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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Schloß trauernd seine grünen Lippen zu;
Und rings umher Vergessen und Verschwinden.
Das Hüttlein nur mit seinem Lindenbaume
Ist nicht erwacht aus seinem holden Traume.
-- Ihm gleicht die Erde jenseits uns'rer Heide,
Ob längst das Glück aus ihren Armen floh,
Die Erde thut, wie einst, noch immer froh,
Und schmückt sich gerne mit dem Blüthenkleide;
Getreu der alten, schon gedankenlosen
Gewohnheit, trägt sie jährlich ihre Rosen. --
Hab' meine Lust, im Hüttlein dort zu hausen,
Es ist so leicht gezimmert, leicht bedacht,
Da hören recht wir's, wenn die Winde brausen,
Und unser Schätzel kommt, die Wetternacht.
Bin gerne dort in heitern Abendstunden,
Wenn schon der lezte Sonnenstrahl geschwunden,
Wenn hell zu Sternen Sterne sich gesellen,
Und unsre Hunde auf zum Monde bellen,
Wenn sich der stille, blasse schleicht heran,
Als wollt' er diebisch unsrer Hütte nah'n,
Und uns mit seinen leisen Silberhänden
Den leichten Schlaf durch's Fensterlein entwenden. --
Freund! höre doch! wo wandert deine Seele,
Derweil ich hier von Hütt' und Mond erzähle?
Lenau's Gedichte. 15
Schloß trauernd ſeine gruͤnen Lippen zu;
Und rings umher Vergeſſen und Verſchwinden.
Das Huͤttlein nur mit ſeinem Lindenbaume
Iſt nicht erwacht aus ſeinem holden Traume.
— Ihm gleicht die Erde jenſeits unſ'rer Heide,
Ob laͤngſt das Gluͤck aus ihren Armen floh,
Die Erde thut, wie einſt, noch immer froh,
Und ſchmuͤckt ſich gerne mit dem Bluͤthenkleide;
Getreu der alten, ſchon gedankenloſen
Gewohnheit, traͤgt ſie jaͤhrlich ihre Roſen. —
Hab' meine Luſt, im Huͤttlein dort zu hauſen,
Es iſt ſo leicht gezimmert, leicht bedacht,
Da hoͤren recht wir's, wenn die Winde brauſen,
Und unſer Schaͤtzel kommt, die Wetternacht.
Bin gerne dort in heitern Abendſtunden,
Wenn ſchon der lezte Sonnenſtrahl geſchwunden,
Wenn hell zu Sternen Sterne ſich geſellen,
Und unſre Hunde auf zum Monde bellen,
Wenn ſich der ſtille, blaſſe ſchleicht heran,
Als wollt' er diebiſch unſrer Huͤtte nah'n,
Und uns mit ſeinen leiſen Silberhaͤnden
Den leichten Schlaf durch's Fenſterlein entwenden. —
Freund! hoͤre doch! wo wandert deine Seele,
Derweil ich hier von Huͤtt' und Mond erzaͤhle?
Lenau's Gedichte. 15
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[193/0207] Schloß trauernd ſeine gruͤnen Lippen zu; Und rings umher Vergeſſen und Verſchwinden. Das Huͤttlein nur mit ſeinem Lindenbaume Iſt nicht erwacht aus ſeinem holden Traume. — Ihm gleicht die Erde jenſeits unſ'rer Heide, Ob laͤngſt das Gluͤck aus ihren Armen floh, Die Erde thut, wie einſt, noch immer froh, Und ſchmuͤckt ſich gerne mit dem Bluͤthenkleide; Getreu der alten, ſchon gedankenloſen Gewohnheit, traͤgt ſie jaͤhrlich ihre Roſen. — Hab' meine Luſt, im Huͤttlein dort zu hauſen, Es iſt ſo leicht gezimmert, leicht bedacht, Da hoͤren recht wir's, wenn die Winde brauſen, Und unſer Schaͤtzel kommt, die Wetternacht. Bin gerne dort in heitern Abendſtunden, Wenn ſchon der lezte Sonnenſtrahl geſchwunden, Wenn hell zu Sternen Sterne ſich geſellen, Und unſre Hunde auf zum Monde bellen, Wenn ſich der ſtille, blaſſe ſchleicht heran, Als wollt' er diebiſch unſrer Huͤtte nah'n, Und uns mit ſeinen leiſen Silberhaͤnden Den leichten Schlaf durch's Fenſterlein entwenden. — Freund! hoͤre doch! wo wandert deine Seele, Derweil ich hier von Huͤtt' und Mond erzaͤhle? Lenau's Gedichte. 15

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/207>, abgerufen am 21.11.2024.