Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.Erlaubniß, bey ihr zu schlafen, wenn du sie dahin bringen kannst. Rammler (sehr schnell auf und abgehend.) Jhr sollt nur sehen, was ich aus dem Stolzius noch machen will. (ab.) Haudy. Der Kerl macht einem das Gallenfieber mit seiner Dummheit. Er kann nichts als andern Leuten das Con- cept verderben. Einer. Das ist wahr, er mischt sich in alles. Mary. Er hat den Kopf immer voll Jntriguen und Ränken, und meynt, an- dere Leute können eben so wenig darohne leben, als er. Letzt sagt' ich dem Reitz ins Ohr, er möcht' mir doch auf Morgen seine Sporen leihen, ist er mir nicht den ganzen Tag nachgegangen, und hat mich um Gotteswillen gebeten, ich möcht' ihm sagen, was wir vorhätten. Jch glaub', es ist ein Staatsmann an ihm verdorben. Ein andrer. Neulich stellt ich mich an ein Haus, einen Brief im Schatten zu lesen, er meynte gleich, es wär' ein Lie- besbrief, der mir aus dem Hause wär' herab-
Erlaubniß, bey ihr zu ſchlafen, wenn du ſie dahin bringen kannſt. Rammler (ſehr ſchnell auf und abgehend.) Jhr ſollt nur ſehen, was ich aus dem Stolzius noch machen will. (ab.) Haudy. Der Kerl macht einem das Gallenfieber mit ſeiner Dummheit. Er kann nichts als andern Leuten das Con- cept verderben. Einer. Das iſt wahr, er miſcht ſich in alles. Mary. Er hat den Kopf immer voll Jntriguen und Raͤnken, und meynt, an- dere Leute koͤnnen eben ſo wenig darohne leben, als er. Letzt ſagt’ ich dem Reitz ins Ohr, er moͤcht’ mir doch auf Morgen ſeine Sporen leihen, iſt er mir nicht den ganzen Tag nachgegangen, und hat mich um Gotteswillen gebeten, ich moͤcht’ ihm ſagen, was wir vorhaͤtten. Jch glaub’, es iſt ein Staatsmann an ihm verdorben. Ein andrer. Neulich ſtellt ich mich an ein Haus, einen Brief im Schatten zu leſen, er meynte gleich, es waͤr’ ein Lie- besbrief, der mir aus dem Hauſe waͤr’ herab-
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Erlaubniß, bey ihr zu ſchlafen, wenn du
ſie dahin bringen kannſt.
Rammler (ſehr ſchnell auf und abgehend.)
Jhr ſollt nur ſehen, was ich aus dem
Stolzius noch machen will. (ab.)
Haudy. Der Kerl macht einem das
Gallenfieber mit ſeiner Dummheit. Er
kann nichts als andern Leuten das Con-
cept verderben.
Einer. Das iſt wahr, er miſcht ſich in
alles.
Mary. Er hat den Kopf immer voll
Jntriguen und Raͤnken, und meynt, an-
dere Leute koͤnnen eben ſo wenig darohne
leben, als er. Letzt ſagt’ ich dem Reitz
ins Ohr, er moͤcht’ mir doch auf Morgen
ſeine Sporen leihen, iſt er mir nicht den
ganzen Tag nachgegangen, und hat mich
um Gotteswillen gebeten, ich moͤcht’ ihm
ſagen, was wir vorhaͤtten. Jch glaub’,
es iſt ein Staatsmann an ihm verdorben.
Ein andrer. Neulich ſtellt ich mich an
ein Haus, einen Brief im Schatten zu
leſen, er meynte gleich, es waͤr’ ein Lie-
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