Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.kurz oder lang beraubt sehe; und diese Gefahr dürfte *) Wir können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit einen
Aufsatz des Herrn Professors Egen in Elberfeld theilweise zu be- leuchten, welchen derselbe in der ersten diesjährigen Liefrung der Verhandlungen des Vereins zur Befördrung des Gewerbfleißes in Preußen, unter dem Titel: "Ueber die Erfolge der Deutschen Ei- senbahn-Unternehmungen als Finanzspekulation" hat abdrucken las- sen. So tüchtig und werthvoll nämlich dieser Aufsatz in techni- scher Beziehung ist, so unhaltbare Ansichten, irrige Darstellungen und Schlußfolgerungen enthält er hinsichtlich mehrerer wesentlichen Punkte, welche Zahlen-, finanzielle und kommerzielle Verhältnisse betreffen. Hat auch der Herr Redakteur selbst schon auf einige Jrrthümer der Abhandlung hingewiesen, so ist doch die Nothwen- digkeit um so dringender, das Unbegründete mehrerer Stellen darin nachzuweisen, je mehr der Aufsatz, des achtbaren Verfassers und des Blattes wegen, worin jener veröffentlicht worden, an Bedeutsamkeit gewonnen und Berücksichtigung bei höheren Behör- den gefunden haben möchte. -- Wir haben es hier nur mit dreien Stellen zu thun. -- Herr Pr. Egen berechnet die in Deutschland vollendeten, im Bau befindlichen und zunächst für den Ausbau be- stimmten Eisenbahnen auf ungefähr 1200 Meilen, welche etwa 300 Millionen Thaler kosten würden, und sagt, nachdem er dies Bahnnetz genau detaillirt, Folgendes: "Mag der Zweck, welcher mit einem Aufwande von 300 Millionen Thaler erreicht werden soll, noch so wichtig und groß sein, so verdient dennoch die Frage volle Berücksichtigung: welcher Theil von dieser beträchtlichen Summe geht verloren, oder mit andern Worten, welcher Theil der Summe wird unverzinst bleiben? Trägt die ganze verwendete Summe ihre landesüblichen Zinsen (?), so sieht man leicht ein, kurz oder lang beraubt ſehe; und dieſe Gefahr dürfte *) Wir können nicht umhin, bei dieſer Gelegenheit einen
Aufſatz des Herrn Profeſſors Egen in Elberfeld theilweiſe zu be- leuchten, welchen derſelbe in der erſten diesjährigen Liefrung der Verhandlungen des Vereins zur Befördrung des Gewerbfleißes in Preußen, unter dem Titel: „Ueber die Erfolge der Deutſchen Ei- ſenbahn-Unternehmungen als Finanzſpekulation‟ hat abdrucken laſ- ſen. So tüchtig und werthvoll nämlich dieſer Aufſatz in techni- ſcher Beziehung iſt, ſo unhaltbare Anſichten, irrige Darſtellungen und Schlußfolgerungen enthält er hinſichtlich mehrerer weſentlichen Punkte, welche Zahlen-, finanzielle und kommerzielle Verhältniſſe betreffen. Hat auch der Herr Redakteur ſelbſt ſchon auf einige Jrrthümer der Abhandlung hingewieſen, ſo iſt doch die Nothwen- digkeit um ſo dringender, das Unbegründete mehrerer Stellen darin nachzuweiſen, je mehr der Aufſatz, des achtbaren Verfaſſers und des Blattes wegen, worin jener veröffentlicht worden, an Bedeutſamkeit gewonnen und Berückſichtigung bei höheren Behör- den gefunden haben möchte. — Wir haben es hier nur mit dreien Stellen zu thun. — Herr Pr. Egen berechnet die in Deutſchland vollendeten, im Bau befindlichen und zunächſt für den Ausbau be- ſtimmten Eiſenbahnen auf ungefähr 1200 Meilen, welche etwa 300 Millionen Thaler koſten würden, und ſagt, nachdem er dies Bahnnetz genau detaillirt, Folgendes: „Mag der Zweck, welcher mit einem Aufwande von 300 Millionen Thaler erreicht werden ſoll, noch ſo wichtig und groß ſein, ſo verdient dennoch die Frage volle Berückſichtigung: welcher Theil von dieſer beträchtlichen Summe geht verloren, oder mit andern Worten, welcher Theil der Summe wird unverzinſt bleiben? Trägt die ganze verwendete Summe ihre landesüblichen Zinſen (?), ſo ſieht man leicht ein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="44"/> kurz oder lang beraubt ſehe; und dieſe Gefahr dürfte<lb/> uns ſicher drohen, wenn nicht die <hi rendition="#g">Uebereilung,</hi> die<lb/> bisher bei den Deutſchen Eiſenbahn-Unternehmungen<lb/> geherrſcht, und die <hi rendition="#g">Ueberſchätzung</hi> der Deutſchen<lb/> dazu vorhandenen Geldmittel, ehe es zu ſpät, erkannt<lb/> wird. <note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="*)">Wir