Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


und Argwohn in zwey Herzen zu werfen,
die vielleicht auf ewig einander glücklich
gemacht haben würden.
Pirzel (der sich mittlerweile gesetzt hatte, steht
wieder sehr hastig auf.
)
Wie ich Jhnen die Eh-
re und das Vergnügen hatte zu sagen,
Herr Pfarrer! das macht, weil die Leute
nicht denken. Denken, denken, was der
Mensch ist, das ist ja meine Rede. (faßt
ihn an die Hand
)
Sehen Sie, das ist Jhre
Hand, aber was ist das, Haut, Knochen,
Erde, (klopft ihm auf den Puls.) da, da steckt
es, das ist nur die Scheide, da steckt der
Degen drein, im Blut, im Blut --

(sieht sich plötzlich herum, weil Lärm wird.)
(Haudy tritt herein mit großem
Geschrey.)
Haudy. Leute, nun hab' ich ihn, es
ist der frömmste Herrgott von der Welt.
(brüllt entsetzlich) Madam Roux! gleich lassen
Sie Gläser schwenken, und machen uns
guten Punsch zurecht. Er wird gleich
hier seyn, ich bitte euch, geht mir artig
mit dem Menschen um.
Eisen-


und Argwohn in zwey Herzen zu werfen,
die vielleicht auf ewig einander gluͤcklich
gemacht haben wuͤrden.
Pirzel (der ſich mittlerweile geſetzt hatte, ſteht
wieder ſehr haſtig auf.
)
Wie ich Jhnen die Eh-
re und das Vergnuͤgen hatte zu ſagen,
Herr Pfarrer! das macht, weil die Leute
nicht denken. Denken, denken, was der
Menſch iſt, das iſt ja meine Rede. (faßt
ihn an die Hand
)
Sehen Sie, das iſt Jhre
Hand, aber was iſt das, Haut, Knochen,
Erde, (klopft ihm auf den Puls.) da, da ſteckt
es, das iſt nur die Scheide, da ſteckt der
Degen drein, im Blut, im Blut —

(ſieht ſich ploͤtzlich herum, weil Laͤrm wird.)
(Haudy tritt herein mit großem
Geſchrey.)
Haudy. Leute, nun hab’ ich ihn, es
iſt der froͤmmſte Herrgott von der Welt.
(bruͤllt entſetzlich) Madam Roux! gleich laſſen
Sie Glaͤſer ſchwenken, und machen uns
guten Punſch zurecht. Er wird gleich
hier ſeyn, ich bitte euch, geht mir artig
mit dem Menſchen um.
Eiſen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#EIS">
            <p><pb facs="#f0040" n="36"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und Argwohn in zwey Herzen zu werfen,<lb/>
die vielleicht auf ewig einander glu&#x0364;cklich<lb/>
gemacht haben wu&#x0364;rden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PIR">
            <speaker>Pirzel</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#fr">der &#x017F;ich mittlerweile ge&#x017F;etzt hatte, &#x017F;teht<lb/>
wieder &#x017F;ehr ha&#x017F;tig auf.</hi>)</stage>
            <p>Wie ich Jhnen die Eh-<lb/>
re und das Vergnu&#x0364;gen hatte zu &#x017F;agen,<lb/>
Herr Pfarrer! das macht, weil die Leute<lb/>
nicht denken. Denken, denken, was der<lb/>
Men&#x017F;ch i&#x017F;t, das i&#x017F;t ja meine Rede. <stage>(<hi rendition="#fr">faßt<lb/>
ihn an die Hand</hi>)</stage> Sehen Sie, das i&#x017F;t Jhre<lb/>
Hand, aber was i&#x017F;t das, Haut, Knochen,<lb/>
Erde, <stage>(<hi rendition="#fr">klopft ihm auf den Puls.</hi>)</stage> da, da &#x017F;teckt<lb/>
es, das i&#x017F;t nur die Scheide, da &#x017F;teckt der<lb/>
Degen drein, im Blut, im Blut &#x2014;</p><lb/>
            <stage>(<hi rendition="#fr">&#x017F;ieht &#x017F;ich plo&#x0364;tzlich herum, weil La&#x0364;rm wird.</hi>)</stage><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#fr">Haudy</hi> tritt herein mit großem<lb/>
Ge&#x017F;chrey.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAU">
            <speaker>Haudy.</speaker>
            <p>Leute, nun hab&#x2019; ich ihn, es<lb/>
i&#x017F;t der fro&#x0364;mm&#x017F;te Herrgott von der Welt.<lb/><stage>(<hi rendition="#fr">bru&#x0364;llt ent&#x017F;etzlich</hi>)</stage> Madam Roux! gleich la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie Gla&#x0364;&#x017F;er &#x017F;chwenken, und machen uns<lb/>
guten Pun&#x017F;ch zurecht. Er wird gleich<lb/>
hier &#x017F;eyn, ich bitte euch, geht mir artig<lb/>
mit dem Men&#x017F;chen um.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;en-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0040] und Argwohn in zwey Herzen zu werfen, die vielleicht auf ewig einander gluͤcklich gemacht haben wuͤrden. Pirzel (der ſich mittlerweile geſetzt hatte, ſteht wieder ſehr haſtig auf.) Wie ich Jhnen die Eh- re und das Vergnuͤgen hatte zu ſagen, Herr Pfarrer! das macht, weil die Leute nicht denken. Denken, denken, was der Menſch iſt, das iſt ja meine Rede. (faßt ihn an die Hand) Sehen Sie, das iſt Jhre Hand, aber was iſt das, Haut, Knochen, Erde, (klopft ihm auf den Puls.) da, da ſteckt es, das iſt nur die Scheide, da ſteckt der Degen drein, im Blut, im Blut — (ſieht ſich ploͤtzlich herum, weil Laͤrm wird.) (Haudy tritt herein mit großem Geſchrey.) Haudy. Leute, nun hab’ ich ihn, es iſt der froͤmmſte Herrgott von der Welt. (bruͤllt entſetzlich) Madam Roux! gleich laſſen Sie Glaͤſer ſchwenken, und machen uns guten Punſch zurecht. Er wird gleich hier ſeyn, ich bitte euch, geht mir artig mit dem Menſchen um. Eiſen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/40
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/40>, abgerufen am 21.11.2024.