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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Der Samen ist gut das Nasenbluten zu verstellen, wann er wie Pulver in die Nase gezogen wird.

Tilia kommt von Tilon, pluma, Feder, weil dieser Baum die Blüten aus Zünglein bringt, die nicht viel anders, als wie kleine Federn sehen. Oder, von telum, Pfeil, dieweil das Lindenholtz zur Bereitung der Pfeile dienet.

Tinca.

Tinca. Tencha.

frantzösisch, Tanche oder Tenche.

teutsch, Schleihe.

Ist ein Fisch, der sich in süssen Wasser hält und bey den Fischern wol bekannt. Er ist von unterschiedener Grösse: doch, die wir insgemein zu sehen kriegen, sind etwa eines halben Schuhes lang, des Armes dick und wie mit einer schupigen klebrigen und schleimigen, schwärtzlichten oder gelblichten Haut umgeben. Diese Haut wird in der Küche abgezogen, dann sie lassen ihn in frischen Wasser stehen, und schaben hernach die Haut mit einem Messer ab. Er wächst in sumpfigen Wassern, und lebt vom Schlamme. Sein Fleisch ist zart und vester als des Karpfen, weiß, von gutem Geschmack und saftig, giebt gute Nahrung und ist wol zu verdauen. Es giebet Schleihen, die so groß sind als wie Karpfen, die haben in ihren Köpfen zwey kleine Steine, welche zur Artzney dienlich sind. Dieser Fisch führt sehr viel flüchtig Saltz und Oel: er hat ein so hart Leben, daß, ob er gleich zerschnitten und schon halb gesotten ist, dannoch noch aus dem Tiegel springet.

Den Febricitanten wird er auf den Puls gebunden, davon soll sich die Hitze legen und das Gift aus dem Leibe ziehen. Er wird auch auf das Haupt gelegt, die Schmertzen die man nur auf einer Seite fühlt, und auch die anderen Kopfschmertzen zu lindern. Desgleichen wird er gantz und noch lebendig auf die Drüsen geleget, auf den Krebs, auf die erst angehende harte Geschwulst, die erweichet und zertheilet er, weil seine Haut schleimig ist und voll durchtringendes, alkalisches Saltzes stecket, welches sich gar leicht auflöset.

Seine Galle dient zu den Ohrengebresten.

Die Steine im Kopfe eröffnen und dienen zum Steine und zum Gries.

Tinus.

Tinus, frantzösisch, Laurier-tin, teutsch, wilder Lorbeerbaum, ist ein Strauch, dessen es drey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Tinus prior, Clus. Hisp. Raji Hist. Pit. Tournef.

Tinus Lusitanica caerulaea bacca, Park.

Laurus sylvestris Corni foeminae foliis subhirsutis, C. B.

Lauritini sylvestris primum genus, J. B.

Dieser Sträuch wird so hoch als wie der Spindelbaum (Cornus foemina) und treibt viel lange, viereckigte und ästige Ruthen. Seine Blätter sind groß und breit, sehen fast als wie die an dem Spindelbaum, kommen den Lorbeerblättern ziemlich nahe, stehen Paar und Paar, nach der Länge an den Zweigen, sind schwärtzlicht und gleissend, ein [Spaltenumbruch] wenig rauch, beständig grüne, ohne Geruch, bitter und etwas anziehend von Geschmack. Die Blüten wachsen auf der Zweige Spitzen, Büschelweise, sind weiß und riechen wol. Jedwede ist ein kleines und fünffmahl zerkerbtes Becken. Wann die Blüte vergangen ist, so wird der Kelch zu einer Frucht, die siehet schier wie eine Olive, ist aber um ein gut Theil kleiner und oben etwas spitzig, auch daselbst wie mit einem kleinen Krönlein versehen. Die Haut ist etwas fleischig und siehet gar schön blau. Inwendig ist ein Samenkorn, mit einem knorpligen Häutlein zu finden. Dieser Strauch wächst an rauhen, steinigten Orten, in den Hecken.

Die andre Sorte heist

Tinus altera, Clus. Hisp. J.B. Pit. Tournef.

Tinus laurus sylvestris, Dod.

Thinnus, Cast. Append.

Laurus sylvestris, foliis venosis, C. B.

