Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.eine lebhafte Anregung zu jenen leidenschaftlichen Bör- Die Berliner Börse hatte zwar schon mehrere eine lebhafte Anregung zu jenen leidenſchaftlichen Bör- Die Berliner Börſe hatte zwar ſchon mehrere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="7"/> eine lebhafte Anregung zu jenen leidenſchaftlichen Bör-<lb/> ſen-Operationen gegeben, die weniger vermittelſt des<lb/> baaren Geldes, als durch Hülfe von <hi rendition="#g">Zeit- und<lb/> Prämien-Geſchäften</hi> in allen möglichen Formen<lb/> den Kauf und Verkauf gedachter Papiere bewirkten,<lb/> und ſo zu den meiſt plötzlichen Schwankungen der<lb/> Courſe führten, welche das Glück eines bereits ver-<lb/> meinten Gewinnes nicht ſelten ſchnell in die gefähr-<lb/> liche Kriſis anſehnlicher Verluſte umwandelten; und<lb/> ſo war denn jetzt der Aktienhandel dem verderblichen<lb/> Spiele der <hi rendition="#g">Agiotage</hi> preisgegeben.</p><lb/> <p>Die Berliner Börſe hatte zwar ſchon mehrere<lb/> Male ſeit den letzten 20 Jahren ähnliche Zeiten er-<lb/> lebt, unter denen namentlich die Epochen der Speku-<lb/> lationen in Oeſtreichiſchen Aktien und in Spaniſchen<lb/> Papieren ſich bemerkbar gemacht, doch trat zu dem<lb/> jetzigen Geſchäftsweſen noch ein neues Element hinzu,<lb/> deſſen höchſt nachtheiliger Einfluß ſich allmälig immer<lb/> mehr und leider bis in die jüngſte Gegenwart hinein<lb/> auf eine beſonders fühlbare Weiſe unverkennbar an<lb/> den Tag legte. Es war dies nämlich das Erſcheinen<lb/><hi rendition="#g">auswärtiger</hi> Beſucher an der Börſe, die Anfangs<lb/> nur zu den Abrechnungstagen (<hi rendition="#aq">medio</hi> und <hi rendition="#aq">ultimo</hi> je-<lb/> den Monats) eintrafen, ſpäter aber ſich längre Zeit<lb/> in Berlin aufhielten, wohin ſie meiſtens gerade von<lb/> denſelben Eiſenbahnen ſchnell hingeführt wurden, deren<lb/> Aktien den Mittelpunkt ihrer Agiotage bildeten. Ge-<lb/> wiß wäre es heilſam geweſen, wenn die Vorſteher der<lb/> Börſe dem mindeſtens unberechtigten Treiben dieſer<lb/> fremden Spekulanten zeitig Einhalt gethan hätten,<lb/> welche erſtens materiell die Zahl der Glücksjäger an<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0013]
eine lebhafte Anregung zu jenen leidenſchaftlichen Bör-
ſen-Operationen gegeben, die weniger vermittelſt des
baaren Geldes, als durch Hülfe von Zeit- und
Prämien-Geſchäften in allen möglichen Formen
den Kauf und Verkauf gedachter Papiere bewirkten,
und ſo zu den meiſt plötzlichen Schwankungen der
Courſe führten, welche das Glück eines bereits ver-
meinten Gewinnes nicht ſelten ſchnell in die gefähr-
liche Kriſis anſehnlicher Verluſte umwandelten; und
ſo war denn jetzt der Aktienhandel dem verderblichen
Spiele der Agiotage preisgegeben.
Die Berliner Börſe hatte zwar ſchon mehrere
Male ſeit den letzten 20 Jahren ähnliche Zeiten er-
lebt, unter denen namentlich die Epochen der Speku-
lationen in Oeſtreichiſchen Aktien und in Spaniſchen
Papieren ſich bemerkbar gemacht, doch trat zu dem
jetzigen Geſchäftsweſen noch ein neues Element hinzu,
deſſen höchſt nachtheiliger Einfluß ſich allmälig immer
mehr und leider bis in die jüngſte Gegenwart hinein
auf eine beſonders fühlbare Weiſe unverkennbar an
den Tag legte. Es war dies nämlich das Erſcheinen
auswärtiger Beſucher an der Börſe, die Anfangs
nur zu den Abrechnungstagen (medio und ultimo je-
den Monats) eintrafen, ſpäter aber ſich längre Zeit
in Berlin aufhielten, wohin ſie meiſtens gerade von
denſelben Eiſenbahnen ſchnell hingeführt wurden, deren
Aktien den Mittelpunkt ihrer Agiotage bildeten. Ge-
wiß wäre es heilſam geweſen, wenn die Vorſteher der
Börſe dem mindeſtens unberechtigten Treiben dieſer
fremden Spekulanten zeitig Einhalt gethan hätten,
welche erſtens materiell die Zahl der Glücksjäger an
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