen sind, theils wegen ihrer Farbe, welche falbbraun, mit breiten schwartzen Streiffen, theils wegen ihrer Grösse, indem es einige gäbe, die so groß als wie ein Roß. Sie würden Tigres royaux, Königliche Tyger genennet. Welche Tigres d'eau, Wasser-Tyger genennet werden, dieselben sind den Katzen völlig gleich: sie nähren sich mit Fischen, halten sich aber insgemeine im Holtze und am Ufer bey den Flüssen auf. Das Tygerschmaltz erweichet und zertheilet. Der Titel Tigre ist sonst auch einem kleinen Gewürme beygeleget worden, welches so groß ist [Spaltenumbruch] als wie eine Wantze, rund und grau: lateinisch heist es pulex tigrinus. Es frist das Laub von Birnen und von andern Bäumen. Tilia. Tilia, frantzösisch, Tillau oder Tilleul, teutsch, Linde, Lindenbaum, ist ein schöner Baum, dessen es zwey Arten giebet. Die erste wird genannt Tilia foemina folio majore, C.B. Pit. Tournef. Tilia vulgaris platyphyllos, J.B. Raji Hist. Tilia foemina, Ger. Dod. Tilia foemina major, Park. Philyra Graecis, Tilia Latinis, Guil. teutsch, breitblätterige Linde. Die ist ein grosser, starcker und ästiger Baum, der sich sehr weit ausbreitet und grossen Schatten macht. Seine Rinde ist glatt und gleich, auswendig aschenfarbig oder schwartz, inwendig gelblicht oder weißlicht. Sie lässet sich dermassen beugen und drehen, daß Brunnenstränge und Seile davon gemachet werden können. Das Holtz ist zarte, ohne Knoten und weißlicht: es werden Pfeile davon gemacht und Kohlen zum Schießpulver draus gebrennet. Seine Blätter sind breit, rundlicht und vorne spitzig, in etwas rauch, gleissend und am Rande zackigt. Zwischen den Blättern und Zweigen, aus den Winckeln heraus entspriessen Zünglein oder kleine weisse Blätter, auf welchen Stiele zu befinden, die in vier oder fünff Zweiglein sich zertheilen, und iedes eine Blüte bringet von fünff Blätterlein, in Rösleinform, von Farbe weiß und etwas gelbe, von lieblichem Geruch, und stehen in einem Kelche, der in fünff weisse, fettige Stück zertheilet ist. Wann die Blüte vergangen, so folget eine Hülse, die ist so groß wie eine dicke Erbse, bey nahe rund oder oval, holtzig und eckigt, rauch und beschliesset eine oder zwey schwärtzlichte Körner, die süsse schmecken. Die Wurtzeln gehen tieff ins Lande und breiten sich weit aus. Die andre Sorte heist Tilia foemina folio minore, C.B. Pit. Tournef. Tilia minor, Gesn. hort. Tilia folio minore, J.B. Raji Hist. Tilia foemina minor, Park. teutsch, schmalblätterige Linde. Dieser Baum ist gern so groß, als wie der vorige und breitet sich auch also aus; alleine, seine Schale ist rauhe und das Laub ist kleiner, schwärtzer, vester und härter, nicht rauch und siehet fast wie das Birckenlaub. Die Blätter sind auch kleiner als am andern, haben iedoch eben eine solche Gestalt und Farbe, doch kommen sie viel später heraus. Die Linden wollen ein fett Land haben: sie werden in den Gärten und Aleen gezogen: sie führen viel sal essentiale und Oel. Zur Artzney wird die Blüte, das Bast und der Samen gebrauchet. Die Lindenblüten sind gut zur schweren Noth, zum Schlage und zum Schwindel. Das Laub und Bast trocknen, dienen den Harn und die Zeit zu treiben, ingleichen, wann man sich verbrennet hat. [Ende Spaltensatz][Beginn Spaltensatz]
Beyde Sorten wachsen an feuchten sumpfigen Orten, an den Lachen und Bächen. