Stück blos Gloriosus; so wie er ein anderes Truculentus überschrieb. Miles muß der Zu- satz eines Grammatikers seyn. Es ist wahr, der Prahler, den Plautus schildert, ist ein Soldat; aber seine Prahlereyen beziehen sich nicht blos auf seinen Stand, und seine kriegerische Thaten. Er ist in dem Punkte der Liebe eben so groß- sprecherisch; er rühmt sich nicht allein der tapfer- ste, sondern auch der schönste und liebenswür- digste Mann zu seyn. Beides kann in dem Worte Gloriosus liegen; aber sobald man Miles hinzufügt, wird das gloriosus nur auf das erstere eingeschränkt. Vielleicht hat den Grammatiker, der diesen Zusatz machte, eine Stelle des Cicero (*) verführt; aber hier hätte ihm Plautus selbst, mehr als Cicero gelten sollen. Plautus selbst sagt:
Alazon Graece huic nomen est Co- moediae Id nos latine gloriosum dici- mus --
und in der Stelle des Cicero ist es noch gar nicht ausgemacht, daß eben das Stück des Plautus gemeinet sey. Der Charakter eines großspreche- rischen Soldaten kam in mehrern Stücken vor. Cicero kann eben sowohl auf den Thraso des Terenz gezielet haben. -- Doch dieses beyläufig.
Ich
(*)De Officiis Lib. I. Cap. 38.
X 2
Stuͤck blos Glorioſus; ſo wie er ein anderes Truculentus uͤberſchrieb. Miles muß der Zu- ſatz eines Grammatikers ſeyn. Es iſt wahr, der Prahler, den Plautus ſchildert, iſt ein Soldat; aber ſeine Prahlereyen beziehen ſich nicht blos auf ſeinen Stand, und ſeine kriegeriſche Thaten. Er iſt in dem Punkte der Liebe eben ſo groß- ſprecheriſch; er ruͤhmt ſich nicht allein der tapfer- ſte, ſondern auch der ſchoͤnſte und liebenswuͤr- digſte Mann zu ſeyn. Beides kann in dem Worte Glorioſus liegen; aber ſobald man Miles hinzufuͤgt, wird das glorioſus nur auf das erſtere eingeſchraͤnkt. Vielleicht hat den Grammatiker, der dieſen Zuſatz machte, eine Stelle des Cicero (*) verfuͤhrt; aber hier haͤtte ihm Plautus ſelbſt, mehr als Cicero gelten ſollen. Plautus ſelbſt ſagt:
Alazon Græce huic nomen eſt Co- mœdiæ Id nos latine glorioſum dici- mus —
und in der Stelle des Cicero iſt es noch gar nicht ausgemacht, daß eben das Stuͤck des Plautus gemeinet ſey. Der Charakter eines großſpreche- riſchen Soldaten kam in mehrern Stuͤcken vor. Cicero kann eben ſowohl auf den Thraſo des Terenz gezielet haben. — Doch dieſes beylaͤufig.
Ich
(*)De Officiis Lib. I. Cap. 38.
X 2
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Stuͤck blos Glorioſus; ſo wie er ein anderes
Truculentus uͤberſchrieb. Miles muß der Zu-
ſatz eines Grammatikers ſeyn. Es iſt wahr, der
Prahler, den Plautus ſchildert, iſt ein Soldat;
aber ſeine Prahlereyen beziehen ſich nicht blos auf
ſeinen Stand, und ſeine kriegeriſche Thaten.
Er iſt in dem Punkte der Liebe eben ſo groß-
ſprecheriſch; er ruͤhmt ſich nicht allein der tapfer-
ſte, ſondern auch der ſchoͤnſte und liebenswuͤr-
digſte Mann zu ſeyn. Beides kann in dem
Worte Glorioſus liegen; aber ſobald man
Miles hinzufuͤgt, wird das glorioſus nur auf
das erſtere eingeſchraͤnkt. Vielleicht hat den
Grammatiker, der dieſen Zuſatz machte, eine
Stelle des Cicero (*) verfuͤhrt; aber hier haͤtte
ihm Plautus ſelbſt, mehr als Cicero gelten ſollen.
Plautus ſelbſt ſagt:
Alazon Græce huic nomen eſt Co-
mœdiæ
Id nos latine glorioſum dici-
mus —
und in der Stelle des Cicero iſt es noch gar nicht
ausgemacht, daß eben das Stuͤck des Plautus
gemeinet ſey. Der Charakter eines großſpreche-
riſchen Soldaten kam in mehrern Stuͤcken vor.
Cicero kann eben ſowohl auf den Thraſo des
Terenz gezielet haben. — Doch dieſes beylaͤufig.
Ich
(*) De Officiis Lib. I. Cap. 38.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/177>, abgerufen am 19.05.2024.
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