können nicht umhin, bei dieſer Gelegenheit einen<lb/> Aufſatz des Herrn Profeſſors Egen in Elberfeld theilweiſe zu be-<lb/> leuchten, welchen derſelbe in der erſten diesjährigen Liefrung der<lb/> Verhandlungen des Vereins zur Befördrung des Gewerbfleißes in<lb/> Preußen, unter dem Titel: „Ueber die Erfolge der Deutſchen Ei-<lb/> ſenbahn-Unternehmungen als Finanzſpekulation‟ hat abdrucken laſ-<lb/> ſen. So tüchtig und werthvoll nämlich dieſer Aufſatz in techni-<lb/> ſcher Beziehung iſt, ſo unhaltbare Anſichten, irrige Darſtellungen<lb/> und Schlußfolgerungen enthält er hinſichtlich mehrerer weſentlichen<lb/> Punkte, welche Zahlen-, finanzielle und kommerzielle Verhältniſſe<lb/> betreffen. Hat auch der Herr Redakteur ſelbſt ſchon auf einige<lb/> Jrrthümer der Abhandlung hingewieſen, ſo iſt doch die Nothwen-<lb/> digkeit um ſo dringender, das Unbegründete mehrerer Stellen<lb/> darin nachzuweiſen, je mehr der Aufſatz, des achtbaren Verfaſſers<lb/> und des Blattes wegen, worin jener veröffentlicht worden, an<lb/> Bedeutſamkeit gewonnen und Berückſichtigung bei höheren Behör-<lb/> den gefunden haben möchte. — Wir haben es hier nur mit dreien<lb/> Stellen zu thun. — Herr Pr. Egen berechnet die in Deutſchland<lb/> vollendeten, im Bau befindlichen und zunächſt für den Ausbau be-<lb/> ſtimmten Eiſenbahnen auf ungefähr 1200 Meilen, welche etwa<lb/> 300 Millionen Thaler koſten würden, und ſagt, nachdem er dies<lb/> Bahnnetz genau detaillirt, Folgendes: „Mag der Zweck, welcher<lb/> mit einem Aufwande von 300 Millionen Thaler erreicht werden<lb/> ſoll, noch ſo wichtig und groß ſein, ſo verdient dennoch die Frage<lb/> volle Berückſichtigung: welcher Theil von dieſer beträchtlichen<lb/> Summe geht verloren, oder mit andern Worten, welcher Theil<lb/> der Summe wird unverzinſt bleiben? Trägt die ganze verwendete<lb/> Summe ihre landesüblichen Zinſen (?), ſo ſieht man leicht ein,</note> Wir begreifen wahrhaft die unendliche<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0050]
kurz oder lang beraubt ſehe; und dieſe Gefahr dürfte
uns ſicher drohen, wenn nicht die Uebereilung, die
bisher bei den Deutſchen Eiſenbahn-Unternehmungen
geherrſcht, und die Ueberſchätzung der Deutſchen
dazu vorhandenen Geldmittel, ehe es zu ſpät, erkannt
wird. *) Wir begreifen wahrhaft die unendliche
*) Wir können nicht umhin, bei dieſer Gelegenheit einen
Aufſatz des Herrn Profeſſors Egen in Elberfeld theilweiſe zu be-
leuchten, welchen derſelbe in der erſten diesjährigen Liefrung der
Verhandlungen des Vereins zur Befördrung des Gewerbfleißes in
Preußen, unter dem Titel: „Ueber die Erfolge der Deutſchen Ei-
ſenbahn-Unternehmungen als Finanzſpekulation‟ hat abdrucken laſ-
ſen. So tüchtig und werthvoll nämlich dieſer Aufſatz in techni-
ſcher Beziehung iſt, ſo unhaltbare Anſichten, irrige Darſtellungen
und Schlußfolgerungen enthält er hinſichtlich mehrerer weſentlichen
Punkte, welche Zahlen-, finanzielle und kommerzielle Verhältniſſe
betreffen. Hat auch der Herr Redakteur ſelbſt ſchon auf einige
Jrrthümer der Abhandlung hingewieſen, ſo iſt doch die Nothwen-
digkeit um ſo dringender, das Unbegründete mehrerer Stellen
darin nachzuweiſen, je mehr der Aufſatz, des achtbaren Verfaſſers
und des Blattes wegen, worin jener veröffentlicht worden, an
Bedeutſamkeit gewonnen und Berückſichtigung bei höheren Behör-
den gefunden haben möchte. — Wir haben es hier nur mit dreien
Stellen zu thun. — Herr Pr. Egen berechnet die in Deutſchland
vollendeten, im Bau befindlichen und zunächſt für den Ausbau be-
ſtimmten Eiſenbahnen auf ungefähr 1200 Meilen, welche etwa
300 Millionen Thaler koſten würden, und ſagt, nachdem er dies
Bahnnetz genau detaillirt, Folgendes: „Mag der Zweck, welcher
mit einem Aufwande von 300 Millionen Thaler erreicht werden
ſoll, noch ſo wichtig und groß ſein, ſo verdient dennoch die Frage
volle Berückſichtigung: welcher Theil von dieſer beträchtlichen
Summe geht verloren, oder mit andern Worten, welcher Theil
der Summe wird unverzinſt bleiben? Trägt die ganze verwendete
Summe ihre landesüblichen Zinſen (?), ſo ſieht man leicht ein,
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