Laurus Tinus Lusitanica, C. B.

Laurus Tinus altera vel 2. Clusii, Park.

Dieser Strauch ist von dem vorhergehenden darinne unterschieden, daß er mehr Zweige treibet, und daß dieselbigen viel vester find, mit einer grünlicht rothen Schale überzogen. Die Blätter sind ein wenig länger, schmäler und haben viel mehr Adern. Die Blüte riechet nicht so starck, und siehet etwas purpurfarben. Die Frucht ist kleiner und viel bräuner. Dieser Strauch wächst an rauhen und an der See gelegenen Orten.

Die dritte heisset

Tinus tertia, Clus. Hisp. J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Tinus, sive Laurus inodora & Italorum Lentago, Bellon.

Tinns sylvestris alter vel tertius, Park.

Laurus Tinus, Ger.

Laurus sylvestris folio minore, C. B.

Dieser ist in allen Stücken kleiner, als die vorigen: er blühet des Jahres zweymahl, im Frühling und im Herbste. Seine Frucht sieht schwärtzlicht blau, sonst ist sie durchaus wie die andern. Wegen seiner Anmuth wird er in den Gärten gezogen, die Blüte aber riecht gar wenig.

Alle mit einander führen viel sal essentiale und fixum, auch Oel.

Ihre Früchte, absonderlich die von der letztern Art, sind brennend scharff, sie purgieren gar gewaltig. Ich aller will niemand nicht rathen, sie zu brauchen, von wegen ihrer Schärffe, die bey nahe caustisch und gantz ätzend ist.

Tipula.

Tipula ist eine Gattung Fliegen, die auf dem Wasser lebet und einer Spinne nicht unähnlich siehet. Sie hat sechs lange Beine, die streckt sie auf dem Wasser aus, und läufft darauf herum, ohne zu sincken. Ihr Leib ist ovalrund, von Farbe weißlicht, die Flügel sehen silberweiß, die Augen sind schwartz, der Schwantz ist spitzig.

Sie zertheilet, wann sie aufgeleget wird.

Tithymalus.

Tithymalus characias, Matth. Lac.

Tithymalus characias legitimus 1. Clus. Hisp. Raji Hist.

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]

Der Samen ist gut das Nasenbluten zu verstellen, wann er wie Pulver in die Nase gezogen wird.

Tilia kommt von Τίλον, pluma, Feder, weil dieser Baum die Blüten aus Zünglein bringt, die nicht viel anders, als wie kleine Federn sehen. Oder, von telum, Pfeil, dieweil das Lindenholtz zur Bereitung der Pfeile dienet.

Tinca.

Tinca. Tencha.

frantzösisch, Tanche oder Tenche.

teutsch, Schleihe.

Ist ein Fisch, der sich in süssen Wasser hält und bey den Fischern wol bekannt. Er ist von unterschiedener Grösse: doch, die wir insgemein zu sehen kriegen, sind etwa eines halben Schuhes lang, des Armes dick und wie mit einer schupigen klebrigen und schleimigen, schwärtzlichten oder gelblichten Haut umgeben. Diese Haut wird in der Küche abgezogen, dann sie lassen ihn in frischen Wasser stehen, und schaben hernach die Haut mit einem Messer ab. Er wächst in sumpfigen Wassern, und lebt vom Schlamme. Sein Fleisch ist zart und vester als des Karpfen, weiß, von gutem Geschmack und saftig, giebt gute Nahrung und ist wol zu verdauen. Es giebet Schleihen, die so groß sind als wie Karpfen, die haben in ihren Köpfen zwey kleine Steine, welche zur Artzney dienlich sind. Dieser Fisch führt sehr viel flüchtig Saltz und Oel: er hat ein so hart Leben, daß, ob er gleich zerschnitten und schon halb gesotten ist, dannoch noch aus dem Tiegel springet.

Den Febricitanten wird er auf den Puls gebunden, davon soll sich die Hitze legen und das Gift aus dem Leibe ziehen. Er wird auch auf das Haupt gelegt, die Schmertzen die man nur auf einer Seite fühlt, und auch die anderen Kopfschmertzen zu lindern. Desgleichen wird er gantz und noch lebendig auf die Drüsen geleget, auf den Krebs, auf die erst angehende harte Geschwulst, die erweichet und zertheilet er, weil seine Haut schleimig ist und voll durchtringendes, alkalisches Saltzes stecket, welches sich gar leicht auflöset.

