Hamburgische Dramaturgie. Acht und sechzigstes Stück.
Den 25sten December, 1767.
Noch einiger Wortwechsel zum Abschiede, noch einige Ausrufungen in der Stille: und beide, der Graf und die Königinn, gehen ab; jedes von einer besondern Seite. Jm Herausgehen, muß man sich einbilden, hat Essex Cosmen den Brief gegeben, den er an die Blanca geschrieben. Denn den Augenblick dar- auf kömmt dieser damit herein, und sagt, daß man seinen Herrn zum Tode führe; sobald es damit vorbey sey, wolle er den Brief, so wie er es versprochen, übergeben. Jndem er ihn aber ansieht, erwacht seine Neugierde. "Was mag "dieser Brief wohl enthalten? Eine Ehever- "schreibung? die käme ein wenig zu spät. Die "Abschrift von seinem Urtheile? die wird er doch "nicht der schicken, die es zur Wittwe macht. "Sein Testament? auch wohl nicht. Nun was "denn?" Er wird immer begieriger; zugleich
fällt
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Hamburgiſche Dramaturgie. Acht und ſechzigſtes Stück.
Den 25ſten December, 1767.
Noch einiger Wortwechſel zum Abſchiede, noch einige Ausrufungen in der Stille: und beide, der Graf und die Königinn, gehen ab; jedes von einer beſondern Seite. Jm Herausgehen, muß man ſich einbilden, hat Eſſex Coſmen den Brief gegeben, den er an die Blanca geſchrieben. Denn den Augenblick dar- auf kömmt dieſer damit herein, und ſagt, daß man ſeinen Herrn zum Tode führe; ſobald es damit vorbey ſey, wolle er den Brief, ſo wie er es verſprochen, übergeben. Jndem er ihn aber anſieht, erwacht ſeine Neugierde. „Was mag „dieſer Brief wohl enthalten? Eine Ehever- „ſchreibung? die käme ein wenig zu ſpät. Die „Abſchrift von ſeinem Urtheile? die wird er doch „nicht der ſchicken, die es zur Wittwe macht. „Sein Teſtament? auch wohl nicht. Nun was „denn?„ Er wird immer begieriger; zugleich
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Hamburgiſche
Dramaturgie.
Acht und ſechzigſtes Stück.
Den 25ſten December, 1767.
Noch einiger Wortwechſel zum Abſchiede,
noch einige Ausrufungen in der Stille:
und beide, der Graf und die Königinn,
gehen ab; jedes von einer beſondern Seite.
Jm Herausgehen, muß man ſich einbilden, hat
Eſſex Coſmen den Brief gegeben, den er an die
Blanca geſchrieben. Denn den Augenblick dar-
auf kömmt dieſer damit herein, und ſagt, daß
man ſeinen Herrn zum Tode führe; ſobald es
damit vorbey ſey, wolle er den Brief, ſo wie er
es verſprochen, übergeben. Jndem er ihn aber
anſieht, erwacht ſeine Neugierde. „Was mag
„dieſer Brief wohl enthalten? Eine Ehever-
„ſchreibung? die käme ein wenig zu ſpät. Die
„Abſchrift von ſeinem Urtheile? die wird er doch
„nicht der ſchicken, die es zur Wittwe macht.
„Sein Teſtament? auch wohl nicht. Nun was
„denn?„ Er wird immer begieriger; zugleich
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. [121]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/127>, abgerufen am 18.12.2024.
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