sen wollen, was eigentlich an dem Vorgeben des Chevrier sey.
Die Fabel des Campistronschen Stücks ist kurz diese: Ein Bruder hat das ansehnliche Ver- mögen seiner Schwester in Händen, und um die- ses nicht herausgeben zu dürfen, möchte er sie lieber gar nicht verheyrathen. Aber die Frau dieses Bruders denkt besser, oder wenigstens anders, und um ihren Mann zu vermögen, seine Schwester zu versorgen, sucht sie ihn auf alle Weise eifersüchtig zu machen, indem sie ver- schiedne junge Mannspersonen sehr gütig auf- nimmt, die alle Tage unter dem Vorwande, sich um ihre Schwägerinn zu bewerben, zu ihr ins Haus kommen. Die List gelingt; der Mann wird eifersüchtig; und williget endlich, um sei- ner Frau den vermeinten Vorwand, ihre An- beter um sich zu haben, zu benehmen, in die Verbindung seiner Schwester mit Clitandern, einem Anverwandten seiner Frau, dem zu ge- fallen sie die Rolle der Coquette gespielt hatte. Der Mann sieht sich berückt, ist aber sehr zu- frieden, weil er zugleich von dem Ungrunde sei- ner Eifersucht überzeugt wird.
Was hat diese Fabel mit der Fabel des ver- heyratheten Philosophen ähnliches? Die Fabel nicht das geringste. Aber hier ist eine Stelle aus dem zweyten Akte des Campistronschen Stücks, zwischen Dorante, so heißt der Eifer-
süch-
ſen wollen, was eigentlich an dem Vorgeben des Chevrier ſey.
Die Fabel des Campiſtronſchen Stuͤcks iſt kurz dieſe: Ein Bruder hat das anſehnliche Ver- moͤgen ſeiner Schweſter in Haͤnden, und um die- ſes nicht herausgeben zu duͤrfen, moͤchte er ſie lieber gar nicht verheyrathen. Aber die Frau dieſes Bruders denkt beſſer, oder wenigſtens anders, und um ihren Mann zu vermoͤgen, ſeine Schweſter zu verſorgen, ſucht ſie ihn auf alle Weiſe eiferſuͤchtig zu machen, indem ſie ver- ſchiedne junge Mannsperſonen ſehr guͤtig auf- nimmt, die alle Tage unter dem Vorwande, ſich um ihre Schwaͤgerinn zu bewerben, zu ihr ins Haus kommen. Die Liſt gelingt; der Mann wird eiferſuͤchtig; und williget endlich, um ſei- ner Frau den vermeinten Vorwand, ihre An- beter um ſich zu haben, zu benehmen, in die Verbindung ſeiner Schweſter mit Clitandern, einem Anverwandten ſeiner Frau, dem zu ge- fallen ſie die Rolle der Coquette geſpielt hatte. Der Mann ſieht ſich beruͤckt, iſt aber ſehr zu- frieden, weil er zugleich von dem Ungrunde ſei- ner Eiferſucht uͤberzeugt wird.
Was hat dieſe Fabel mit der Fabel des ver- heyratheten Philoſophen aͤhnliches? Die Fabel nicht das geringſte. Aber hier iſt eine Stelle aus dem zweyten Akte des Campiſtronſchen Stuͤcks, zwiſchen Dorante, ſo heißt der Eifer-
ſuͤch-
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ſen wollen, was eigentlich an dem Vorgeben des
Chevrier ſey.
Die Fabel des Campiſtronſchen Stuͤcks iſt
kurz dieſe: Ein Bruder hat das anſehnliche Ver-
moͤgen ſeiner Schweſter in Haͤnden, und um die-
ſes nicht herausgeben zu duͤrfen, moͤchte er ſie
lieber gar nicht verheyrathen. Aber die Frau
dieſes Bruders denkt beſſer, oder wenigſtens
anders, und um ihren Mann zu vermoͤgen, ſeine
Schweſter zu verſorgen, ſucht ſie ihn auf alle
Weiſe eiferſuͤchtig zu machen, indem ſie ver-
ſchiedne junge Mannsperſonen ſehr guͤtig auf-
nimmt, die alle Tage unter dem Vorwande, ſich
um ihre Schwaͤgerinn zu bewerben, zu ihr ins
Haus kommen. Die Liſt gelingt; der Mann
wird eiferſuͤchtig; und williget endlich, um ſei-
ner Frau den vermeinten Vorwand, ihre An-
beter um ſich zu haben, zu benehmen, in die
Verbindung ſeiner Schweſter mit Clitandern,
einem Anverwandten ſeiner Frau, dem zu ge-
fallen ſie die Rolle der Coquette geſpielt hatte.
Der Mann ſieht ſich beruͤckt, iſt aber ſehr zu-
frieden, weil er zugleich von dem Ungrunde ſei-
ner Eiferſucht uͤberzeugt wird.
Was hat dieſe Fabel mit der Fabel des ver-
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nicht das geringſte. Aber hier iſt eine Stelle
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/416>, abgerufen am 24.11.2024.
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