Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.ten, aber * S. die erste Fabel des dritten Buchs.
ten, aber * S. die erſte Fabel des dritten Buchs.
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ten, „daß dieſes nur Zierathen ſolcher Erzehlungen
„ſind, die vornehmlich zur Beluſtigung gemacht
„werden. Und für eine ſolche Erzehlung hält er die
Fabel? Warum bin ich ſo eigenſinnig, ſie auch nicht
dafür zu halten? Warum habe ich nur ihren Nutzen
im Sinne? Warum glaube ich, daß dieſer Nutzen
ſeinem Weſen nach ſchon anmuthig genug iſt, um
aller fremden Annehmlichkeiten entbehren zu kön-
nen? Freylich geht es dem la Fontaine, und allen
ſeinen Nachahmern, wie meinem Manne mit dem
Bogen *; der Mann wollte, daß ſein Bogen mehr
als glatt ſey; er ließ Zierathen darauf ſchnitzen; und
der Künſtler verſtand ſehr wohl, was für Zierathen
auf einen Bogen gehörten; er ſchnitzte eine Jagd
darauf: nun will der Mann den Bogen verſuchen,
und er zerbricht. Aber war das die Schuld des
Künſtlers? Wer hieß den Mann, ſo wie zuvor da-
mit zu ſchieſſen? Er hätte den geſchnitzten Bogen
nunmehr fein in ſeiner Rüſtkammer aufhängen, und
ſeine Augen daran weiden ſollen! Mit einem ſolchen
Bogen ſchieſſen zu wollen! — Freylich würde nun auch
Plato, der die Dichter alle mit ſamt ihrem Ho-
mer, aus ſeiner Republick verbannte, dem Aeſopus
aber
* S. die erſte Fabel des dritten Buchs.
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