Seine Galle dient zu den Ohrengebresten.

Die Steine im Kopfe eröffnen und dienen zum Steine und zum Gries.

Tinus.

Tinus, frantzösisch, Laurier-tin, teutsch, wilder Lorbeerbaum, ist ein Strauch, dessen es drey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Tinus prior, Clus. Hisp. Raji Hist. Pit. Tournef.

Tinus Lusitanica cærulæa bacca, Park.

Laurus sylvestris Corni fœminæ foliis subhirsutis, C. B.

Lauritini sylvestris primum genus, J. B.

Dieser Sträuch wird so hoch als wie der Spindelbaum (Cornus fœmina) und treibt viel lange, viereckigte und ästige Ruthen. Seine Blätter sind groß und breit, sehen fast als wie die an dem Spindelbaum, kommen den Lorbeerblättern ziemlich nahe, stehen Paar und Paar, nach der Länge an den Zweigen, sind schwärtzlicht und gleissend, ein [Spaltenumbruch] wenig rauch, beständig grüne, ohne Geruch, bitter und etwas anziehend von Geschmack. Die Blüten wachsen auf der Zweige Spitzen, Büschelweise, sind weiß und riechen wol. Jedwede ist ein kleines und fünffmahl zerkerbtes Becken. Wann die Blüte vergangen ist, so wird der Kelch zu einer Frucht, die siehet schier wie eine Olive, ist aber um ein gut Theil kleiner und oben etwas spitzig, auch daselbst wie mit einem kleinen Krönlein versehen. Die Haut ist etwas fleischig und siehet gar schön blau. Inwendig ist ein Samenkorn, mit einem knorpligen Häutlein zu finden. Dieser Strauch wächst an rauhen, steinigten Orten, in den Hecken.

Die andre Sorte heist

Tinus altera, Clus. Hisp. J.B. Pit. Tournef.

Tinus laurus sylvestris, Dod.

Thinnus, Cast. Append.

Laurus sylvestris, foliis venosis, C. B.

Laurus Tinus Lusitanica, C. B.

Laurus Tinus altera vel 2. Clusii, Park.

Dieser Strauch ist von dem vorhergehenden darinne unterschieden, daß er mehr Zweige treibet, und daß dieselbigen viel vester find, mit einer grünlicht rothen Schale überzogen. Die Blätter sind ein wenig länger, schmäler und haben viel mehr Adern. Die Blüte riechet nicht so starck, und siehet etwas purpurfarben. Die Frucht ist kleiner und viel bräuner. Dieser Strauch wächst an rauhen und an der See gelegenen Orten.

Die dritte heisset

Tinus tertia, Clus. Hisp. J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Tinus, sive Laurus inodora & Italorum Lentago, Bellon.

Tinns sylvestris alter vel tertius, Park.

Laurus Tinus, Ger.

Laurus sylvestris folio minore, C. B.

Dieser ist in allen Stücken kleiner, als die vorigen: er blühet des Jahres zweymahl, im Frühling und im Herbste. Seine Frucht sieht schwärtzlicht blau, sonst ist sie durchaus wie die andern. Wegen seiner Anmuth wird er in den Gärten gezogen, die Blüte aber riecht gar wenig.

Alle mit einander führen viel sal essentiale und fixum, auch Oel.

Ihre Früchte, absonderlich die von der letztern Art, sind brennend scharff, sie purgieren gar gewaltig. Ich aller will niemand nicht rathen, sie zu brauchen, von wegen ihrer Schärffe, die bey nahe caustisch und gantz ätzend ist.

Tipula.

Tipula ist eine Gattung Fliegen, die auf dem Wasser lebet und einer Spinne nicht unähnlich siehet. Sie hat sechs lange Beine, die streckt sie auf dem Wasser aus, und läufft darauf herum, ohne zu sincken. Ihr Leib ist ovalrund, von Farbe weißlicht, die Flügel sehen silberweiß, die Augen sind schwartz, der Schwantz ist spitzig.

Sie zertheilet, wann sie aufgeleget wird.

Tithymalus.

