Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.entweder möglich, vorausgesetzt, daß diese und jene Ich will diese meine Eintheilung noch durch einige gelegt,
entweder möglich, vorausgeſetzt, daß dieſe und jene Ich will dieſe meine Eintheilung noch durch einige gelegt,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0222" n="202"/> entweder möglich, vorausgeſetzt, daß dieſe und jene<lb/> Weſen exiſtiren; oder er iſt es, vorausgeſetzt, daß<lb/> dieſe und jene wirklich exiſtirende Weſen (nicht <hi rendition="#fr">an-<lb/> dere</hi> Eigenſchaften, als ihnen zukommen; denn ſonſt<lb/> würden ſie zu andere Weſen werden, ſondern) die<lb/> ihnen wirklich zukommenden Eigenſchaften in einem<lb/><hi rendition="#fr">höhern Grade,</hi> in einem weitern Umfange be-<lb/> ſitzen. Jene Fabeln, worinn die Subjecte voraus-<lb/> geſetzt werden, wollte ich <hi rendition="#fr">mythiſche</hi> Fabeln nen-<lb/> nen; und dieſe, worinn nur <hi rendition="#fr">erhöhtere</hi> Eigenſchaf-<lb/> ten wirklicher Subjecte angenommen werden, wür-<lb/> de ich, wenn ich das Wort anders wagen darf,<lb/><hi rendition="#fr">hyperphyſiſche</hi> Fabeln nennen. —</p><lb/> <p>Ich will dieſe meine Eintheilung noch durch einige<lb/> Beyſpiele erläutern. Die Fabel, der Blinde und<lb/> der Lahme; die zwey kämpfenden Hähne; der Vo-<lb/> gelſteller und die Schlange; der Hund und der<lb/> Gärtner, ſind lauter <hi rendition="#fr">vernünftige</hi> Fabeln, ob ſchon<lb/> bald lauter Thiere, bald Menſchen und Thiere<lb/> darinn vorkommen; denn der darinn enthaltene<lb/> Fall iſt ſchlechterdings möglich, oder mit <hi rendition="#fr">Wolfen</hi><lb/> zu reden, es wird den Subjecten nichts darinn bey-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gelegt,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0222]
entweder möglich, vorausgeſetzt, daß dieſe und jene
Weſen exiſtiren; oder er iſt es, vorausgeſetzt, daß
dieſe und jene wirklich exiſtirende Weſen (nicht an-
dere Eigenſchaften, als ihnen zukommen; denn ſonſt
würden ſie zu andere Weſen werden, ſondern) die
ihnen wirklich zukommenden Eigenſchaften in einem
höhern Grade, in einem weitern Umfange be-
ſitzen. Jene Fabeln, worinn die Subjecte voraus-
geſetzt werden, wollte ich mythiſche Fabeln nen-
nen; und dieſe, worinn nur erhöhtere Eigenſchaf-
ten wirklicher Subjecte angenommen werden, wür-
de ich, wenn ich das Wort anders wagen darf,
hyperphyſiſche Fabeln nennen. —
Ich will dieſe meine Eintheilung noch durch einige
Beyſpiele erläutern. Die Fabel, der Blinde und
der Lahme; die zwey kämpfenden Hähne; der Vo-
gelſteller und die Schlange; der Hund und der
Gärtner, ſind lauter vernünftige Fabeln, ob ſchon
bald lauter Thiere, bald Menſchen und Thiere
darinn vorkommen; denn der darinn enthaltene
Fall iſt ſchlechterdings möglich, oder mit Wolfen
zu reden, es wird den Subjecten nichts darinn bey-
gelegt,
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