Korb, Grete bleibt sitzen, und der Schluß würde traurig genug seyn, wenn das Glück mehr nehmen könnte, als es gegeben hat; ge- sund und vergnügt waren sie, gesund und ver- gnügt bleiben sie.
Diese Fabel hätte jeder erfinden können; aber wenige würden sie so unterhaltend zu machen ge- wußt haben, als Marivaux. Die drolligste Laune, der schnurrigste Witz, die schalkischste Satire, lassen uns vor Lachen kaum zu uns selbst kommen; und die naive Bauernsprache giebt allem eine ganz eigene Würze. Die Uebersetzung ist von Kriegern, der das französische Patois in den hiesigen platten Dialekt meisterhaft zu übertragen gewußt hat. Es ist nur Schade, daß verschiedene Stellen höchst fehlerhaft und verstümmelt abgedruckt werden. Einige müßten nothwendig in der Vorstellung berichtiget und ergänzt werden. Z. E. folgende, gleich in der ersten Scene.
Jürge, He, he, he! Giv mie doch fief Schil- link kleen Geld, ik hev niks, as Gullen un Dah- lers.
Lise. He, he, he! Segge doch, hest du Schrul- len med diene fief Schillink kleen Geld? wat wist du damed maaken?
Jürge. He, he, he, he! Giv mie fief Schil- link kleen Geld, seg ik die.
Lise. Woto denn, Hans Narr?
Jürge.
Korb, Grete bleibt ſitzen, und der Schluß wuͤrde traurig genug ſeyn, wenn das Gluͤck mehr nehmen koͤnnte, als es gegeben hat; ge- ſund und vergnuͤgt waren ſie, geſund und ver- gnuͤgt bleiben ſie.
Dieſe Fabel haͤtte jeder erfinden koͤnnen; aber wenige wuͤrden ſie ſo unterhaltend zu machen ge- wußt haben, als Marivaux. Die drolligſte Laune, der ſchnurrigſte Witz, die ſchalkiſchſte Satire, laſſen uns vor Lachen kaum zu uns ſelbſt kommen; und die naive Bauernſprache giebt allem eine ganz eigene Wuͤrze. Die Ueberſetzung iſt von Kriegern, der das franzoͤſiſche Patois in den hieſigen platten Dialekt meiſterhaft zu uͤbertragen gewußt hat. Es iſt nur Schade, daß verſchiedene Stellen hoͤchſt fehlerhaft und verſtuͤmmelt abgedruckt werden. Einige muͤßten nothwendig in der Vorſtellung berichtiget und ergaͤnzt werden. Z. E. folgende, gleich in der erſten Scene.
Juͤrge, He, he, he! Giv mie doch fief Schil- link kleen Geld, ik hev niks, as Gullen un Dah- lers.
Liſe. He, he, he! Segge doch, heſt du Schrul- len med diene fief Schillink kleen Geld? wat wiſt du damed maaken?
Juͤrge. He, he, he, he! Giv mie fief Schil- link kleen Geld, ſeg ik die.
Liſe. Woto denn, Hans Narr?
Juͤrge.
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Korb, Grete bleibt ſitzen, und der Schluß
wuͤrde traurig genug ſeyn, wenn das Gluͤck
mehr nehmen koͤnnte, als es gegeben hat; ge-
ſund und vergnuͤgt waren ſie, geſund und ver-
gnuͤgt bleiben ſie.
Dieſe Fabel haͤtte jeder erfinden koͤnnen; aber
wenige wuͤrden ſie ſo unterhaltend zu machen ge-
wußt haben, als Marivaux. Die drolligſte
Laune, der ſchnurrigſte Witz, die ſchalkiſchſte
Satire, laſſen uns vor Lachen kaum zu uns ſelbſt
kommen; und die naive Bauernſprache giebt
allem eine ganz eigene Wuͤrze. Die Ueberſetzung
iſt von Kriegern, der das franzoͤſiſche Patois
in den hieſigen platten Dialekt meiſterhaft zu
uͤbertragen gewußt hat. Es iſt nur Schade,
daß verſchiedene Stellen hoͤchſt fehlerhaft und
verſtuͤmmelt abgedruckt werden. Einige muͤßten
nothwendig in der Vorſtellung berichtiget und
ergaͤnzt werden. Z. E. folgende, gleich in der
erſten Scene.
Juͤrge, He, he, he! Giv mie doch fief Schil-
link kleen Geld, ik hev niks, as Gullen un Dah-
lers.
Liſe. He, he, he! Segge doch, heſt du Schrul-
len med diene fief Schillink kleen Geld? wat wiſt
du damed maaken?
Juͤrge. He, he, he, he! Giv mie fief Schil-
link kleen Geld, ſeg ik die.
Liſe. Woto denn, Hans Narr?
Juͤrge.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/232>, abgerufen am 21.11.2024.
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