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma. Die Wurtzeln zertreiben, sind durchdringend, eröffnen, dienen den Harn zu treiben, und die Reinigung zu fördern, desgleichen das Auswerffen, das Zahnweh zu stillen, wann sie gekauet werden. Thysselinum kommt von ϑύω, suffio, ich räuchere, und σέλινον, Apium, Eppich, als ob es solte heissen, wolriechende Petersilie: dann, wann man dieses Krautes Wurtzel kauet, so lässet sie als wie einen guten Geruch im Munde hinter sich; wiewol er nicht so angenehme ist. Tiburo. Tiburo, Monard. frantzösisch, Tiburon. Taburin. Taburinte. Ist eine Gattung grosser Wallfische im indianischen Meere, die manchmahl bis auf zwantzig Schuhe lang, und zehn Fuß dicke wird. Er ist mit einer dicken und rauhen Haut umgeben. Er siehet greulich und abscheulich aus: seine Kieffel sind mit einer gedoppelten Reihe Zähne besetzet. Er ist trefflich starck und schlägt sich immerfort mit den Seewölffen: er ist auch gar gefreßig. In seinem Kopfe werden drey oder vier dicke Steine, als wie Beine, und ohne Geschmack gefunden, die lassen sich leichtlich schaben und raspeln. Diese Steine sollen gut zum Lendenwehe seyn, zum beschwerlichen harnen, den Stein in den Nieren und in der Blase zu zermalmen. Tigris. Tigris, frantzösisch, Tigre, teutsch, Tyger, Tygerthier, ist ein vierfüßiges und greulich wildes, grausames Thier, welches mit der Katze sehr viel zugleich hat; allein, es ist gemeiniglich als wie ein grosser Jagthund groß. Der Kopf hat etwas von des Löwen Kopfe. Seine Augen sind gelb und gläntzend, die Zähne starck und spitz, das Fell mit unterschiedenen Farben gezeichnet, der Schwantz ist lang, die Füsse sind mit langen, krummen, sehr starcken und gar scharffen Klauen gewaffnet. Dieses Thier fällt in Indien an vielen Orten: sein Weiblein wird frantzösisch Tigresse genennet. Der P. Louis le Comte erzehlet in seinem Bericht vom jetzigen Zustande in China, daß er in Siam solche Tyger gesehen habe, welche gantz und gar von denenjenigen unterschieden gewesen, welche manchesmahl in Franckreich zu sehen sind, theils wegen ihrer Farbe, welche falbbraun, mit breiten schwartzen Streiffen, theils wegen ihrer Grösse, indem es einige gäbe, die so groß als wie ein Roß. Sie würden Tigres royaux, Königliche Tyger genennet. Welche Tigres d'eau, Wasser-Tyger genennet werden, dieselben sind den Katzen völlig gleich: sie nähren sich mit Fischen, halten sich aber insgemeine im Holtze und am Ufer bey den Flüssen auf. Das Tygerschmaltz erweichet und zertheilet. Der Titel Tigre ist sonst auch einem kleinen Gewürme beygeleget worden, welches so groß ist [Spaltenumbruch] als wie eine Wantze, rund und grau: lateinisch heist es pulex tigrinus. Es frist das Laub von Birnen und von andern Bäumen. Tilia. Tilia, frantzösisch, Tillau oder Tilleul, teutsch, Linde, Lindenbaum, ist ein schöner Baum, dessen es zwey Arten giebet. Die erste wird genannt Tilia fœmina folio majore, C.B. Pit. Tournef. Tilia vulgaris platyphyllos, J.B. Raji Hist. Tilia fœmina, Ger. Dod. Tilia fœmina major, Park. Philyra Græcis, Tilia Latinis, Guil. teutsch, breitblätterige Linde. Die ist ein grosser, starcker und ästiger Baum, der sich sehr weit ausbreitet und grossen Schatten macht. Seine Rinde ist glatt und gleich, auswendig aschenfarbig oder schwartz, inwendig gelblicht oder weißlicht. Sie lässet sich dermassen beugen und drehen, daß Brunnenstränge und Seile davon gemachet werden können. Das Holtz ist zarte, ohne Knoten und weißlicht: es werden Pfeile davon gemacht und Kohlen zum Schießpulver draus gebrennet. Seine Blätter sind breit, rundlicht und vorne spitzig, in etwas rauch, gleissend und am Rande zackigt. Zwischen den Blättern und Zweigen, aus den Winckeln heraus entspriessen Zünglein oder kleine weisse Blätter, auf welchen Stiele zu befinden, die in vier oder fünff Zweiglein sich zertheilen, und iedes eine Blüte bringet von fünff Blätterlein, in Rösleinform, von Farbe weiß und etwas gelbe, von lieblichem Geruch, und stehen in einem Kelche, der in fünff weisse, fettige Stück zertheilet ist. Wann die Blüte vergangen, so folget eine Hülse, die ist so groß wie eine dicke Erbse, bey nahe rund oder oval, holtzig und eckigt, rauch und beschliesset eine oder zwey schwärtzlichte Körner, die süsse schmecken. Die Wurtzeln gehen tieff ins Lande und breiten sich weit aus. Die andre