Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.Emilia Galotti. Der Prinz. Wer sich den Eindrücken, die Unschuld und Schönheit auf ihn machen, ohne weitere Rücksicht, so ganz überlassen darf; -- ich dächte, der wäre eher zu beneiden, als zu be- lachen. -- Und wie heißt denn die Glückliche? -- Denn bey alle dem ist Appiani -- ich weiß wohl, daß Sie, Marinelli, ihn nicht leiden können; eben so wenig als er Sie -- bey alle dem ist er doch ein sehr würdiger junger Mann, ein schöner Mann, ein reicher Mann, ein Mann voller Ehre. Jch hätte sehr gewünscht, ihn mir verbinden zu können. Jch werde noch darauf denken. Marinilli. Wenn es nicht zu spät ist. -- Denn so viel ich höre, ist sein Plan gar nicht, bey Hofe sein Glück zu machen. -- Er will mit sei- ner Gebietherinn nach seinen Thälern von Pie- mont: -- Gemsen zu jagen, auf den Alpen; und Murmelthiere abzurichten. -- Was kann er besseres thun? Hier ist es durch das Mißbündniß, welches er trift, mit ihm doch aus. Der Zir- kel der ersten Häußer ist ihm von nun an ver- schlossen -- -- Der B 3
Emilia Galotti. Der Prinz. Wer ſich den Eindruͤcken, die Unſchuld und Schoͤnheit auf ihn machen, ohne weitere Ruͤckſicht, ſo ganz uͤberlaſſen darf; — ich daͤchte, der waͤre eher zu beneiden, als zu be- lachen. — Und wie heißt denn die Gluͤckliche? — Denn bey alle dem iſt Appiani — ich weiß wohl, daß Sie, Marinelli, ihn nicht leiden koͤnnen; eben ſo wenig als er Sie — bey alle dem iſt er doch ein ſehr wuͤrdiger junger Mann, ein ſchoͤner Mann, ein reicher Mann, ein Mann voller Ehre. Jch haͤtte ſehr gewuͤnſcht, ihn mir verbinden zu koͤnnen. Jch werde noch darauf denken. Marinilli. Wenn es nicht zu ſpaͤt iſt. — Denn ſo viel ich hoͤre, iſt ſein Plan gar nicht, bey Hofe ſein Gluͤck zu machen. — Er will mit ſei- ner Gebietherinn nach ſeinen Thaͤlern von Pie- mont: — Gemſen zu jagen, auf den Alpen; und Murmelthiere abzurichten. — Was kann er beſſeres thun? Hier iſt es durch das Mißbuͤndniß, welches er trift, mit ihm doch aus. Der Zir- kel der erſten Haͤußer iſt ihm von nun an ver- ſchloſſen — — Der B 3
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Emilia Galotti.
Der Prinz. Wer ſich den Eindruͤcken, die
Unſchuld und Schoͤnheit auf ihn machen, ohne
weitere Ruͤckſicht, ſo ganz uͤberlaſſen darf; —
ich daͤchte, der waͤre eher zu beneiden, als zu be-
lachen. — Und wie heißt denn die Gluͤckliche? —
Denn bey alle dem iſt Appiani — ich weiß wohl,
daß Sie, Marinelli, ihn nicht leiden koͤnnen;
eben ſo wenig als er Sie — bey alle dem iſt er
doch ein ſehr wuͤrdiger junger Mann, ein ſchoͤner
Mann, ein reicher Mann, ein Mann voller Ehre.
Jch haͤtte ſehr gewuͤnſcht, ihn mir verbinden zu
koͤnnen. Jch werde noch darauf denken.
Marinilli. Wenn es nicht zu ſpaͤt iſt. —
Denn ſo viel ich hoͤre, iſt ſein Plan gar nicht, bey
Hofe ſein Gluͤck zu machen. — Er will mit ſei-
ner Gebietherinn nach ſeinen Thaͤlern von Pie-
mont: — Gemſen zu jagen, auf den Alpen;
und Murmelthiere abzurichten. — Was kann er
beſſeres thun? Hier iſt es durch das Mißbuͤndniß,
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