Tithymalus characias, Matth. Lac.

Tithymalus characias legitimus 1. Clus. Hisp. Raji Hist.

[Ende Spaltensatz]
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[0591] Der Samen ist gut das Nasenbluten zu verstellen, wann er wie Pulver in die Nase gezogen wird. Tilia kommt von Τίλον, pluma, Feder, weil dieser Baum die Blüten aus Zünglein bringt, die nicht viel anders, als wie kleine Federn sehen. Oder, von telum, Pfeil, dieweil das Lindenholtz zur Bereitung der Pfeile dienet. Tinca. Tinca. Tencha. frantzösisch, Tanche oder Tenche. teutsch, Schleihe. Ist ein Fisch, der sich in süssen Wasser hält und bey den Fischern wol bekannt. Er ist von unterschiedener Grösse: doch, die wir insgemein zu sehen kriegen, sind etwa eines halben Schuhes lang, des Armes dick und wie mit einer schupigen klebrigen und schleimigen, schwärtzlichten oder gelblichten Haut umgeben. Diese Haut wird in der Küche abgezogen, dann sie lassen ihn in frischen Wasser stehen, und schaben hernach die Haut mit einem Messer ab. Er wächst in sumpfigen Wassern, und lebt vom Schlamme. 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Seine Galle dient zu den Ohrengebresten. Die Steine im Kopfe eröffnen und dienen zum Steine und zum Gries. Tinus. Tinus, frantzösisch, Laurier-tin, teutsch, wilder Lorbeerbaum, ist ein Strauch, dessen es drey Sorten giebet. Die erste wird genannt Tinus prior, Clus. Hisp. Raji Hist. Pit. Tournef. Tinus Lusitanica cærulæa bacca, Park. Laurus sylvestris Corni fœminæ foliis subhirsutis, C. B. Lauritini sylvestris primum genus, J. B. Dieser Sträuch wird so hoch als wie der Spindelbaum (Cornus fœmina) und treibt viel lange, viereckigte und ästige Ruthen. Seine Blätter sind groß und breit, sehen fast als wie die an dem Spindelbaum, kommen den Lorbeerblättern ziemlich nahe, stehen Paar und Paar, nach der Länge an den Zweigen, sind schwärtzlicht und gleissend, ein wenig rauch, beständig grüne, ohne Geruch, bitter und etwas anziehend von Geschmack. Die Blüten wachsen auf der Zweige Spitzen, Büschelweise, sind weiß und riechen wol. Jedwede ist ein kleines und fünffmahl zerkerbtes Becken. 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Dieser Strauch wächst an rauhen und an der See gelegenen Orten. Die dritte heisset Tinus tertia, Clus. Hisp. J.B. Raji Hist. Pit. Tournef. Tinus, sive Laurus inodora & Italorum Lentago, Bellon. Tinns sylvestris alter vel tertius, Park. Laurus Tinus, Ger. Laurus sylvestris folio minore, C. B. Dieser ist in allen Stücken kleiner, als die vorigen: er blühet des Jahres zweymahl, im Frühling und im Herbste. Seine Frucht sieht schwärtzlicht blau, sonst ist sie durchaus wie die andern. Wegen seiner Anmuth wird er in den Gärten gezogen, die Blüte aber riecht gar wenig. Alle mit einander führen viel sal essentiale und fixum, auch Oel. Ihre Früchte, absonderlich die von der letztern Art, sind brennend scharff, sie purgieren gar gewaltig. Ich aller will niemand nicht rathen, sie zu brauchen, von wegen ihrer Schärffe, die bey nahe caustisch und gantz ätzend ist. Tipula. Tipula ist eine Gattung Fliegen, die auf dem Wasser lebet und einer Spinne nicht unähnlich siehet. Sie hat sechs lange Beine, die streckt sie auf dem Wasser aus, und läufft darauf herum, ohne zu sincken. Ihr Leib ist ovalrund, von Farbe weißlicht, die Flügel sehen silberweiß, die Augen sind schwartz, der Schwantz ist spitzig. Sie zertheilet, wann sie aufgeleget wird. Tithymalus. Tithymalus characias, Matth. Lac. Tithymalus characias legitimus 1. Clus. Hisp. Raji Hist.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/591>, abgerufen am 22.11.2024.