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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Zögerung.

Beschritten schon von seinem Reiter
Rafft auf der Weide noch das Roß
Die lezten Halme, will nicht weiter,
Bis ihm der Sporen scharfer Stoß
Gewaltig in die Seiten dringt,
Und es im Sturm von dannen zwingt.
Und fühlt der Mensch mit bleichem Beben
Den Tod ihm sitzen am Genick,
So klammert sich sein Fuß an's Leben,
Er bettelt um den Augenblick,
Bis wild der Tod die Geißel schwingt,
Und ihn mit Macht von dannen zwingt.

Zögerung.

Beſchritten ſchon von ſeinem Reiter
Rafft auf der Weide noch das Roß
Die lezten Halme, will nicht weiter,
Bis ihm der Sporen ſcharfer Stoß
Gewaltig in die Seiten dringt,
Und es im Sturm von dannen zwingt.
Und fuͤhlt der Menſch mit bleichem Beben
Den Tod ihm ſitzen am Genick,
So klammert ſich ſein Fuß an's Leben,
Er bettelt um den Augenblick,
Bis wild der Tod die Geißel ſchwingt,
Und ihn mit Macht von dannen zwingt.

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[111/0125] Zögerung. Beſchritten ſchon von ſeinem Reiter Rafft auf der Weide noch das Roß Die lezten Halme, will nicht weiter, Bis ihm der Sporen ſcharfer Stoß Gewaltig in die Seiten dringt, Und es im Sturm von dannen zwingt. Und fuͤhlt der Menſch mit bleichem Beben Den Tod ihm ſitzen am Genick, So klammert ſich ſein Fuß an's Leben, Er bettelt um den Augenblick, Bis wild der Tod die Geißel ſchwingt, Und ihn mit Macht von dannen zwingt.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/125>, abgerufen am 24.11.2024.