Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


setzt sich mit ihr aufs Canapee)
Sehen Sie mich
als Jhre beste Freundinn an, (sie küssend)
ich versichere Sie, daß ich den aufrichtig-
sten Antheil nehme an allem, was Jhnen
begegnen kann.
Marie (sich die Augen wischend.) Jch weis
nicht, womit ich die besondere Gnade ver-
dient habe, die Sie für mich tragen.
Gräfin. Nichts von Gnade, ich bitte
Sie. Es ist mir lieb, daß wir allein sind,
ich habe Jhnen viel, vieles zu sagen, das
mir auf dem Herzen liegt, und Sie auch
manches zu fragen. (Marie sehr aufmerksam,
die Freude in ihrem Gesicht
)
Jch liebe Sie, mein
Engel! ich kann mich nicht enthalten, es
Jhnen zu zeigen. (Marie küßt ihr inbrunstvoll
die Hand
)
Jhr ganzes Betragen hat so et-
was offenes, so etwas einnehmendes, daß
mir Jhr Unglück dadurch doppelt schmerz-
haft wird. Wissen Sie denn auch, mei-
ne neue liebe Freundinn, daß man viel,
viel in der Stadt von Jhnen spricht?
Marie. Jch weis wohl, daß es allent-
halben böse Zungen giebt.
Gräfin.


ſetzt ſich mit ihr aufs Canapee)
Sehen Sie mich
als Jhre beſte Freundinn an, (ſie kuͤſſend)
ich verſichere Sie, daß ich den aufrichtig-
ſten Antheil nehme an allem, was Jhnen
begegnen kann.
Marie (ſich die Augen wiſchend.) Jch weis
nicht, womit ich die beſondere Gnade ver-
dient habe, die Sie fuͤr mich tragen.
Graͤfin. Nichts von Gnade, ich bitte
Sie. Es iſt mir lieb, daß wir allein ſind,
ich habe Jhnen viel, vieles zu ſagen, das
mir auf dem Herzen liegt, und Sie auch
manches zu fragen. (Marie ſehr aufmerkſam,
die Freude in ihrem Geſicht
)
Jch liebe Sie, mein
Engel! ich kann mich nicht enthalten, es
Jhnen zu zeigen. (Marie kuͤßt ihr inbrunſtvoll
die Hand
)
Jhr ganzes Betragen hat ſo et-
was offenes, ſo etwas einnehmendes, daß
mir Jhr Ungluͤck dadurch doppelt ſchmerz-
haft wird. Wiſſen Sie denn auch, mei-
ne neue liebe Freundinn, daß man viel,
viel in der Stadt von Jhnen ſpricht?
Marie. Jch weis wohl, daß es allent-
halben boͤſe Zungen giebt.
Graͤfin.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#GRAE">
            <p><stage><pb facs="#f0086" n="82"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;etzt &#x017F;ich mit ihr aufs Canapee</hi>)</stage> Sehen Sie mich<lb/>
als Jhre be&#x017F;te Freundinn an, <stage>(<hi rendition="#fr">&#x017F;ie ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;end</hi>)</stage><lb/>
ich ver&#x017F;ichere Sie, daß ich den aufrichtig-<lb/>
&#x017F;ten Antheil nehme an allem, was Jhnen<lb/>
begegnen kann.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marie</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#fr">&#x017F;ich die Augen wi&#x017F;chend.</hi>)</stage>
            <p>Jch weis<lb/>
nicht, womit ich die be&#x017F;ondere Gnade ver-<lb/>
dient habe, die Sie fu&#x0364;r mich tragen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRAE">
            <speaker>Gra&#x0364;fin.</speaker>
            <p>Nichts von Gnade, ich bitte<lb/>
Sie. Es i&#x017F;t mir lieb, daß wir allein &#x017F;ind,<lb/>
ich habe Jhnen viel, vieles zu &#x017F;agen, das<lb/>
mir auf dem Herzen liegt, und Sie auch<lb/>
manches zu fragen. <stage>(<hi rendition="#fr">Marie &#x017F;ehr aufmerk&#x017F;am,<lb/>
die Freude in ihrem Ge&#x017F;icht</hi>)</stage> Jch liebe Sie, mein<lb/>
Engel! ich kann mich nicht enthalten, es<lb/>
Jhnen zu zeigen. <stage>(<hi rendition="#fr">Marie ku&#x0364;ßt ihr inbrun&#x017F;tvoll<lb/>
die Hand</hi>)</stage> Jhr ganzes Betragen hat &#x017F;o et-<lb/>
was offenes, &#x017F;o etwas einnehmendes, daß<lb/>
mir Jhr Unglu&#x0364;ck dadurch doppelt &#x017F;chmerz-<lb/>
haft wird. Wi&#x017F;&#x017F;en Sie denn auch, mei-<lb/>
ne neue liebe Freundinn, daß man viel,<lb/>
viel in der Stadt von Jhnen &#x017F;pricht?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marie.</speaker>
            <p>Jch weis wohl, daß es allent-<lb/>
halben bo&#x0364;&#x017F;e Zungen giebt.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Gra&#x0364;fin.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0086] ſetzt ſich mit ihr aufs Canapee) Sehen Sie mich als Jhre beſte Freundinn an, (ſie kuͤſſend) ich verſichere Sie, daß ich den aufrichtig- ſten Antheil nehme an allem, was Jhnen begegnen kann. Marie (ſich die Augen wiſchend.) Jch weis nicht, womit ich die beſondere Gnade ver- dient habe, die Sie fuͤr mich tragen. Graͤfin. Nichts von Gnade, ich bitte Sie. Es iſt mir lieb, daß wir allein ſind, ich habe Jhnen viel, vieles zu ſagen, das mir auf dem Herzen liegt, und Sie auch manches zu fragen. (Marie ſehr aufmerkſam, die Freude in ihrem Geſicht) Jch liebe Sie, mein Engel! ich kann mich nicht enthalten, es Jhnen zu zeigen. (Marie kuͤßt ihr inbrunſtvoll die Hand) Jhr ganzes Betragen hat ſo et- was offenes, ſo etwas einnehmendes, daß mir Jhr Ungluͤck dadurch doppelt ſchmerz- haft wird. Wiſſen Sie denn auch, mei- ne neue liebe Freundinn, daß man viel, viel in der Stadt von Jhnen ſpricht? Marie. Jch weis wohl, daß es allent- halben boͤſe Zungen giebt. Graͤfin.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/86
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/86>, abgerufen am 21.11.2024.