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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].

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süchtige, und Dubois, seinem Sekretair. Diese
wird gleich zeigen, was Chevrier gemeinet hat.

Dubois. Und was fehlt Ihnen denn?
Dorante. Ich bin verdrüßlich, ärgerlich;
alle meine ehemalige Heiterkeit ist weg; alle meine
Freude hat ein Ende. Der Himmel hat mir einen
Tyrannen, einen Henker gegeben, der nicht auf-
hören wird, mich zu martern, zu peinigen --
Dubois. Und wer ist denn dieser Tyrann,
dieser Henker?
Dorante. Meine Frau.
Dubois. Ihre Frau, mein Herr?
Dorante. Ja, meine Frau, meine Frau. --
Sie bringt mich zur Verzweiflung.
Dubois. Hassen Sie sie denn?
Dorante. Wollte Gott! So wäre ich ru-
hig. -- Aber ich liebe sie, und liebe sie so sehr --
Verwünschte Quaal!
Dubois. Sie sind doch wohl nicht eifersüchtig?
Dorante. Bis zur Raserey.
Dubois. Wie? Sie, mein Herr? Sie eifer-
süchtig? Sie, der Sie von je her über alles, was
Eifersucht heißt, --
Dorante. Gelacht, und gespottet. Desto
schlimmer bin ich nun daran! Ich Geck, mich von
den elenden Sitten der großen Welt so hinreissen zu
lassen! In das Geschrey der Narren einzustimmen,
die sich über die Ordnung und Zucht unserer ehrli-
chen Vorfahren so lustig machen! Und ich stimmte
nicht
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ſuͤchtige, und Dubois, ſeinem Sekretair. Dieſe
wird gleich zeigen, was Chevrier gemeinet hat.

Dubois. Und was fehlt Ihnen denn?
Dorante. Ich bin verdruͤßlich, aͤrgerlich;
alle meine ehemalige Heiterkeit iſt weg; alle meine
Freude hat ein Ende. Der Himmel hat mir einen
Tyrannen, einen Henker gegeben, der nicht auf-
hoͤren wird, mich zu martern, zu peinigen —
Dubois. Und wer iſt denn dieſer Tyrann,
dieſer Henker?
Dorante. Meine Frau.
Dubois. Ihre Frau, mein Herr?
Dorante. Ja, meine Frau, meine Frau. —
Sie bringt mich zur Verzweiflung.
Dubois. Haſſen Sie ſie denn?
Dorante. Wollte Gott! So waͤre ich ru-
hig. — Aber ich liebe ſie, und liebe ſie ſo ſehr —
Verwuͤnſchte Quaal!
Dubois. Sie ſind doch wohl nicht eiferſuͤchtig?
Dorante. Bis zur Raſerey.
Dubois. Wie? Sie, mein Herr? Sie eifer-
ſuͤchtig? Sie, der Sie von je her uͤber alles, was
Eiferſucht heißt, —
Dorante. Gelacht, und geſpottet. Deſto
ſchlimmer bin ich nun daran! Ich Geck, mich von
den elenden Sitten der großen Welt ſo hinreiſſen zu
laſſen! In das Geſchrey der Narren einzuſtimmen,
die ſich uͤber die Ordnung und Zucht unſerer ehrli-
chen Vorfahren ſo luſtig machen! Und ich ſtimmte
nicht
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[403/0417] ſuͤchtige, und Dubois, ſeinem Sekretair. Dieſe wird gleich zeigen, was Chevrier gemeinet hat. Dubois. Und was fehlt Ihnen denn? Dorante. Ich bin verdruͤßlich, aͤrgerlich; alle meine ehemalige Heiterkeit iſt weg; alle meine Freude hat ein Ende. Der Himmel hat mir einen Tyrannen, einen Henker gegeben, der nicht auf- hoͤren wird, mich zu martern, zu peinigen — Dubois. Und wer iſt denn dieſer Tyrann, dieſer Henker? Dorante. Meine Frau. Dubois. Ihre Frau, mein Herr? Dorante. Ja, meine Frau, meine Frau. — Sie bringt mich zur Verzweiflung. Dubois. Haſſen Sie ſie denn? Dorante. Wollte Gott! So waͤre ich ru- hig. — Aber ich liebe ſie, und liebe ſie ſo ſehr — Verwuͤnſchte Quaal! Dubois. Sie ſind doch wohl nicht eiferſuͤchtig? Dorante. Bis zur Raſerey. Dubois. Wie? Sie, mein Herr? Sie eifer- ſuͤchtig? Sie, der Sie von je her uͤber alles, was Eiferſucht heißt, — Dorante. Gelacht, und geſpottet. Deſto ſchlimmer bin ich nun daran! Ich Geck, mich von den elenden Sitten der großen Welt ſo hinreiſſen zu laſſen! In das Geſchrey der Narren einzuſtimmen, die ſich uͤber die Ordnung und Zucht unſerer ehrli- chen Vorfahren ſo luſtig machen! Und ich ſtimmte nicht E e e 2

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/417>, abgerufen am 24.11.2024.