Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Marie wirft sich in den Sorgstuhl, und nachdem sie
eine Weile in tiefen Gedanken gesessen, ruft sie ängstlich
)

Lotte! -- -- Lotte!
Charlotte kommt.
Charlotte. Na, was willst du denn,
daß du mich so rufst?
Marie (geht ihr entgegen.) Lottgen --
mein liebes Lottgen
(ihr unter dem Kinn strei-
chelnd.
)
Charlotte. Na, Gott behüt, wo kommt
das Wunder?
Marie. Du bist auch mein allerbestes
Scharlottel, du.
Charlotte. Gewiß will sie wieder Geld
von mir leihen.
Marie. Jch will dir auch alles zu Ge-
fallen thun.
Charlotte. Ey was, ich habe nicht
Zeit.
(will gehen.)
Marie (hält sie.) So hör doch -- nur
für einen Augenblick -- kannst du mir
nicht helfen einen Brief schreiben?
Charlotte. Jch habe nicht Zeit.
Marie. Nur ein Paar Zeilen -- ich
laß dir auch die Perlen vor sechs Livres.
Charlotte.


Marie wirft ſich in den Sorgſtuhl, und nachdem ſie
eine Weile in tiefen Gedanken geſeſſen, ruft ſie aͤngſtlich
)

Lotte! — — Lotte!
Charlotte kommt.
Charlotte. Na, was willſt du denn,
daß du mich ſo rufſt?
Marie (geht ihr entgegen.) Lottgen —
mein liebes Lottgen
(ihr unter dem Kinn ſtrei-
chelnd.
)
Charlotte. Na, Gott behuͤt, wo kommt
das Wunder?
Marie. Du biſt auch mein allerbeſtes
Scharlottel, du.
Charlotte. Gewiß will ſie wieder Geld
von mir leihen.
Marie. Jch will dir auch alles zu Ge-
fallen thun.
Charlotte. Ey was, ich habe nicht
Zeit.
(will gehen.)
Marie (haͤlt ſie.) So hoͤr doch — nur
fuͤr einen Augenblick — kannſt du mir
nicht helfen einen Brief ſchreiben?
Charlotte. Jch habe nicht Zeit.
Marie. Nur ein Paar Zeilen — ich
laß dir auch die Perlen vor ſechs Livres.
Charlotte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MAR">
            <stage><pb facs="#f0066" n="62"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">Marie wirft &#x017F;ich in den Sorg&#x017F;tuhl, und nachdem &#x017F;ie<lb/>
eine Weile in tiefen Gedanken ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, ruft &#x017F;ie a&#x0364;ng&#x017F;tlich</hi>)</stage><lb/>
            <p>Lotte! &#x2014; &#x2014; Lotte!</p><lb/>
            <stage>Charlotte kommt.</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charlotte.</speaker>
            <p>Na, was will&#x017F;t du denn,<lb/>
daß du mich &#x017F;o ruf&#x017F;t?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marie</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#fr">geht ihr entgegen.</hi>)</stage>
            <p>Lottgen &#x2014;<lb/>
mein liebes Lottgen</p>
            <stage>(<hi rendition="#fr">ihr unter dem Kinn &#x017F;trei-<lb/>
chelnd.</hi>)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charlotte.</speaker>
            <p>Na, Gott behu&#x0364;t, wo kommt<lb/>
das Wunder?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marie.</speaker>
            <p>Du bi&#x017F;t auch mein allerbe&#x017F;tes<lb/>
Scharlottel, du.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charlotte.</speaker>
            <p>Gewiß will &#x017F;ie wieder Geld<lb/>
von mir leihen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marie.</speaker>
            <p>Jch will dir auch alles zu Ge-<lb/>
fallen thun.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charlotte.</speaker>
            <p>Ey was, ich habe nicht<lb/>
Zeit.</p>
            <stage>(<hi rendition="#fr">will gehen.</hi>)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marie</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#fr">ha&#x0364;lt &#x017F;ie.</hi>)</stage>
            <p>So ho&#x0364;r doch &#x2014; nur<lb/>
fu&#x0364;r einen Augenblick &#x2014; kann&#x017F;t du mir<lb/>
nicht helfen einen Brief &#x017F;chreiben?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charlotte.</speaker>
            <p>Jch habe nicht Zeit.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marie.</speaker>
            <p>Nur ein Paar Zeilen &#x2014; ich<lb/>
laß dir auch die Perlen vor &#x017F;echs Livres.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Charlotte.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0066] Marie wirft ſich in den Sorgſtuhl, und nachdem ſie eine Weile in tiefen Gedanken geſeſſen, ruft ſie aͤngſtlich) Lotte! — — Lotte! Charlotte kommt. Charlotte. Na, was willſt du denn, daß du mich ſo rufſt? Marie (geht ihr entgegen.) Lottgen — mein liebes Lottgen (ihr unter dem Kinn ſtrei- chelnd.) Charlotte. Na, Gott behuͤt, wo kommt das Wunder? Marie. Du biſt auch mein allerbeſtes Scharlottel, du. Charlotte. Gewiß will ſie wieder Geld von mir leihen. Marie. Jch will dir auch alles zu Ge- fallen thun. Charlotte. Ey was, ich habe nicht Zeit. (will gehen.) Marie (haͤlt ſie.) So hoͤr doch — nur fuͤr einen Augenblick — kannſt du mir nicht helfen einen Brief ſchreiben? Charlotte. Jch habe nicht Zeit. Marie. Nur ein Paar Zeilen — ich laß dir auch die Perlen vor ſechs Livres. Charlotte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/66
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/66>, abgerufen am 21.11.2024.