Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].

Bild:
<< vorherige Seite

Freylich giebt es immer und überall Leute,
die, weil sie sich selbst am besten kennen, bey jedem
guten Unternehmen nichts als Nebenabsichten
erblicken. Man könnte ihnen diese Beruhigung
ihrer selbst gern gönnen; aber, wenn die ver-
meinten Nebenabsichten sie wider die Sache selbst
auf bringen; wenn ihr hämischer Neid, um jene
zu vereiteln, auch diese scheitern zu lassen, be-
müht ist: so müssen sie wissen, daß sie die ver-
achtungswürdigsten Glieder der menschlichen
Gesellschaft sind.

Glücklich der Ort, wo diese Elenden den Ton
nicht angeben; wo die größere Anzahl wohlge-
sinnter Bürger sie in den Schranken der Ehr-
erbietung hält, und nicht verstattet, daß das
Bessere des Ganzen ein Raub ihrer Kabalen,
und patriotische Absichten ein Vorwurf ihres
spöttischen Aberwitzes werden!

So glücklich sey Hamburg in allem, woran
seinem Wohlstande und seiner Freyheit gelegen:
denn es verdienet, so glücklich zu seyn!

Als Schlegel, zur Aufnahme des dänischen
Theaters, -- (ein deutscher Dichter des dänischen

Thea-

Freylich giebt es immer und uͤberall Leute,
die, weil ſie ſich ſelbſt am beſten kennen, bey jedem
guten Unternehmen nichts als Nebenabſichten
erblicken. Man koͤnnte ihnen dieſe Beruhigung
ihrer ſelbſt gern goͤnnen; aber, wenn die ver-
meinten Nebenabſichten ſie wider die Sache ſelbſt
auf bringen; wenn ihr haͤmiſcher Neid, um jene
zu vereiteln, auch dieſe ſcheitern zu laſſen, be-
muͤht iſt: ſo muͤſſen ſie wiſſen, daß ſie die ver-
achtungswuͤrdigſten Glieder der menſchlichen
Geſellſchaft ſind.

Gluͤcklich der Ort, wo dieſe Elenden den Ton
nicht angeben; wo die groͤßere Anzahl wohlge-
ſinnter Buͤrger ſie in den Schranken der Ehr-
erbietung haͤlt, und nicht verſtattet, daß das
Beſſere des Ganzen ein Raub ihrer Kabalen,
und patriotiſche Abſichten ein Vorwurf ihres
ſpoͤttiſchen Aberwitzes werden!

So gluͤcklich ſey Hamburg in allem, woran
ſeinem Wohlſtande und ſeiner Freyheit gelegen:
denn es verdienet, ſo gluͤcklich zu ſeyn!

Als Schlegel, zur Aufnahme des daͤniſchen
Theaters, — (ein deutſcher Dichter des daͤniſchen

Thea-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0008"/>
        <p>Freylich giebt es immer und u&#x0364;berall Leute,<lb/>
die, weil &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t am be&#x017F;ten kennen, bey jedem<lb/>
guten Unternehmen nichts als Nebenab&#x017F;ichten<lb/>
erblicken. Man ko&#x0364;nnte ihnen die&#x017F;e Beruhigung<lb/>
ihrer &#x017F;elb&#x017F;t gern go&#x0364;nnen; aber, wenn die ver-<lb/>
meinten Nebenab&#x017F;ichten &#x017F;ie wider die Sache &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
auf bringen; wenn ihr ha&#x0364;mi&#x017F;cher Neid, um jene<lb/>
zu vereiteln, auch die&#x017F;e &#x017F;cheitern zu la&#x017F;&#x017F;en, be-<lb/>
mu&#x0364;ht i&#x017F;t: &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie die ver-<lb/>
achtungswu&#x0364;rdig&#x017F;ten Glieder der men&#x017F;chlichen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Glu&#x0364;cklich der Ort, wo die&#x017F;e Elenden den Ton<lb/>
nicht angeben; wo die gro&#x0364;ßere Anzahl wohlge-<lb/>
&#x017F;innter Bu&#x0364;rger &#x017F;ie in den Schranken der Ehr-<lb/>
erbietung ha&#x0364;lt, und nicht ver&#x017F;tattet, daß das<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;ere des Ganzen ein Raub ihrer Kabalen,<lb/>
und patrioti&#x017F;che Ab&#x017F;ichten ein Vorwurf ihres<lb/>
&#x017F;po&#x0364;tti&#x017F;chen Aberwitzes werden!</p><lb/>
        <p>So glu&#x0364;cklich &#x017F;ey Hamburg in allem, woran<lb/>
&#x017F;einem Wohl&#x017F;tande und &#x017F;einer Freyheit gelegen:<lb/>
denn es verdienet, &#x017F;o glu&#x0364;cklich zu &#x017F;eyn!</p><lb/>
        <p>Als Schlegel, zur Aufnahme des da&#x0364;ni&#x017F;chen<lb/>
Theaters, &#x2014; (ein deut&#x017F;cher Dichter des da&#x0364;ni&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thea-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0008] Freylich giebt es immer und uͤberall Leute, die, weil ſie ſich ſelbſt am beſten kennen, bey jedem guten Unternehmen nichts als Nebenabſichten erblicken. Man koͤnnte ihnen dieſe Beruhigung ihrer ſelbſt gern goͤnnen; aber, wenn die ver- meinten Nebenabſichten ſie wider die Sache ſelbſt auf bringen; wenn ihr haͤmiſcher Neid, um jene zu vereiteln, auch dieſe ſcheitern zu laſſen, be- muͤht iſt: ſo muͤſſen ſie wiſſen, daß ſie die ver- achtungswuͤrdigſten Glieder der menſchlichen Geſellſchaft ſind. Gluͤcklich der Ort, wo dieſe Elenden den Ton nicht angeben; wo die groͤßere Anzahl wohlge- ſinnter Buͤrger ſie in den Schranken der Ehr- erbietung haͤlt, und nicht verſtattet, daß das Beſſere des Ganzen ein Raub ihrer Kabalen, und patriotiſche Abſichten ein Vorwurf ihres ſpoͤttiſchen Aberwitzes werden! So gluͤcklich ſey Hamburg in allem, woran ſeinem Wohlſtande und ſeiner Freyheit gelegen: denn es verdienet, ſo gluͤcklich zu ſeyn! Als Schlegel, zur Aufnahme des daͤniſchen Theaters, — (ein deutſcher Dichter des daͤniſchen Thea-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/8
Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/8>, abgerufen am 21.11.2024.