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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Und zuhöchst am Felsenhaupte
Steht ein Häuschen, einsam, wüste,
Wo der Heide mit dem Opfer
Seine Götter einst begrüßte.
Doch in unsern schlimmen Tagen
Ward der Tempel zum Gefängniß,
Wo die Tyrannei ihr Opfer
Quält in heimlicher Bedrängniß.
Ludewig, du böser König!
Richelieu, du arger Priester!
Wagt der König nicht den Frevel,
Schon vollbringt ihn der Minister.
Zu beklagen ist die Menschheit,
Will ein Priester ihr gebieten,
Statt den Himmel ihr zu geben,
Raubt er ihr die Erdenblüthen.

Und zuhoͤchſt am Felſenhaupte
Steht ein Haͤuschen, einſam, wuͤſte,
Wo der Heide mit dem Opfer
Seine Goͤtter einſt begruͤßte.
Doch in unſern ſchlimmen Tagen
Ward der Tempel zum Gefaͤngniß,
Wo die Tyrannei ihr Opfer
Quaͤlt in heimlicher Bedraͤngniß.
Ludewig, du boͤſer Koͤnig!
Richelieu, du arger Prieſter!
Wagt der Koͤnig nicht den Frevel,
Schon vollbringt ihn der Miniſter.
Zu beklagen iſt die Menſchheit,
Will ein Prieſter ihr gebieten,
Statt den Himmel ihr zu geben,
Raubt er ihr die Erdenbluͤthen.

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[230/0244] Und zuhoͤchſt am Felſenhaupte Steht ein Haͤuschen, einſam, wuͤſte, Wo der Heide mit dem Opfer Seine Goͤtter einſt begruͤßte. Doch in unſern ſchlimmen Tagen Ward der Tempel zum Gefaͤngniß, Wo die Tyrannei ihr Opfer Quaͤlt in heimlicher Bedraͤngniß. Ludewig, du boͤſer Koͤnig! Richelieu, du arger Prieſter! Wagt der Koͤnig nicht den Frevel, Schon vollbringt ihn der Miniſter. Zu beklagen iſt die Menſchheit, Will ein Prieſter ihr gebieten, Statt den Himmel ihr zu geben, Raubt er ihr die Erdenbluͤthen.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/244>, abgerufen am 21.11.2024.