Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.so hoch gespannt, so entfernt von allem vernünftigen Nachgeben, so würde Euer schönes Selbst schon längst das ganze Ge- fühl meines Rechts zum Nachgeben ge- zwungen haben und ihr würdet vollkommen befriedigt nach Frankreich zurückkehren. Prinz. Jhr thut dem Könige meinem Vater ein zu schmerzhaftes Unrecht und dem Ruhme Eures königlichen Namens nicht weniger, wenn Jhr so beharrlich drauf besteht, das Geld nicht empfangen zu ha- ben, das euch doch treulich ist ausgezahlt worden. König. Jch betheure euch nie etwas davon gehört zu haben: könnt Jhr mirs beweisen, so will ichs euch zurück bezahlen, oder mein Recht zu Aquitanien aufgeben. Prinz. Wir halten euch bey Eurem Worte. Boyet, du kannst Quittungen vor- zeigen. Boyet. Verzeihe Euer Herrlichkeit, das Paket worinn diese und andere wichtige Papiere befindlich soll morgen erst ankom- men. König. Es soll mir genug seyn sie ge- sehn zu haben, so will ich nachgeben, -- so viel ich kann. Mittlerweile empfangt von mir den Willkomm den euch meine unver- letzte Ehre geben kann, ich darf euch die Thore nicht öfnen, theure Prinzeßin, aber ihr F 4
ſo hoch geſpannt, ſo entfernt von allem vernuͤnftigen Nachgeben, ſo wuͤrde Euer ſchoͤnes Selbſt ſchon laͤngſt das ganze Ge- fuͤhl meines Rechts zum Nachgeben ge- zwungen haben und ihr wuͤrdet vollkommen befriedigt nach Frankreich zuruͤckkehren. Prinz. Jhr thut dem Koͤnige meinem Vater ein zu ſchmerzhaftes Unrecht und dem Ruhme Eures koͤniglichen Namens nicht weniger, wenn Jhr ſo beharrlich drauf beſteht, das Geld nicht empfangen zu ha- ben, das euch doch treulich iſt ausgezahlt worden. Koͤnig. Jch betheure euch nie etwas davon gehoͤrt zu haben: koͤnnt Jhr mirs beweiſen, ſo will ichs euch zuruͤck bezahlen, oder mein Recht zu Aquitanien aufgeben. Prinz. Wir halten euch bey Eurem Worte. Boyet, du kannſt Quittungen vor- zeigen. Boyet. Verzeihe Euer Herrlichkeit, das Paket worinn dieſe und andere wichtige Papiere befindlich ſoll morgen erſt ankom- men. Koͤnig. Es ſoll mir genug ſeyn ſie ge- ſehn zu haben, ſo will ich nachgeben, — ſo viel ich kann. Mittlerweile empfangt von mir den Willkomm den euch meine unver- letzte Ehre geben kann, ich darf euch die Thore nicht oͤfnen, theure Prinzeßin, aber ihr F 4
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ſchoͤnes Selbſt ſchon laͤngſt das ganze Ge-
fuͤhl meines Rechts zum Nachgeben ge-
zwungen haben und ihr wuͤrdet vollkommen
befriedigt nach Frankreich zuruͤckkehren.
Prinz. Jhr thut dem Koͤnige meinem
Vater ein zu ſchmerzhaftes Unrecht und
dem Ruhme Eures koͤniglichen Namens
nicht weniger, wenn Jhr ſo beharrlich drauf
beſteht, das Geld nicht empfangen zu ha-
ben, das euch doch treulich iſt ausgezahlt
worden.
Koͤnig. Jch betheure euch nie etwas
davon gehoͤrt zu haben: koͤnnt Jhr mirs
beweiſen, ſo will ichs euch zuruͤck bezahlen,
oder mein Recht zu Aquitanien aufgeben.
Prinz. Wir halten euch bey Eurem
Worte. Boyet, du kannſt Quittungen vor-
zeigen.
Boyet. Verzeihe Euer Herrlichkeit, das
Paket worinn dieſe und andere wichtige
Papiere befindlich ſoll morgen erſt ankom-
men.
Koͤnig. Es ſoll mir genug ſeyn ſie ge-
ſehn zu haben, ſo will ich nachgeben, —
ſo viel ich kann. Mittlerweile empfangt von
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Zitationshilfe: | Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/91>, abgerufen am 17.07.2024. |