Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.(zur Magd) Nehmt ab, ich esse nichts mehr. (schiebt Teller und Serviette fort, wirft sich in einen Lehnstuhl, und bleibt in tiefen Gedauken sitzen.) Sechste Scene. Mariens Zimmer. Sie sitzt auf ihrem Bette, hat die Zitter- nadel in der Hand, und spiegelt damit, in den tiefsten Träumereyen. Der Vater tritt herein, sie fährt auf und sucht die Zitternadel zu verbergen. Marie. Ach Herr Jesus -- -- Wesener. Na, so mach' sie doch das Kind nicht. (geht einigemal auf und ab, dann setzt er sich zu ihr) Hör, Mariel! du weißt, ich bin dir gut, sey du nur recht aufrichtig gegen mich, es wird dein Schade nicht seyn. Sag mir, hat dir der Baron was von der Liebe vorgesagt? Marie (sehr geheimnißvoll.) Papa! -- er ist verliebt in mich, das ist wahr. Sieht er einmal, diese Zitternadel hat er mir auch geschickt. Wesener.
(zur Magd) Nehmt ab, ich eſſe nichts mehr. (ſchiebt Teller und Serviette fort, wirft ſich in einen Lehnſtuhl, und bleibt in tiefen Gedauken ſitzen.) Sechſte Scene. Mariens Zimmer. Sie ſitzt auf ihrem Bette, hat die Zitter- nadel in der Hand, und ſpiegelt damit, in den tiefſten Traͤumereyen. Der Vater tritt herein, ſie faͤhrt auf und ſucht die Zitternadel zu verbergen. Marie. Ach Herr Jeſus — — Weſener. Na, ſo mach’ ſie doch das Kind nicht. (geht einigemal auf und ab, dann ſetzt er ſich zu ihr) Hoͤr, Mariel! du weißt, ich bin dir gut, ſey du nur recht aufrichtig gegen mich, es wird dein Schade nicht ſeyn. Sag mir, hat dir der Baron was von der Liebe vorgeſagt? Marie (ſehr geheimnißvoll.) Papa! — er iſt verliebt in mich, das iſt wahr. Sieht er einmal, dieſe Zitternadel hat er mir auch geſchickt. Weſener.
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(zur Magd) Nehmt ab, ich eſſe nichts mehr.
(ſchiebt Teller und Serviette fort, wirft ſich in einen
Lehnſtuhl, und bleibt in tiefen Gedauken ſitzen.)
Sechſte Scene.
Mariens Zimmer.
Sie ſitzt auf ihrem Bette, hat die Zitter-
nadel in der Hand, und ſpiegelt damit,
in den tiefſten Traͤumereyen. Der
Vater tritt herein, ſie faͤhrt auf und
ſucht die Zitternadel zu verbergen.
Marie. Ach Herr Jeſus — —
Weſener. Na, ſo mach’ ſie doch das
Kind nicht. (geht einigemal auf und ab, dann ſetzt
er ſich zu ihr) Hoͤr, Mariel! du weißt, ich
bin dir gut, ſey du nur recht aufrichtig
gegen mich, es wird dein Schade nicht
ſeyn. Sag mir, hat dir der Baron was
von der Liebe vorgeſagt?
Marie (ſehr geheimnißvoll.) Papa! —
er iſt verliebt in mich, das iſt wahr.
Sieht er einmal, dieſe Zitternadel hat er
mir auch geſchickt.
Weſener.
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