[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769]."Auch hierinn, müssen wir anmerken, ist "lichen Von den genannten zwey Stücken des John-
son hat das erste, Jedermann in sei- nem Humor, den vom Hurd hier gerüg- ten Fehler weit weniger. Der Humor, den die Personen desselben zeigen, ist weder so individuell, noch so überladen, daß er mit der gewöhnlichen Natur nicht bestehen könn- te; sie sind auch alle zu einer gemeinfchaft- lichen Handlung so ziemlich verbunden. Jn dem zweyten hingegen, Jedermann aus seinem Humor, ist fast nicht die geringste Fabel; es treten eine Menge der wunderlich- sten Narren nach einander auf, man weis weder wie, noch warum; und ihr Gespräch ist überall durch ein Paar Freunde des Ver- fassers unterbrochen, die unter dem Namen Grex eingeführt sind, und Betrachtung über die Charaktere der Personen und über die Kunst des Dichters, sie zu behandeln, an- stellen. Das aus seinem Humor, out of his Humour, zeigt an, daß alle die Per- sonen in Umstände gerathen, in welchen sie ihres Humors satt und überdrüßig werden. „Auch hierinn, müſſen wir anmerken, iſt „lichen Von den genannten zwey Stücken des John-
ſon hat das erſte, Jedermann in ſei- nem Humor, den vom Hurd hier gerüg- ten Fehler weit weniger. Der Humor, den die Perſonen deſſelben zeigen, iſt weder ſo individuell, noch ſo überladen, daß er mit der gewöhnlichen Natur nicht beſtehen könn- te; ſie ſind auch alle zu einer gemeinfchaft- lichen Handlung ſo ziemlich verbunden. Jn dem zweyten hingegen, Jedermann aus ſeinem Humor, iſt faſt nicht die geringſte Fabel; es treten eine Menge der wunderlich- ſten Narren nach einander auf, man weis weder wie, noch warum; und ihr Geſpräch iſt überall durch ein Paar Freunde des Ver- faſſers unterbrochen, die unter dem Namen Grex eingeführt ſind, und Betrachtung über die Charaktere der Perſonen und über die Kunſt des Dichters, ſie zu behandeln, an- ſtellen. Das aus ſeinem Humor, out of his Humour, zeigt an, daß alle die Per- ſonen in Umſtände gerathen, in welchen ſie ihres Humors ſatt und überdrüßig werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0333" n="327"/> <p>„Auch hierinn, müſſen wir anmerken, iſt<lb/> „Shakeſpear, ſo wie in allen andern noch we-<lb/> „ſentlichern Schönheiten des Drama, ein voll-<lb/> „kommenes Muſter. Wer ſeine Komödien in<lb/> „dieſer Abſicht aufmerkſam durchleſen will, wird<lb/> „finden, daß ſeine <hi rendition="#g">auch noch ſo kräftig<lb/> „gezeichneten Charaktere,</hi> den größten<lb/> „Theil ihrer Rollen durch, ſich vollkommen<lb/> „wie alle andere ausdrücken, und ihre weſent-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„lichen</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_30_5" prev="#seg2pn_30_4" place="foot" n="(*)">Von den genannten zwey Stücken des John-<lb/> ſon hat das erſte, <hi rendition="#g">Jedermann in ſei-<lb/> nem Humor</hi>, den vom Hurd hier gerüg-<lb/> ten Fehler weit weniger. Der Humor, den<lb/> die Perſonen deſſelben zeigen, iſt weder ſo<lb/> individuell, noch ſo überladen, daß er mit<lb/> der gewöhnlichen Natur nicht beſtehen könn-<lb/> te; ſie ſind auch alle zu einer gemeinfchaft-<lb/> lichen Handlung ſo ziemlich verbunden. Jn<lb/> dem zweyten hingegen, <hi rendition="#g">Jedermann aus<lb/> ſeinem Humor</hi>, iſt faſt nicht die geringſte<lb/> Fabel; es treten eine Menge der wunderlich-<lb/> ſten Narren nach einander auf, man weis<lb/> weder wie, noch warum; und ihr Geſpräch<lb/> iſt überall durch ein Paar Freunde des Ver-<lb/> faſſers unterbrochen, die unter dem Namen<lb/><hi rendition="#aq">Grex</hi> eingeführt ſind, und Betrachtung über<lb/> die Charaktere der Perſonen und über die<lb/> Kunſt des Dichters, ſie zu behandeln, an-<lb/> ſtellen. Das <hi rendition="#g">aus ſeinem Humor</hi>, <hi rendition="#aq">out<lb/> of his Humour,</hi> zeigt an, daß alle die Per-<lb/> ſonen in Umſtände gerathen, in welchen ſie<lb/> ihres Humors ſatt und überdrüßig werden.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [327/0333]
„Auch hierinn, müſſen wir anmerken, iſt
„Shakeſpear, ſo wie in allen andern noch we-
„ſentlichern Schönheiten des Drama, ein voll-
„kommenes Muſter. Wer ſeine Komödien in
„dieſer Abſicht aufmerkſam durchleſen will, wird
„finden, daß ſeine auch noch ſo kräftig
„gezeichneten Charaktere, den größten
„Theil ihrer Rollen durch, ſich vollkommen
„wie alle andere ausdrücken, und ihre weſent-
„lichen
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(*) Von den genannten zwey Stücken des John-
ſon hat das erſte, Jedermann in ſei-
nem Humor, den vom Hurd hier gerüg-
ten Fehler weit weniger. Der Humor, den
die Perſonen deſſelben zeigen, iſt weder ſo
individuell, noch ſo überladen, daß er mit
der gewöhnlichen Natur nicht beſtehen könn-
te; ſie ſind auch alle zu einer gemeinfchaft-
lichen Handlung ſo ziemlich verbunden. Jn
dem zweyten hingegen, Jedermann aus
ſeinem Humor, iſt faſt nicht die geringſte
Fabel; es treten eine Menge der wunderlich-
ſten Narren nach einander auf, man weis
weder wie, noch warum; und ihr Geſpräch
iſt überall durch ein Paar Freunde des Ver-
faſſers unterbrochen, die unter dem Namen
Grex eingeführt ſind, und Betrachtung über
die Charaktere der Perſonen und über die
Kunſt des Dichters, ſie zu behandeln, an-
ſtellen. Das aus ſeinem Humor, out
of his Humour, zeigt an, daß alle die Per-
ſonen in Umſtände gerathen, in welchen ſie
ihres Humors ſatt und überdrüßig werden.
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