übereinstimmen, um die Begebenheit den Zu- schauern desto nachdrücklicher zu machen. Was ist lächerlicher, als wenn der Held auf eine un- glückliche Weise sein Leben verlohren hat, und es folgt eine lustige und lebhafte Symphonie darauf? Und was ist abgeschmackter, als wenn sich die Komödie auf eine fröhliche Art endiget, und es folgt eine traurige und bewegliche Sym- phonie darauf?" ---- "Da übrigens die Musik zu den Schauspielen bloß allein aus Instrumenten bestehet, so ist eine Veränderung derselben sehr nöthig, damit die Zuhörer desto gewisser in der Aufmerksamkeit er- halten werden, die sie vielleicht verlieren möch- ten, wenn sie immer einerley Instrumente hören sollten. Es ist aber beynahe eine Nothwendig- keit, daß die Anfangssymphonie sehr stark und vollständig ist, und also desto nachdrücklicher ins Gehör falle. Die Veränderung der Instru- menten muß also vornehmlich in den Zwischen- symphonien erscheinen. Man muß aber wohl urtheilen, welche Instrumente sich am besten zur Sache schicken, und womit man dasjenige am gewissesten ausdrücken kann, was man aus- drücken soll. Es muß also auch hier eine ver- nünftige Wahl getroffen werden, wenn man seine Absicht geschickt und sicher erreichen will. Sonderlich aber ist es nicht allzu gut, wenn man in zwey auf einander folgenden Zwischensympho-
nien
uͤbereinſtimmen, um die Begebenheit den Zu- ſchauern deſto nachdruͤcklicher zu machen. Was iſt laͤcherlicher, als wenn der Held auf eine un- gluͤckliche Weiſe ſein Leben verlohren hat, und es folgt eine luſtige und lebhafte Symphonie darauf? Und was iſt abgeſchmackter, als wenn ſich die Komoͤdie auf eine froͤhliche Art endiget, und es folgt eine traurige und bewegliche Sym- phonie darauf?〟 —— 〟Da uͤbrigens die Muſik zu den Schauſpielen bloß allein aus Inſtrumenten beſtehet, ſo iſt eine Veraͤnderung derſelben ſehr noͤthig, damit die Zuhoͤrer deſto gewiſſer in der Aufmerkſamkeit er- halten werden, die ſie vielleicht verlieren moͤch- ten, wenn ſie immer einerley Inſtrumente hoͤren ſollten. Es iſt aber beynahe eine Nothwendig- keit, daß die Anfangsſymphonie ſehr ſtark und vollſtaͤndig iſt, und alſo deſto nachdruͤcklicher ins Gehoͤr falle. Die Veraͤnderung der Inſtru- menten muß alſo vornehmlich in den Zwiſchen- ſymphonien erſcheinen. Man muß aber wohl urtheilen, welche Inſtrumente ſich am beſten zur Sache ſchicken, und womit man dasjenige am gewiſſeſten ausdruͤcken kann, was man aus- druͤcken ſoll. Es muß alſo auch hier eine ver- nuͤnftige Wahl getroffen werden, wenn man ſeine Abſicht geſchickt und ſicher erreichen will. Sonderlich aber iſt es nicht allzu gut, wenn man in zwey auf einander folgenden Zwiſchenſympho-
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[206/0220]
uͤbereinſtimmen, um die Begebenheit den Zu-
ſchauern deſto nachdruͤcklicher zu machen. Was
iſt laͤcherlicher, als wenn der Held auf eine un-
gluͤckliche Weiſe ſein Leben verlohren hat, und
es folgt eine luſtige und lebhafte Symphonie
darauf? Und was iſt abgeſchmackter, als wenn
ſich die Komoͤdie auf eine froͤhliche Art endiget,
und es folgt eine traurige und bewegliche Sym-
phonie darauf?〟 ——
〟Da uͤbrigens die Muſik zu den Schauſpielen
bloß allein aus Inſtrumenten beſtehet, ſo iſt eine
Veraͤnderung derſelben ſehr noͤthig, damit die
Zuhoͤrer deſto gewiſſer in der Aufmerkſamkeit er-
halten werden, die ſie vielleicht verlieren moͤch-
ten, wenn ſie immer einerley Inſtrumente hoͤren
ſollten. Es iſt aber beynahe eine Nothwendig-
keit, daß die Anfangsſymphonie ſehr ſtark und
vollſtaͤndig iſt, und alſo deſto nachdruͤcklicher ins
Gehoͤr falle. Die Veraͤnderung der Inſtru-
menten muß alſo vornehmlich in den Zwiſchen-
ſymphonien erſcheinen. Man muß aber wohl
urtheilen, welche Inſtrumente ſich am beſten zur
Sache ſchicken, und womit man dasjenige am
gewiſſeſten ausdruͤcken kann, was man aus-
druͤcken ſoll. Es muß alſo auch hier eine ver-
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/220>, abgerufen am 21.11.2024.
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