Freylich giebt es immer und überall Leute, die, weil sie sich selbst am besten kennen, bey jedem guten Unternehmen nichts als Nebenabsichten erblicken. Man könnte ihnen diese Beruhigung ihrer selbst gern gönnen; aber, wenn die ver- meinten Nebenabsichten sie wider die Sache selbst auf bringen; wenn ihr hämischer Neid, um jene zu vereiteln, auch diese scheitern zu lassen, be- müht ist: so müssen sie wissen, daß sie die ver- achtungswürdigsten Glieder der menschlichen Gesellschaft sind.
Glücklich der Ort, wo diese Elenden den Ton nicht angeben; wo die größere Anzahl wohlge- sinnter Bürger sie in den Schranken der Ehr- erbietung hält, und nicht verstattet, daß das Bessere des Ganzen ein Raub ihrer Kabalen, und patriotische Absichten ein Vorwurf ihres spöttischen Aberwitzes werden!
So glücklich sey Hamburg in allem, woran seinem Wohlstande und seiner Freyheit gelegen: denn es verdienet, so glücklich zu seyn!
Als Schlegel, zur Aufnahme des dänischen Theaters, -- (ein deutscher Dichter des dänischen
Thea-
Freylich giebt es immer und uͤberall Leute, die, weil ſie ſich ſelbſt am beſten kennen, bey jedem guten Unternehmen nichts als Nebenabſichten erblicken. Man koͤnnte ihnen dieſe Beruhigung ihrer ſelbſt gern goͤnnen; aber, wenn die ver- meinten Nebenabſichten ſie wider die Sache ſelbſt auf bringen; wenn ihr haͤmiſcher Neid, um jene zu vereiteln, auch dieſe ſcheitern zu laſſen, be- muͤht iſt: ſo muͤſſen ſie wiſſen, daß ſie die ver- achtungswuͤrdigſten Glieder der menſchlichen Geſellſchaft ſind.
Gluͤcklich der Ort, wo dieſe Elenden den Ton nicht angeben; wo die groͤßere Anzahl wohlge- ſinnter Buͤrger ſie in den Schranken der Ehr- erbietung haͤlt, und nicht verſtattet, daß das Beſſere des Ganzen ein Raub ihrer Kabalen, und patriotiſche Abſichten ein Vorwurf ihres ſpoͤttiſchen Aberwitzes werden!
So gluͤcklich ſey Hamburg in allem, woran ſeinem Wohlſtande und ſeiner Freyheit gelegen: denn es verdienet, ſo gluͤcklich zu ſeyn!
Als Schlegel, zur Aufnahme des daͤniſchen Theaters, — (ein deutſcher Dichter des daͤniſchen
Thea-
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[0008]
Freylich giebt es immer und uͤberall Leute,
die, weil ſie ſich ſelbſt am beſten kennen, bey jedem
guten Unternehmen nichts als Nebenabſichten
erblicken. Man koͤnnte ihnen dieſe Beruhigung
ihrer ſelbſt gern goͤnnen; aber, wenn die ver-
meinten Nebenabſichten ſie wider die Sache ſelbſt
auf bringen; wenn ihr haͤmiſcher Neid, um jene
zu vereiteln, auch dieſe ſcheitern zu laſſen, be-
muͤht iſt: ſo muͤſſen ſie wiſſen, daß ſie die ver-
achtungswuͤrdigſten Glieder der menſchlichen
Geſellſchaft ſind.
Gluͤcklich der Ort, wo dieſe Elenden den Ton
nicht angeben; wo die groͤßere Anzahl wohlge-
ſinnter Buͤrger ſie in den Schranken der Ehr-
erbietung haͤlt, und nicht verſtattet, daß das
Beſſere des Ganzen ein Raub ihrer Kabalen,
und patriotiſche Abſichten ein Vorwurf ihres
ſpoͤttiſchen Aberwitzes werden!
So gluͤcklich ſey Hamburg in allem, woran
ſeinem Wohlſtande und ſeiner Freyheit gelegen:
denn es verdienet, ſo gluͤcklich zu ſeyn!
Als Schlegel, zur Aufnahme des daͤniſchen
Theaters, — (ein deutſcher Dichter des daͤniſchen
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/8>, abgerufen am 21.11.2024.
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