Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Cisteron, das Städtchen, schlummert; Nur im Schloße lassen Worte Dumpf und eilig sich vernehmen, Und es dröhnt die Eisenpforte. Männer schreiten still und langsam Dort hinauf zum Felsenhause: Waffenknechte sind es, führen Den Gefangnen in die Klause. Johann Kasimir von Polen! Heiß durchrollt von Königsblute, Edler Sproß vom Stamme Wasa, Ach, wie mag dir seyn zu Muthe! Heldenjüngling, der du kämpftest, Ruhmbekränzt in manchen Schlachten, In verrätherischer Fremde Mußt du als Gefangner schmachten! Spricht man so im feinen Frankreich
Hohn des Gastes heil'gem Rechte, Daß den freundgesinnten Fürsten Zwingen die Tyrannenknechte?! Ciſteron, das Staͤdtchen, ſchlummert; Nur im Schloße laſſen Worte Dumpf und eilig ſich vernehmen, Und es droͤhnt die Eiſenpforte. Maͤnner ſchreiten ſtill und langſam Dort hinauf zum Felſenhauſe: Waffenknechte ſind es, fuͤhren Den Gefangnen in die Klauſe. Johann Kaſimir von Polen! Heiß durchrollt von Koͤnigsblute, Edler Sproß vom Stamme Waſa, Ach, wie mag dir ſeyn zu Muthe! Heldenjuͤngling, der du kaͤmpfteſt, Ruhmbekraͤnzt in manchen Schlachten, In verraͤtheriſcher Fremde Mußt du als Gefangner ſchmachten! Spricht man ſo im feinen Frankreich
Hohn des Gaſtes heil'gem Rechte, Daß den freundgeſinnten Fuͤrſten Zwingen die Tyrannenknechte?! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0246" n="232"/> <lg n="5"> <l>Ciſteron, das Staͤdtchen, ſchlummert;</l><lb/> <l>Nur im Schloße laſſen Worte</l><lb/> <l>Dumpf und eilig ſich vernehmen,</l><lb/> <l>Und es droͤhnt die Eiſenpforte.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Maͤnner ſchreiten ſtill und langſam</l><lb/> <l>Dort hinauf zum Felſenhauſe:</l><lb/> <l>Waffenknechte ſind es, fuͤhren</l><lb/> <l>Den Gefangnen in die Klauſe.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Johann Kaſimir von Polen!</l><lb/> <l>Heiß durchrollt von Koͤnigsblute,</l><lb/> <l>Edler Sproß vom Stamme Waſa,</l><lb/> <l>Ach, wie mag dir ſeyn zu Muthe!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Heldenjuͤngling, der du kaͤmpfteſt,</l><lb/> <l>Ruhmbekraͤnzt in manchen Schlachten,</l><lb/> <l>In verraͤtheriſcher Fremde</l><lb/> <l>Mußt du als Gefangner ſchmachten!</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Spricht man ſo im feinen Frankreich</l><lb/> <l>Hohn des Gaſtes heil'gem Rechte,</l><lb/> <l>Daß den freundgeſinnten Fuͤrſten</l><lb/> <l>Zwingen die Tyrannenknechte?!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0246]
Ciſteron, das Staͤdtchen, ſchlummert;
Nur im Schloße laſſen Worte
Dumpf und eilig ſich vernehmen,
Und es droͤhnt die Eiſenpforte.
Maͤnner ſchreiten ſtill und langſam
Dort hinauf zum Felſenhauſe:
Waffenknechte ſind es, fuͤhren
Den Gefangnen in die Klauſe.
Johann Kaſimir von Polen!
Heiß durchrollt von Koͤnigsblute,
Edler Sproß vom Stamme Waſa,
Ach, wie mag dir ſeyn zu Muthe!
Heldenjuͤngling, der du kaͤmpfteſt,
Ruhmbekraͤnzt in manchen Schlachten,
In verraͤtheriſcher Fremde
Mußt du als Gefangner ſchmachten!
Spricht man ſo im feinen Frankreich
Hohn des Gaſtes heil'gem Rechte,
Daß den freundgeſinnten Fuͤrſten
Zwingen die Tyrannenknechte?!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |