Theaters!) -- Vorschläge that, von welchen es Deutschland noch lange zum Vorwurfe gereichen wird, daß ihm keine Gelegenheit gemacht wor- den, sie zur Aufnahme des unsrigen zu thun: war dieses der erste und vornehmste, "daß man "den Schauspielern selbst die Sorge nicht über- "lassen müsse, für ihren Verlust und Gewinnst "zu arbeiten." (*) Die Principalschaft unter ihnen hat eine freye Kunst zu einem Handwerke herabgesetzt, welches der Meister mehrentheils desto nachläßiger und eigennütziger treiben läßt, je gewissere Kunden, je mehrere Abnähmer, ihm Nothdurft oder Luxus versprechen.
Wenn hier also bis itzt auch weiter noch nichts geschehen wäre, als daß eine Gesellschaft von Freunden der Bühne Hand an das Werk ge- legt, und nach einem gemeinnützigen Plane arbeiten zu lassen, sich verbunden hätte: so wäre dennoch, blos dadurch, schon viel gewonnen. Denn aus dieser ersten Veränderung können, auch bey einer nur mäßigen Begünstigung des Publikums, leicht und geschwind alle andere
Ver-
(*) Werke, dritter Theil, S. 252.
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Theaters!) — Vorſchlaͤge that, von welchen es Deutſchland noch lange zum Vorwurfe gereichen wird, daß ihm keine Gelegenheit gemacht wor- den, ſie zur Aufnahme des unſrigen zu thun: war dieſes der erſte und vornehmſte, 〟daß man 〟den Schauſpielern ſelbſt die Sorge nicht uͤber- 〟laſſen muͤſſe, fuͤr ihren Verluſt und Gewinnſt 〟zu arbeiten.〟 (*) Die Principalſchaft unter ihnen hat eine freye Kunſt zu einem Handwerke herabgeſetzt, welches der Meiſter mehrentheils deſto nachlaͤßiger und eigennuͤtziger treiben laͤßt, je gewiſſere Kunden, je mehrere Abnaͤhmer, ihm Nothdurft oder Luxus verſprechen.
Wenn hier alſo bis itzt auch weiter noch nichts geſchehen waͤre, als daß eine Geſellſchaft von Freunden der Buͤhne Hand an das Werk ge- legt, und nach einem gemeinnuͤtzigen Plane arbeiten zu laſſen, ſich verbunden haͤtte: ſo waͤre dennoch, blos dadurch, ſchon viel gewonnen. Denn aus dieſer erſten Veraͤnderung koͤnnen, auch bey einer nur maͤßigen Beguͤnſtigung des Publikums, leicht und geſchwind alle andere
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(*) Werke, dritter Theil, S. 252.
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[0009]
Theaters!) — Vorſchlaͤge that, von welchen es
Deutſchland noch lange zum Vorwurfe gereichen
wird, daß ihm keine Gelegenheit gemacht wor-
den, ſie zur Aufnahme des unſrigen zu thun:
war dieſes der erſte und vornehmſte, 〟daß man
〟den Schauſpielern ſelbſt die Sorge nicht uͤber-
〟laſſen muͤſſe, fuͤr ihren Verluſt und Gewinnſt
〟zu arbeiten.〟 (*) Die Principalſchaft unter
ihnen hat eine freye Kunſt zu einem Handwerke
herabgeſetzt, welches der Meiſter mehrentheils
deſto nachlaͤßiger und eigennuͤtziger treiben laͤßt,
je gewiſſere Kunden, je mehrere Abnaͤhmer, ihm
Nothdurft oder Luxus verſprechen.
Wenn hier alſo bis itzt auch weiter noch nichts
geſchehen waͤre, als daß eine Geſellſchaft von
Freunden der Buͤhne Hand an das Werk ge-
legt, und nach einem gemeinnuͤtzigen Plane
arbeiten zu laſſen, ſich verbunden haͤtte: ſo waͤre
dennoch, blos dadurch, ſchon viel gewonnen.
Denn aus dieſer erſten Veraͤnderung koͤnnen,
auch bey einer nur maͤßigen Beguͤnſtigung des
Publikums, leicht und geſchwind alle andere
Ver-
(*) Werke, dritter Theil, S. 252.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/9>, abgerufen am 21.11.2024.
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