Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.res. Aber wenn ich bey dem Aesopus lese *: Und das ist so begreifflich, sollte ich meinen, daß dem, * Fab. Aesop. 316. M 3
res. Aber wenn ich bey dem Aeſopus leſe *: Und das iſt ſo begreifflich, ſollte ich meinen, daß dem, * Fab. Aeſop. 316. M 3
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res. Aber wenn ich bey dem Aeſopus leſe *: Φασιν,
ὁτε φωνεεντα ἠν τα ζωα, την ὀϊν προς τον δεσποτην
εἰπειν: „Damals, als die Thiere noch redeten, ſoll
„das Schaf zu ſeinem Hirten geſagt haben:„ ſo iſt
es ja wohl offenbar, daß mir der Fabuliſt nichts
wunderbares erzehlen will; ſondern vielmehr etwas,
das zu der Zeit, die er mit Erlaubniß ſeines Leſers
annimmt, dem gemeinen Lauffe der Natur vollkom-
men gemäß war.
Und das iſt ſo begreifflich, ſollte ich meinen, daß
ich mich ſchämen muß, noch ein Wort hinzuzuthun.
Ich komme vielmehr ſogleich auf die wahre Urſa-
che, — die ich wenigſtens für die wahre halte, —
warum der Fabuliſt die Thiere oft zu ſeiner Abſicht
bequemer findet, als die Menſchen. — Ich ſetze ſie
in die allgemein bekannte Beſtandtheit der
Charaktere. — Geſetzt auch, es wäre noch ſo leicht,
in der Geſchichte ein Exempel zu finden, in welchem
ſich dieſe oder jene moraliſche Wahrheit anſchauend
erkennen lieſſe. Wird ſie ſich deswegen von jedem,
ohne Ausnahme, darinn erkennen laſſen? Auch von
dem,
* Fab. Aeſop. 316.
M 3
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