Sorte heist Tilia fœmina folio minore, C.B. Pit. Tournef. Tilia minor, Gesn. hort. Tilia folio minore, J.B. Raji Hist. Tilia fœmina minor, Park. teutsch, schmalblätterige Linde. Dieser Baum ist gern so groß, als wie der vorige und breitet sich auch also aus; alleine, seine Schale ist rauhe und das Laub ist kleiner, schwärtzer, vester und härter, nicht rauch und siehet fast wie das Birckenlaub. Die Blätter sind auch kleiner als am andern, haben iedoch eben eine solche Gestalt und Farbe, doch kommen sie viel später heraus. Die Linden wollen ein fett Land haben: sie werden in den Gärten und Aleen gezogen: sie führen viel sal essentiale und Oel. Zur Artzney wird die Blüte, das Bast und der Samen gebrauchet. Die Lindenblüten sind gut zur schweren Noth, zum Schlage und zum Schwindel. Das Laub und Bast trocknen, dienen den Harn und die Zeit zu treiben, ingleichen, wann man sich verbrennet hat. 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Seine Blätter sind breit, rundlicht und vorne spitzig, in etwas rauch, gleissend und am Rande zackigt. Zwischen den Blättern und Zweigen, aus den Winckeln heraus entspriessen Zünglein oder kleine weisse Blätter, auf welchen Stiele zu befinden, die in vier oder fünff Zweiglein sich zertheilen, und iedes eine Blüte bringet von fünff Blätterlein, in Rösleinform, von Farbe weiß und etwas gelbe, von lieblichem Geruch, und stehen in einem Kelche, der in fünff weisse, fettige Stück zertheilet ist. Wann die Blüte vergangen, so folget eine Hülse, die ist so groß wie eine dicke Erbse, bey nahe rund oder oval, holtzig und eckigt, rauch und beschliesset eine oder zwey schwärtzlichte Körner, die süsse schmecken. Die Wurtzeln gehen tieff ins Lande und breiten sich weit aus.</p><lb/> <p>Die andre Sorte heist</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Tilia fœmina folio minore</hi>, C.B. Pit. 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Beyde Sorten wachsen an feuchten sumpfigen Orten, an den Lachen und Bächen. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma.
Die Wurtzeln zertreiben, sind durchdringend, eröffnen, dienen den Harn zu treiben, und die Reinigung zu fördern, desgleichen das Auswerffen, das Zahnweh zu stillen, wann sie gekauet werden.
Thysselinum kommt von ϑύω, suffio, ich räuchere, und σέλινον, Apium, Eppich, als ob es solte heissen, wolriechende Petersilie: dann, wann man dieses Krautes Wurtzel kauet, so lässet sie als wie einen guten Geruch im Munde hinter sich; wiewol er nicht so angenehme ist.
Tiburo.
Tiburo, Monard.
frantzösisch, Tiburon. Taburin. Taburinte.
Ist eine Gattung grosser Wallfische im indianischen Meere, die manchmahl bis auf zwantzig Schuhe lang, und zehn Fuß dicke wird. Er ist mit einer dicken und rauhen Haut umgeben. Er siehet greulich und abscheulich aus: seine Kieffel sind mit einer gedoppelten Reihe Zähne besetzet. Er ist trefflich starck und schlägt sich immerfort mit den Seewölffen: er ist auch gar gefreßig. In seinem Kopfe werden drey oder vier dicke Steine, als wie Beine, und ohne Geschmack gefunden, die lassen sich leichtlich schaben und raspeln.
Diese Steine sollen gut zum Lendenwehe seyn, zum beschwerlichen harnen, den Stein in den Nieren und in der Blase zu zermalmen.
Tigris.
Tigris, frantzösisch, Tigre, teutsch, Tyger, Tygerthier, ist ein vierfüßiges und greulich wildes, grausames Thier, welches mit der Katze sehr viel zugleich hat; allein, es ist gemeiniglich als wie ein grosser Jagthund groß. Der Kopf hat etwas von des Löwen Kopfe. Seine Augen sind gelb und gläntzend, die Zähne starck und spitz, das Fell mit unterschiedenen Farben gezeichnet, der Schwantz ist lang, die Füsse sind mit langen, krummen, sehr starcken und gar scharffen Klauen gewaffnet. Dieses Thier fällt in Indien an vielen Orten: sein Weiblein wird frantzösisch Tigresse genennet.
