Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Emilia Galotti.


Marinelli. (leise zu dem Obersten den er bey Seite
ziehet)
Mein Herr, ich muß Sie hier mit einer
Dame lassen, die -- der -- mit deren Verstan-
de -- Sie verstehen mich. Jch sage Jhnen die-
ses, damit Sie wissen, was Sie auf ihre Reden
zu geben haben, -- deren sie oft sehr seltsame füh-
ret. Am besten, Sie lassen sich mit ihr nicht
ins Wort.
Odoardo. Recht wohl. -- Eilen Sie nur,
mein Herr.
Siebenter Auftritt.
Die Gräfinn Orsina. Odoardo Galotti.
Orsina. (nach einigem Stillschweigen, unter welchem
sie den Obersten mit Mitleid betrachtet; so wie er sie, mit
einer flüchtigen Neugierde)
Was er Jhnen auch da ge-
sagt hat, unglücklicher Mann! --
Odoardo. (halb vor sich, halb gegen sie) Unglück-
licher?
Orsina. Eine Wahrheit war es gewiß
nicht; -- am wenigften eine von denen, die auf
Sie warten.
Odoar-
Emilia Galotti.


Marinelli. (leiſe zu dem Oberſten den er bey Seite
ziehet)
Mein Herr, ich muß Sie hier mit einer
Dame laſſen, die — der — mit deren Verſtan-
de — Sie verſtehen mich. Jch ſage Jhnen die-
ſes, damit Sie wiſſen, was Sie auf ihre Reden
zu geben haben, — deren ſie oft ſehr ſeltſame fuͤh-
ret. Am beſten, Sie laſſen ſich mit ihr nicht
ins Wort.
Odoardo. Recht wohl. — Eilen Sie nur,
mein Herr.
Siebenter Auftritt.
Die Graͤfinn Orſina. Odoardo Galotti.
Orſina. (nach einigem Stillſchweigen, unter welchem
ſie den Oberſten mit Mitleid betrachtet; ſo wie er ſie, mit
einer fluͤchtigen Neugierde)
Was er Jhnen auch da ge-
ſagt hat, ungluͤcklicher Mann! —
Odoardo. (halb vor ſich, halb gegen ſie) Ungluͤck-
licher?
Orſina. Eine Wahrheit war es gewiß
nicht; — am wenigften eine von denen, die auf
Sie warten.
Odoar-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0122" n="118"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Emilia Galotti</hi>.</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker>
            <stage>(lei&#x017F;e zu dem Ober&#x017F;ten den er bey Seite<lb/>
ziehet)</stage>
            <p>Mein Herr, ich muß Sie hier mit einer<lb/>
Dame la&#x017F;&#x017F;en, die &#x2014; der &#x2014; mit deren Ver&#x017F;tan-<lb/>
de &#x2014; Sie ver&#x017F;tehen mich. Jch &#x017F;age Jhnen die-<lb/>
&#x017F;es, damit Sie wi&#x017F;&#x017F;en, was Sie auf ihre Reden<lb/>
zu geben haben, &#x2014; deren &#x017F;ie oft &#x017F;ehr &#x017F;elt&#x017F;ame fu&#x0364;h-<lb/>
ret. Am be&#x017F;ten, Sie la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich mit ihr nicht<lb/>
ins Wort.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ODO">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Odoardo.</hi> </speaker>
            <p>Recht wohl. &#x2014; Eilen Sie nur,<lb/>
mein Herr.</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebenter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">Die Gra&#x0364;finn Or&#x017F;ina. Odoardo Galotti.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#ORS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Or&#x017F;ina.</hi> </speaker>
            <stage>(nach einigem Still&#x017F;chweigen, unter welchem<lb/>
&#x017F;ie den Ober&#x017F;ten mit Mitleid betrachtet; &#x017F;o wie er &#x017F;ie, mit<lb/>
einer flu&#x0364;chtigen Neugierde)</stage>
            <p>Was er Jhnen auch da ge-<lb/>
&#x017F;agt hat, unglu&#x0364;cklicher Mann! &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ODO">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Odoardo.</hi> </speaker>
            <stage>(halb vor &#x017F;ich, halb gegen &#x017F;ie)</stage>
            <p>Unglu&#x0364;ck-<lb/>
licher?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ORS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Or&#x017F;ina.</hi> </speaker>
            <p>Eine Wahrheit war es gewiß<lb/>
nicht; &#x2014; am wenigften eine von denen, die auf<lb/>
Sie warten.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Odoar-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0122] Emilia Galotti. Marinelli. (leiſe zu dem Oberſten den er bey Seite ziehet) Mein Herr, ich muß Sie hier mit einer Dame laſſen, die — der — mit deren Verſtan- de — Sie verſtehen mich. Jch ſage Jhnen die- ſes, damit Sie wiſſen, was Sie auf ihre Reden zu geben haben, — deren ſie oft ſehr ſeltſame fuͤh- ret. Am beſten, Sie laſſen ſich mit ihr nicht ins Wort. Odoardo. Recht wohl. — Eilen Sie nur, mein Herr. Siebenter Auftritt. Die Graͤfinn Orſina. Odoardo Galotti. Orſina. (nach einigem Stillſchweigen, unter welchem ſie den Oberſten mit Mitleid betrachtet; ſo wie er ſie, mit einer fluͤchtigen Neugierde) Was er Jhnen auch da ge- ſagt hat, ungluͤcklicher Mann! — Odoardo. (halb vor ſich, halb gegen ſie) Ungluͤck- licher? Orſina. Eine Wahrheit war es gewiß nicht; — am wenigften eine von denen, die auf Sie warten. Odoar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/122
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/122>, abgerufen am 23.11.2024.