Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.II. Der nächtliche Gang. Tiefe Nacht; -- der stille Vollmond Hebt sich jenseits von den Auen, Und die Wellen der Durance Sind ein Silberstrom zu schauen: Flüchtig eilen sie vorüber An den mondbeglänzten Riffen, Und von räthselhafter Wehmuth Fühlt der Wandrer sich ergriffen; Denn er hört im ruhelosen, Immergleichen Wellenschlage Ewig an die Sterne tönen Seines Herzens bange Frage: Ein Verrauschen, ein Verschwinden
Alles Leben! -- doch von wannen? -- Doch wohin? -- die Sterne schweigen, Und die Welle rauscht von dannen. II. Der nächtliche Gang. Tiefe Nacht; — der ſtille Vollmond Hebt ſich jenſeits von den Auen, Und die Wellen der Durance Sind ein Silberſtrom zu ſchauen: Fluͤchtig eilen ſie voruͤber An den mondbeglaͤnzten Riffen, Und von raͤthſelhafter Wehmuth Fuͤhlt der Wandrer ſich ergriffen; Denn er hoͤrt im ruheloſen, Immergleichen Wellenſchlage Ewig an die Sterne toͤnen Seines Herzens bange Frage: Ein Verrauſchen, ein Verſchwinden
Alles Leben! — doch von wannen? — Doch wohin? — die Sterne ſchweigen, Und die Welle rauſcht von dannen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0245" n="231"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Der nächtliche Gang.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">T</hi>iefe Nacht; — der ſtille Vollmond</l><lb/> <l>Hebt ſich jenſeits von den Auen,</l><lb/> <l>Und die Wellen der Durance</l><lb/> <l>Sind ein Silberſtrom zu ſchauen:</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Fluͤchtig eilen ſie voruͤber</l><lb/> <l>An den mondbeglaͤnzten Riffen,</l><lb/> <l>Und von raͤthſelhafter Wehmuth</l><lb/> <l>Fuͤhlt der Wandrer ſich ergriffen;</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Denn er hoͤrt im ruheloſen,</l><lb/> <l>Immergleichen Wellenſchlage</l><lb/> <l>Ewig an die Sterne toͤnen</l><lb/> <l>Seines Herzens bange Frage:</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ein Verrauſchen, ein Verſchwinden</l><lb/> <l>Alles Leben! — doch von wannen? —</l><lb/> <l>Doch wohin? — die Sterne ſchweigen,</l><lb/> <l>Und die Welle rauſcht von dannen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0245]
II.
Der nächtliche Gang.
Tiefe Nacht; — der ſtille Vollmond
Hebt ſich jenſeits von den Auen,
Und die Wellen der Durance
Sind ein Silberſtrom zu ſchauen:
Fluͤchtig eilen ſie voruͤber
An den mondbeglaͤnzten Riffen,
Und von raͤthſelhafter Wehmuth
Fuͤhlt der Wandrer ſich ergriffen;
Denn er hoͤrt im ruheloſen,
Immergleichen Wellenſchlage
Ewig an die Sterne toͤnen
Seines Herzens bange Frage:
Ein Verrauſchen, ein Verſchwinden
Alles Leben! — doch von wannen? —
Doch wohin? — die Sterne ſchweigen,
Und die Welle rauſcht von dannen.
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