Der P. Louis le Comte erzehlet in seinem Bericht vom jetzigen Zustande in China, daß er in Siam solche Tyger gesehen habe, welche gantz und gar von denenjenigen unterschieden gewesen, welche manchesmahl in Franckreich zu sehen sind, theils wegen ihrer Farbe, welche falbbraun, mit breiten schwartzen Streiffen, theils wegen ihrer Grösse, indem es einige gäbe, die so groß als wie ein Roß. Sie würden Tigres royaux, Königliche Tyger genennet.
Welche Tigres d'eau, Wasser-Tyger genennet werden, dieselben sind den Katzen völlig gleich: sie nähren sich mit Fischen, halten sich aber insgemeine im Holtze und am Ufer bey den Flüssen auf.
Das Tygerschmaltz erweichet und zertheilet.
Der Titel Tigre ist sonst auch einem kleinen Gewürme beygeleget worden, welches so groß ist
als wie eine Wantze, rund und grau: lateinisch heist es pulex tigrinus. Es frist das Laub von Birnen und von andern Bäumen.
Tilia.
Tilia, frantzösisch, Tillau oder Tilleul, teutsch, Linde, Lindenbaum, ist ein schöner Baum, dessen es zwey Arten giebet.
Die erste wird genannt
Tilia fœmina folio majore, C.B. Pit. Tournef.
Tilia vulgaris platyphyllos, J.B. Raji Hist.
Tilia fœmina, Ger. Dod.
Tilia fœmina major, Park.
Philyra Græcis, Tilia Latinis, Guil.
teutsch, breitblätterige Linde.
Die ist ein grosser, starcker und ästiger Baum, der sich sehr weit ausbreitet und grossen Schatten macht. Seine Rinde ist glatt und gleich, auswendig aschenfarbig oder schwartz, inwendig gelblicht oder weißlicht. Sie lässet sich dermassen beugen und drehen, daß Brunnenstränge und Seile davon gemachet werden können. Das Holtz ist zarte, ohne Knoten und weißlicht: es werden Pfeile davon gemacht und Kohlen zum Schießpulver draus gebrennet. Seine Blätter sind breit, rundlicht und vorne spitzig, in etwas rauch, gleissend und am Rande zackigt. Zwischen den Blättern und Zweigen, aus den Winckeln heraus entspriessen Zünglein oder kleine weisse Blätter, auf welchen Stiele zu befinden, die in vier oder fünff Zweiglein sich zertheilen, und iedes eine Blüte bringet von fünff Blätterlein, in Rösleinform, von Farbe weiß und etwas gelbe, von lieblichem Geruch, und stehen in einem Kelche, der in fünff weisse, fettige Stück zertheilet ist. Wann die Blüte vergangen, so folget eine Hülse, die ist so groß wie eine dicke Erbse, bey nahe rund oder oval, holtzig und eckigt, rauch und beschliesset eine oder zwey schwärtzlichte Körner, die süsse schmecken. Die Wurtzeln gehen tieff ins Lande und breiten sich weit aus.
Die andre Sorte heist
Tilia fœmina folio minore, C.B. Pit. Tournef.
Tilia minor, Gesn. hort.
Tilia folio minore, J.B. Raji Hist.
Tilia fœmina minor, Park.
teutsch, schmalblätterige Linde.
Dieser Baum ist gern so groß, als wie der vorige und breitet sich auch also aus; alleine, seine Schale ist rauhe und das Laub ist kleiner, schwärtzer, vester und härter, nicht rauch und siehet fast wie das Birckenlaub. Die Blätter sind auch kleiner als am andern, haben iedoch eben eine solche Gestalt und Farbe, doch kommen sie viel später heraus.
Die Linden wollen ein fett Land haben: sie werden in den Gärten und Aleen gezogen: sie führen viel sal essentiale und Oel. Zur Artzney wird die Blüte, das Bast und der Samen gebrauchet.
Die Lindenblüten sind gut zur schweren Noth, zum Schlage und zum Schwindel.
Das Laub und Bast trocknen, dienen den Harn und die Zeit zu treiben, ingleichen, wann man sich verbrennet hat.
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