hingewollt, läßt er sich um die Wahrheit nicht lange nöthigen. Er zeigt den Brief, den ihm sein Graf, an einen andern Grafen nach Schott- land zu überbringen befohlen: und man weiß, was dieser Brief enthält. Er wird gelesen, und Cosme erstaunt nicht wenig, als er hört, wohin es damit abgesehen gewesen. Aber noch mehr erstaunt er über den Schluß desselben, worinn der Ueberbringer ein Vertrauter heißt, durch den Roberto seine Antwort sicher bestellen könne. "Was höre ich? ruft Cosme. Jch ein Ver- "trauter? Bey diesem und jenem! ich bin kein "Vertrauter; ich bin niemals einer gewesen, "und will auch in meinem Leben keiner seyn. -- "Habe ich wohl das Ansehen zu einem Vertrau- "ten? Jch möchte doch wissen, was mein Herr "an mir gefunden hätte, um mich dafür zu neh- "men. Jch, ein Vertrauter, ich, dem das "geringste Geheimniß zur Last wird? Jch weiß, "zum Exempel, daß Blanca und mein Herr "einander lieben, und daß sie heimlich mit ein- "ander verheyrathet sind: es hat mir schon lan- "ge das Herz abdrücken wollen; und nun will "ich es nur sagen, damit sie hübsch sehen, meine "Herren, was für ein Vertrauter ich bin. "Schade, daß es nicht etwas viel wichtigeres "ist: ich würde es eben so wohl sagen." (*)
Diese
(*)Que escucho? Sennores mios, Dos mil demonios me lleven,
Si
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hingewollt, läßt er ſich um die Wahrheit nicht lange nöthigen. Er zeigt den Brief, den ihm ſein Graf, an einen andern Grafen nach Schott- land zu überbringen befohlen: und man weiß, was dieſer Brief enthält. Er wird geleſen, und Coſme erſtaunt nicht wenig, als er hört, wohin es damit abgeſehen geweſen. Aber noch mehr erſtaunt er über den Schluß deſſelben, worinn der Ueberbringer ein Vertrauter heißt, durch den Roberto ſeine Antwort ſicher beſtellen könne. „Was höre ich? ruft Coſme. Jch ein Ver- „trauter? Bey dieſem und jenem! ich bin kein „Vertrauter; ich bin niemals einer geweſen, „und will auch in meinem Leben keiner ſeyn. — „Habe ich wohl das Anſehen zu einem Vertrau- „ten? Jch möchte doch wiſſen, was mein Herr „an mir gefunden hätte, um mich dafür zu neh- „men. Jch, ein Vertrauter, ich, dem das „geringſte Geheimniß zur Laſt wird? Jch weiß, „zum Exempel, daß Blanca und mein Herr „einander lieben, und daß ſie heimlich mit ein- „ander verheyrathet ſind: es hat mir ſchon lan- „ge das Herz abdrücken wollen; und nun will „ich es nur ſagen, damit ſie hübſch ſehen, meine „Herren, was für ein Vertrauter ich bin. „Schade, daß es nicht etwas viel wichtigeres „iſt: ich würde es eben ſo wohl ſagen.„ (*)
Dieſe
(*)Que eſcucho? Señores mios, Dos mil demonios me lleven,
Si
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hingewollt, läßt er ſich um die Wahrheit nicht
lange nöthigen. Er zeigt den Brief, den ihm
ſein Graf, an einen andern Grafen nach Schott-
land zu überbringen befohlen: und man weiß,
was dieſer Brief enthält. Er wird geleſen, und
Coſme erſtaunt nicht wenig, als er hört, wohin
es damit abgeſehen geweſen. Aber noch mehr
erſtaunt er über den Schluß deſſelben, worinn
der Ueberbringer ein Vertrauter heißt, durch
den Roberto ſeine Antwort ſicher beſtellen könne.
„Was höre ich? ruft Coſme. Jch ein Ver-
„trauter? Bey dieſem und jenem! ich bin kein
„Vertrauter; ich bin niemals einer geweſen,
„und will auch in meinem Leben keiner ſeyn. —
„Habe ich wohl das Anſehen zu einem Vertrau-
„ten? Jch möchte doch wiſſen, was mein Herr
„an mir gefunden hätte, um mich dafür zu neh-
„men. Jch, ein Vertrauter, ich, dem das
„geringſte Geheimniß zur Laſt wird? Jch weiß,
„zum Exempel, daß Blanca und mein Herr
„einander lieben, und daß ſie heimlich mit ein-
„ander verheyrathet ſind: es hat mir ſchon lan-
„ge das Herz abdrücken wollen; und nun will
„ich es nur ſagen, damit ſie hübſch ſehen, meine
„Herren, was für ein Vertrauter ich bin.
„Schade, daß es nicht etwas viel wichtigeres
„iſt: ich würde es eben ſo wohl ſagen.„ (*)
Dieſe
(*) Que eſcucho? Señores mios,
Dos mil demonios me lleven,
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/113>, abgerufen am 09.11.2024.
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