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Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.

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damer vollendet.*) Das Kapital, was sie absorbirt
hatte, war im Verhältniß zum Ganzen nur gering ge-
wesen, und da die Hoffnung auf eine gute Rentabili-
tät derselben, bei einer sicheren Verzinsung von 5 Pro-
cent, noch sehr belebt war, so befanden sich die Aktien
dieser Bahn (welche damals einen Cours von etwa
125 hatten) meistens in den festen Händen der Ren-
tiers, und nur kleinere Summen davon kamen biswei-
len an den Börsenmarkt. Jnzwischen erkannte der in-
dustrielle Sinn und Spekulationsgeist, nach den Er-
scheinungen anderer Länder, auch in Preußen immer
mehr die Nothwendigkeit zur Anlage von Schienen-
wegen und so hatte zunächst der Bau der Leipzig-
Dresdener
Bahn, welcher mit dem der Potsdamer
Bahn ungefähr gleichzeitig fiel, den Zusammentritt von
Gesellschaften für die Ausführung der Magdeburg-
Leipziger
und Berlin-Anhaltischen Bahnen ver-
anlaßt[.] Schon bei den Betheiligungen an diesen Unterneh-
mungen zeigte es sich indeß bald, daß keineswegs das Jn-
teresse für die Vollendung derselben, sowie die Rücksicht
auf die künftige Rentabilität dieser Schienenwege einen
Theil der Kapitalisten bewogen habe, Zeichnungen und
Anzahlungen zu den Aktien derselben zu machen, son-
dern die weit lockendere Aussicht, die Aktien genann-
ter Bahnen, welche bereits anfingen ein begehrter
Handelsartikel zu werden und daher einen Börsencours
zu erlangen, mit Gewinn wieder zu verkaufen. Und
so nahm denn nun (im Jahre 1841) das eigentliche
Aktien-Geschäft an der Berliner Börse seinen An-
fang, das bis Ende 1841 nur in den Papieren der

*) Genehmigt unterm 23. Sept. 1837, eröffnet am 30. Okt. 1838.

damer vollendet.*) Das Kapital, was ſie abſorbirt
hatte, war im Verhältniß zum Ganzen nur gering ge-
weſen, und da die Hoffnung auf eine gute Rentabili-
tät derſelben, bei einer ſicheren Verzinſung von 5 Pro-
cent, noch ſehr belebt war, ſo befanden ſich die Aktien
dieſer Bahn (welche damals einen Cours von etwa
125 hatten) meiſtens in den feſten Händen der Ren-
tiers, und nur kleinere Summen davon kamen biswei-
len an den Börſenmarkt. Jnzwiſchen erkannte der in-
duſtrielle Sinn und Spekulationsgeiſt, nach den Er-
ſcheinungen anderer Länder, auch in Preußen immer
mehr die Nothwendigkeit zur Anlage von Schienen-
wegen und ſo hatte zunächſt der Bau der Leipzig-
Dresdener
Bahn, welcher mit dem der Potsdamer
Bahn ungefähr gleichzeitig fiel, den Zuſammentritt von
Geſellſchaften für die Ausführung der Magdeburg-
Leipziger
und Berlin-Anhaltiſchen Bahnen ver-
anlaßt[.] Schon bei den Betheiligungen an dieſen Unterneh-
mungen zeigte es ſich indeß bald, daß keineswegs das Jn-
tereſſe für die Vollendung derſelben, ſowie die Rückſicht
auf die künftige Rentabilität dieſer Schienenwege einen
Theil der Kapitaliſten bewogen habe, Zeichnungen und
Anzahlungen zu den Aktien derſelben zu machen, ſon-
dern die weit lockendere Ausſicht, die Aktien genann-
ter Bahnen, welche bereits anfingen ein begehrter
Handelsartikel zu werden und daher einen Börſencours
zu erlangen, mit Gewinn wieder zu verkaufen. Und
ſo nahm denn nun (im Jahre 1841) das eigentliche
Aktien-Geſchäft an der Berliner Börſe ſeinen An-
fang, das bis Ende 1841 nur in den Papieren der

*) Genehmigt unterm 23. Sept. 1837, eröffnet am 30. Okt. 1838.
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[4/0010] damer vollendet. *) Das Kapital, was ſie abſorbirt hatte, war im Verhältniß zum Ganzen nur gering ge- weſen, und da die Hoffnung auf eine gute Rentabili- tät derſelben, bei einer ſicheren Verzinſung von 5 Pro- cent, noch ſehr belebt war, ſo befanden ſich die Aktien dieſer Bahn (welche damals einen Cours von etwa 125 hatten) meiſtens in den feſten Händen der Ren- tiers, und nur kleinere Summen davon kamen biswei- len an den Börſenmarkt. Jnzwiſchen erkannte der in- duſtrielle Sinn und Spekulationsgeiſt, nach den Er- ſcheinungen anderer Länder, auch in Preußen immer mehr die Nothwendigkeit zur Anlage von Schienen- wegen und ſo hatte zunächſt der Bau der Leipzig- Dresdener Bahn, welcher mit dem der Potsdamer Bahn ungefähr gleichzeitig fiel, den Zuſammentritt von Geſellſchaften für die Ausführung der Magdeburg- Leipziger und Berlin-Anhaltiſchen Bahnen ver- anlaßt. Schon bei den Betheiligungen an dieſen Unterneh- mungen zeigte es ſich indeß bald, daß keineswegs das Jn- tereſſe für die Vollendung derſelben, ſowie die Rückſicht auf die künftige Rentabilität dieſer Schienenwege einen Theil der Kapitaliſten bewogen habe, Zeichnungen und Anzahlungen zu den Aktien derſelben zu machen, ſon- dern die weit lockendere Ausſicht, die Aktien genann- ter Bahnen, welche bereits anfingen ein begehrter Handelsartikel zu werden und daher einen Börſencours zu erlangen, mit Gewinn wieder zu verkaufen. Und ſo nahm denn nun (im Jahre 1841) das eigentliche Aktien-Geſchäft an der Berliner Börſe ſeinen An- fang, das bis Ende 1841 nur in den Papieren der *) Genehmigt unterm 23. Sept. 1837, eröffnet am 30. Okt. 1838.

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Zitationshilfe: Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lesser_boerse_1844/10>, abgerufen am 21.11.2024.