Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.wendigen und Unnüzen. So charakterisirt ihn de Auch Phädrus, der sich vornahm die Erfindun- Aber la Fontaine? Dieses sonderbare Genie! Fabel O 5
wendigen und Unnüzen. So charakteriſirt ihn de Auch Phädrus, der ſich vornahm die Erfindun- Aber la Fontaine? Dieſes ſonderbare Genie! Fabel O 5
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wendigen und Unnüzen. So charakteriſirt ihn de
la Motte; und richtig. Dieſe Präciſion und
Kürze, worinn er ein ſo groſſes Muſter war, fan-
den die Alten der Natur der Fabel auch ſo angemeſ-
ſen, daß ſie eine allgemeine Regel daraus machten.
Theon unter andern dringet mit den ausdrück-
lichſten Worten darauf.
Auch Phädrus, der ſich vornahm die Erfindun-
gen des Aeſopus in Verſen auszubilden, hat offen-
bar den feſten Vorſatz gehabt, ſich an dieſe Regel
zu halten; und wo er davon abgekommen iſt, ſchei-
net ihn das Sylbenmaaß und der poetiſchere Styl,
in welchen uns auch das allerſimpelſte Sylbenmaaß
wie unvermeidlich verſtrickt, gleichſam wider ſeinen
Willen davon abgebracht zu haben.
Aber la Fontaine? Dieſes ſonderbare Genie!
La Fontaine! Nein wider ihn ſelbſt habe ich nichts;
aber wider ſeine Nachahmer; wider ſeine blinden
Verehrer! La Fontaine kannte die Alten zu gut,
als daß er nicht hätte wiſſen ſollen, was ihre Muſter
und die Natur zu einer vollkommenen Fabel erfor-
derten. Er wußte es, daß die Kürze die Seele der
Fabel
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